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ROUNDUP: Teure Energie - Chemiebranche kürzt Produktionsprognose erneut

FRANKFURT (dpa-AFX) - Wegen der stark steigenden Energiepreise drosselt die deutsche Chemie- und Pharmabranche ihre Produktion immer weiter. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) erwartet nun, dass die Herstellung in der Branche in diesem Jahr um 5,5 Prozent schrumpfen wird. Die Produktion der Chemie alleine betrachtet dürfte gar um 8,5 Prozent zurückgehen, teilte der VCI am Mittwoch in Frankfurt mit. Der Branchenumsatz könnte wegen einer Preissteigerung in Höhe von 21,5 Prozent zwar immer noch zweistellig wachsen, aber ein Grund zur Freude ist dies nicht. Denn das Umsatzplus sei ausschließlich kostengetrieben, heißt wegen hoher Kosten steigen die Verkaufspreise. Eine Nachfragebelebung ist das nicht.

"Wir müssen uns im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen, um diesen Winter und auch das kommende Jahr zu überstehen", sagte VCI-Präsident Christian Kullmann. "Die Drosselung der Produktion ist ein erster Schritt. Wenn bestimmte Prozesse ganz stillgelegt werden müssen, laufen sie möglicherweise nie wieder an." Bisher hatte der Verband mit einem Produktionsrückgang von 1,5 Prozent gerechnet und mit einem Minus von 4 Prozent für das reine Chemiegeschäft.

Die Stimmung in der Branche habe sich aufgrund der aktuellen Entwicklungen deutlich eingetrübt, teilte der Verband weiter mit. Die Geschäftserwartungen seien im Keller. Die Chemie- und Pharmaindustrie rechne überwiegend mit einem sehr schwierigen zweiten Halbjahr. Während die chinesische Wirtschaft durch die Null-Covid-Strategie, Immobilienkrise und sinkende Konsumlaune erheblich geschwächt sei, sei die US-Wirtschaft bereits das zweite Quartal in Folge geschrumpft.

Die Europäische Union (EU) werde aufgrund der anhaltenden Störungen der globalen Lieferketten, deutlich gestiegener Energiepreise und hoher Inflationsraten sowie wegen der daraus folgenden Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) voraussichtlich in eine Rezession stürzen. Dies gelte insbesondere für Deutschland. Dort hätte der "energiepolitische Sonderweg" im internationalen Vergleich zu besonders hohen - teils existenzbedrohenden - Energiepreisen geführt.

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Der Gaspreis habe sich im zweiten Jahresviertel in Deutschland durchschnittlich mit über 100 Euro pro Megawattstunde im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht. Der Strompreis habe immer wieder Spitzenwerte erreicht. Aber auch die Preise für Rohöl erhöhten sich. Eine Entspannung auf den Energiemärkten ist nach Einschätzung des VCI nicht in Sicht. Hinzu komme die Unsicherheit, ob im Winter eine Rationierung des Gases nötig sein werde. Vor allem in Süddeutschland drohe eine Versorgungslücke.

Die Vorbereitungen der Branche für eine solche Notlage liefen zwar auf Hochtouren, viele Unternehmen dürften jedoch im Falle einer Gasmangellage gezwungen sein, gasintensive Anlagen zu drosseln beziehungsweise stillzulegen.

So will der weltgrößte Chemiekonzern BASF <DE000BASF111>, der zu den Gas-Großverbrauchern in Europa gehört, Erdgas etwa durch Heizöl ersetzen - soweit technisch möglich. Bei Anlagen, die große Mengen an Erdgas benötigen, will die Dax-Firma die Produktion laut Unternehmenschef Martin Brudermüller reduzieren. Dazu zählten etwa die Ammoniakanlagen. Dies sei eine gängige Praxis in der chemischen Industrie, etwa bei unwirtschaftlichen Margen.

Die Chemie- und Pharmaindustrie mit mehr als 473 000 Beschäftigten ist von der Energiekrise besonders betroffen. Die Branche ist laut VCI mit einem Anteil von 15 Prozent größter deutscher Gasverbraucher, knapp ein Drittel des Industrieverbrauchs entfällt auf sie. Sie braucht Gas als Energiequelle und als Rohstoff zur Weiterverarbeitung - etwa in Kunststoffen, Arzneien oder Düngemitteln. Der Branche machen auch gestörte Lieferketten sowie die schwächelnde Wirtschaft zu schaffen. Gerade die Chemieindustrie ist als Lieferant etwa für die Auto-, Konsumgüter- und Bauindustrie konjunkturabhängig.

Im zweiten Quartal sank die Produktion in der Chemie- und Pharmabranche um 6,4 Prozent zum Vorquartal. Der Umsatz wuchs wegen stark steigender Preise um 3,4 Prozent auf 64,9 Milliarden Euro. Die Kapazitätsauslastung der Branche habe mit 81,4 Prozent weiterhin unter der Normalauslastung gelegen, hieß es vom VCI weiter.