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ROM/LAMPEDUSA (dpa-AFX) -Die Ankunft Tausender Bootsmigranten innerhalb weniger Tage bringt die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa an ihre Grenzen. In dem völlig überfüllten Erstaufnahmelager im Zentrum der kleinen Insel kam es am Donnerstag teils zu chaotischen Szenen. Auf Videos war zu sehen, wie die Menschen - viele erkennbar erschöpft - dicht gedrängt in der prallen Sonne ausharrten, ihnen gegenüber standen Sicherheitskräfte vor den Toren des Lagers. In dem Getümmel kam Unruhe auf. In italienischen Medien war von einer "explosiven" Stimmung zu lesen.
Seit Wochenbeginn haben weit mehr als 8000 Bootsmigranten die kleine Insel zwischen Sizilien und Nordafrika erreicht. Allein am Dienstag kamen rund 5000 Menschen an. Wegen der Nähe zur tunesischen Küstenstadt Sfax gehört Lampedusa seit Jahren zu den Brennpunkten der Migration nach Europa. Der Stadtrat der Insel rief angesichts der zugespitzten Lage am Mittwochabend den Notstand aus. Unklar war, welche genauen Folgen dies hat. Bürgermeister Filippo Mannino forderte von der Regierung in Rom mehr finanzielle und logistische Unterstützung für die Insel, die unter "großem Stress" stehe.
Das Lager war Medienberichten zufolge noch nie so überfüllt - entsprechend angespannt war die Lage bereits am Mittwochabend. Bei der Verteilung von Lebensmitteln und Getränken kam es Berichten zufolge zu chaotischen Szenen. Bereits zuvor versuchten Menschen, den Hafen zu verlassen und Absperrungen zu durchbrechen. Am Donnerstag war die Lage erneut angespannt. Migranten harrten vor den hohen Toren des Camps aus - zwischendurch werden erschöpfte oder ohnmächtige Menschen herausgetragen, um von Sanitätern und Sanitäterinnen behandelt zu werden.
In diesem Jahr haben schon mehr Migranten Italien auf dem Seeweg erreicht als im gesamten Vorjahr. Die Menschen brechen meist in instabilen und seeuntauglichen Metallbooten in Richtung Europa auf - einige kommen damit aus eigener Kraft an, andere werden von der Küstenwache oder zivilen Seenotrettern an Land gebracht. Nach Zahlen des Innenministeriums in Rom wurden seit Januar bereits mehr als 123 800 Menschen registriert, die auf Booten Italien erreichten - im Vorjahreszeitraum waren es 65 500. Sollte der Trend anhalten, könnte bis Ende des Jahres die Rekordzahl von 2016 übertroffen werden. Damals kamen 181 000 Menschen.
Auf Lampedusa klaffen die Lebensrealitäten weit auseinander. Einerseits ist das Eiland, das näher an der afrikanischen als an der sizilianischen Küste liegt, ein beliebter Urlaubsort: Türkisblaues Wasser und malerische Buchten ziehen Touristen an. Vor der Küste schippern mitunter Ausflugsboote von Urlaubern umher, denen an der für Migranten-Ankünfte vorgesehenen Mole am Hafen die Boote mit den Schutzsuchenden entgegenkommen.