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ROUNDUP: Varta kämpft mit Problemen bei Knopfzellen - Aktie fällt stark

ELLWANGEN (dpa-AFX) - Der Batteriekonzern Varta <DE000A0TGJ55> kämpft weiter mit einer Nachfrageschwäche bei den sonst so wachstumsstarken Lithium-Ionen-Knopfzellen. Weil unter anderem bei den Kunden Teile fehlten, um etwa kabellose Kopfhörer fertigzustellen, hakt es auch beim einst boomenden Hauptgeschäft der Ellwanger. Zwar bleibt die Nachfrage nach Haushaltsbatterien und das Wachstum bei Energiespeichern hoch - das kann die Malaise bei den kleinen wiederaufladbaren Knopfzellen-Batterien aber derzeit kaum ausgleichen. Das Varta-Management blieb zwar in der Erwartung einer Erholung bei der Jahresprognose. Für das zweite Quartal steht aber ein weiterer Rückgang beim Ergebnis ins Haus. Die Aktie sackte weiter deutlich ab.

Das im MDax <DE0008467416> notierte Papier des Unternehmens rutschte am Vormittag um bis zu 15 Prozent auf 67,88 Euro ab. Damit setzt sie ihren schwachen Trend der letzten Monate fort. Die Ziele für das Gesamtjahr hängen immer mehr von einer späten Erholung ab, erklärte ein Börsianer die Verunsicherung der Anleger. Allein in diesem Jahr hat der Kurs bereits rund 40 Prozent verloren. Im vergangenen August war die Aktie sogar noch fast 166 Euro wert und damit mehr als doppelt so viel wie derzeit.

Allerdings waren die Anleger in den wachstumsstarken Jahren zuvor auch verwöhnt worden - noch Anfang 2019 hatte der Kurs bei um die 25 Euro gelegen. Die Varta-Papiere gehörten in Deutschland zu den sogenannten Meme-Aktien, die im vergangenen Jahr immer wieder für Furore sorgten. Darunter versteht man Papiere, die von auf Internet-Plattformen wie Reddit organisierten Kleinanlegern in die Höhe getrieben werden. Fundamentale Gründe gab es dafür nicht. Der Kurs der Varta-Aktie kletterte deshalb Anfang 2021 innerhalb weniger Tage um mehr als 50 Prozent auf das Rekordhoch von gut 181 Euro.

Nach dem bereits in Aussicht gestellten deutlichen Rücksetzer in den ersten drei Monaten soll der Umsatz im zweiten Quartal zwischen 195 und 205 Millionen Euro und damit über dem Vorjahreswert liegen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erwartet das Unternehmen zwischen 34 und 38 Millionen Euro deutlich unter den über 50 Millionen Euro aus dem Vorjahr. Sowohl bei Umsatz als auch Ergebnis hatten Analysten bisher mehr auf dem Zettel.

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"Varta ist und bleibt ein sehr gesundes Unternehmen - auch wenn die globalen Krisen nicht spurlos an uns vorübergehen", sagte Finanzchef Armin Hessenberger. Dabei ist der Konzern vom Ukraine-Krieg und auch den Corona-Einschränkungen nicht direkt betroffen. Die eigene Produktion sei bis dato nicht von Ausfällen betroffen und auch die eigenen Lieferketten seien intakt, hieß es. Einige der Kunden sind den Angaben zufolge aber von coronabedingten Ausfällen bei Rohstoff- und Halbleiterlieferungen sowie von lokalen Shutdowns von Produktionsanlagen betroffen.

Im ersten Quartal war der Erlös wie bereits angedeutet um neun Prozent auf 185 Millionen Euro geschrumpft, die Sparte mit kleinen wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Knopfzellen musste einen empfindlichen Rücksetzer hinnehmen. Varta reagiert auf die Nachfrageschwäche mit zeitweisen Kapazitätsanpassungen und Kosteneinsparungen.

Allerdings kann das Unternehmen nach eigenen Angaben schnell wieder zur Vollauslastung übergehen und auch zusätzlich produzieren, sollte die Nachfrage wieder anspringen. Im zweiten Halbjahr rechnet das Management mit neuen Produkteinführungen der Kunden, die zu einer deutlichen Geschäftsbelebung beitragen sollen. Großer Abnehmer ist etwa der Elektronikriese Samsung <KR7005930003>, auch Apple <US0378331005> gilt mit seinen Airpod-Kopfhörern als Nutzer der Akkubatterien von Varta.

Varta baut Vorräte bei Rohstoffen und Fertigwaren auf, um Lieferfähigkeit herzustellen, wie es hieß. "Varta investiert weiter in das Lithium-Ionen-Geschäft und wir erweitern hier unser Portfolio", sagte Vorstandschef Herbert Schein. In den Bereichen Garten- und Heimgeräte, Werkzeuge für Handwerker, bei industriellen Anwendungen und im Autobau sieht der Manager Chancen für großformatige Lithium-Ionen-Rundzellen. "Das Interesse der Kunden ist sehr groß", versicherte Schein. Mehrere zehntausend hochleistungsfähige Rundzellen gingen pro Monat testweise an die Kunden, hieß es.

Die Kosten für den Anlauf dieser großen Zellen belasten aber, während erste Umsätze erst 2024 erwartet werden, wie Finanzchef Hessenberger einräumte. Steigende Rohstoff- und Energiekosten können zudem nur zeitverzögert an die Kunden weitergegeben werden. Das operative Ergebnis sackte im ersten Quartal um über ein Drittel auf 38 Millionen Euro ab. Unter dem Strich fiel der Gewinn auf 6 Millionen Euro - nur noch ein Viertel des Ergebnisses von vor einem Jahr.

Trotz der Krisen halte das Management an den Jahreszielen fest, hieß es. Varta rechnet mit einem Umsatz von 950 Millionen Euro bis zu einer Milliarde. Im Vorjahr waren es 903 Millionen Euro - das Wachstum soll im besten Fall also rund 10 Prozent betragen. Das bereinigte operative Ergebnis peilt das Management weiter bei 260 bis 280 Millionen Euro ein und damit auch im positiven Fall etwas unter den 283 Millionen Euro aus dem Vorjahr.