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ROUNDUP/VW-Tochter Traton: 2020 womöglich Verlust - 'Drastischer Absatzrückgang'

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Volkswagen <DE0007664039>-Nutzfahrzeugholding Traton <DE000TRAT0N7> kann wegen der Kaufzurückhaltung der Kunden einen Verlust im Gesamtjahr nicht ausschließen. Zwar ist der neue Traton-Chef Matthias Gründler zuversichtlich für eine gewisse Erholung in der zweiten Jahreshälfte. "Da sich unser Geschäft nach dem starken Einbruch im April langsam stabilisiert hat, rechnen wir für das laufende Quartal mit einer schrittweisen Erholung der Verkäufe, sofern die Zahl der Neuinfektionen nicht erneut ansteigt", sagte der Manager.

Im Gesamtjahr kann die Gruppe aus MAN <DE0005937007>, Scania <SE0000308280> und der südamerikanischen Volkswagen Caminhões e Ônibus wegen des insgesamt erwarteten "drastischen Absatzrückgangs" aber einen operativen Verlust nicht ausschließen.

Die Traton-Aktie lag vor dem Wochenende 2,6 Prozent im Minus bei 16,91 Euro. VW hatte gut 10 Prozent der Anteile an Traton vor rund einem Jahr zu einem Preis von 27 Euro je Aktie an die Börse gebracht. Insgesamt wird das Geschäft am Markt derzeit mit rund 8,7 Milliarden Euro bewertet.

Die Truck-Branche stand schon vor der Corona-Pandemie vor einem Abschwung. Auch Rivale Daimler <DE0007100000> hat derzeit im Lkw- und Busgeschäft schwer zu knabbern und will wie Traton auch die Kosten senken. In der Krise stellen die Kunden aus der Speditionsbranche ihre Neuinvestitionen aber erstmal zurück. Im zweiten Quartal sackten die Bestellungen für Lkw und Busse bei Traton im Jahresvergleich um 41 Prozent auf 33 270 Fahrzeuge ab.

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Bei MAN plant das Traton-Management derzeit einen möglicherweise tausende Stellen umfassenden Arbeitsplatzabbau. Allerdings hatte es zwischen Arbeitnehmern und dem bis Mitte Juli amtierenden Ex-Traton-Chef Andreas Renschler Streit darum gegeben. Renschler hatte dann den Stuhl für Gründler räumen müssen, der bis vor zwei Jahren Finanzchef bei der Traton-Vorläuferin VW <DE0007664039> Truck & Bus war und davor bei Daimler gearbeitet hatte.

Der bei Scania laufende Arbeitsplatzabbau von rund 5000 Stellen gehe weiter, hieß es in einer Telefonkonferenz. Bei MAN sind laut Berichten rund 6000 von 36 000 Stellen weltweit gefährdet. Der im Zuge der VW-Personalrochade Anfang Juli als MAN-Chef von Wolfsburg nach München geschickte Andreas Tostmann werde nun in einem ersten Schritt die Optionen prüfen, sagte Gründler. Nach der Sommerpause sollen dann erste Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern von MAN aufgenommen werden. Tostmann war zuvor Produktionschef bei der Volkswagen-Kernmarke VW Pkw.

Die Arbeitnehmer hatten sich von Aussagen Renschlers zu einem Arbeitsplatzabbau zuletzt überrumpelt gefühlt und entsprechende Gespräche an Bedingungen geknüpft. Unter anderem wollen sie die Eigenständigkeit der Marken MAN und Scania garantiert sehen. Renschler hatte in seinem Effizienzprogramm Druck gemacht, die Kosten durch gemeinsame Anstrengungen bei Forschung und Entwicklung deutlich zu senken.

MAN und Scania waren sich früher als Rivalen spinnefeind, bis VW sie in einem gemeinsamen Nutzfahrzeuggeschäft zusammenführte, auch um den bei schweren Nutzfahrzeugen weltweit führenden Daimler-Konzern anzugreifen. Derzeit steht ein milliardenschweres Übernahmeangebot von Traton an den US-Partner Navistar im Raum. Das Traton-Management wollte dazu am Freitag nichts sagen. VW-Konzern-Finanzchef Frank Witter hatte am Vortag eingeräumt, dass es in den Übernahmegesprächen mit den Amerikanern in den vergangenen Wochen auch wegen Corona nicht so recht vorangegangen sei.

VW hatte für die restlichen Anteile am US-Hersteller bereits Ende Januar 35 Dollar je Aktie geboten, insgesamt 2,9 Milliarden Dollar. Knapp 17 Prozent hält Traton bereits an Navistar. Mit einem Zukauf wäre VW auch endlich auf dem so wichtigen US-amerikanischen Nutzfahrzeugmarkt eine Hausnummer.

Der Umsatz von Traton fiel im zweiten Quartal um 38 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, weil der Absatz um mehr als die Hälfte zurückging. Im operativen Geschäft stand ein Verlust von 382 Millionen Euro nach einem Gewinn von 585 Millionen Euro vor einem Jahr zu Buche. Auch unter dem Strich rutschte Traton in die roten Zahlen und schrieb einen Verlust von 385 Millionen Euro nach 408 Millionen Euro Gewinn vor einem Jahr.