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ROUNDUP: Schwere Zeiten für die deutsche Industrie - und nun noch das US-Drama

BERLIN (dpa-AFX) - Es steht viel auf dem Spiel für die deutsche Industrie mit Hunderttausenden Beschäftigten. Der Teil-Lockdown im November in Deutschland sorgt für neue Unsicherheiten, wie es in der Corona-Krise weitergeht. Dabei stehen viele Unternehmen etwa in der Stahl- und Autoindustrie ohnehin in einem schwierigen Strukturwandel: Sie müssen digitaler werden und ihre Anstrengungen für den Klimaschutz erhöhen. Und nun kommt noch das US-Wahldrama mit ungewissem Ausgang dazu.

Industriepräsident Dieter Kempf warnte am Mittwoch vor einer Eskalation der Lage. Jede Phase der Unsicherheit wäre "Gift" für die Beziehungen. Es stehe viel zu viel auf dem Spiel, sagte Kempf bei einer digitalen Industriekonferenz - die USA sind einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte mit Blick auf US-Präsident Donald Trump, es sei zu wünschen, dass alle Beteiligten die Ergebnisse akzeptierten und es schnell Klarheit gebe.

Kempf sagte: "Unabhängig davon, wer zukünftiger US-Präsident wird, wünscht sich die deutsche Industrie einen Neustart in den transatlantischen Beziehungen." Die Partnerschaft sei in den vergangenen vier Jahren in schwieriges Fahrwasser geraten. Die USA müssten endlich darauf verzichten, Zölle unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit zu erheben oder anzudrohen. "Die Zölle, die die USA inzwischen erheben, belasten die Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks." Altmaier sagte, es habe in den vergangenen vier Jahren in vielen Bereichen Spannungen und Konflikte in den Beziehungen zu den USA gegeben. Immerhin sei es gelungen, eine Eskalation zu verhindern.

In Berlin sorgt die Abkehr Trumps von einer engen internationalen Zusammenarbeit seit langem für Kopfzerbrechen. Dazu kommen neben Handelsstreitigkeiten der US-Widerstand - getragen auch von Demokraten - gegen die Gaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland und eine Reform der Welthandelsorganisation WTO.

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Die USA aber haben eine überragende Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Sie sind der größte Einzelmarkt für den Export von Waren "Made in Germany". Im Jahr 2019 führte Deutschland nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags Waren im Wert von 119 Milliarden Euro in die USA aus. 12 Prozent aller deutschen Kfz-Exporte gingen in die USA und sogar 18 Prozent aller deutschen Pharma-Exporte. Seit dem Corona-Schock im Frühjahr aber haben sich die Ausfuhren in die USA deutlich verringert.

Ein großes Problem war außerdem generell, dass internationale Lieferketten unterbrochen waren und Teile fehlten, deswegen mussten etwa Autowerke in Deutschland ihre Produktion vorübergehend stoppen. Der Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, sagte am Mittwoch mit Blick auf die anhaltend hohe Zahl der Corona-Neuninfektionen, die Frage sei, ob die zweite Welle erneut zu einer Störung internationaler Lieferketten wie im Frühjahr führe. Dies könne enorme Folgen für die Industrie und für Jobs haben. In einer Erklärung des Bündnisses Zukunft der Industrie aus Ministerium und Wirtschaftsverbänden heißt es, es sei "essenziell", dass solche Ketten breiter aufgestellt würden - um Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten zu verhindern.

Deswegen will Altmaier eine aktivere Industriepolitik in der EU. Dabei geht es um den Aufbau einer europäischen Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos oder eine europäische Cloud für mehr Datensouveränität. Denn Europa muss aufholen bei digitalen Zukunftstechnologien, darin sind sich Politik und Wirtschaft einig. Die Zeit aber drängt, denn Konzerne aus Asien und den USA drohen, Firmen aus Deutschland und Europa abzuhängen.

Dazu kommt der Klimaschutz. Die EU plant verschärfte Klimaziele. Die Industrie aber warnt vor Wettbewerbsverzerrungen, weil es auf anderen Kontinenten weniger strenge Klimavorgaben gibt. Kempf sagte am Mittwoch, er mache sich große Sorgen. Man müsse aufpassen, auf dem Weg hin zu mehr Klimaschutz nicht die Industrie kaputt zu machen.

Altmaier versprach erneut, die Industrie zu unterstützen. Es könne "grünen" Stahl und eine "grüne" Chemie geben. Ökologische Transformation und wirtschaftlicher Erfolg seien zwei Seiten einer Medaille.

Viele Firmen aber sind durch die Krise belastet. Je länger die Rezession andauere, desto größer sei die Gefahr, dass wichtige Investitionen zurückgestellt werden, heißt es in der Erklärung des Industrie-Bündnisses. Es müssten nun etwa Finanzierungsbedingungen weiter verbessert und Firmen steuerlich entlastet werden - viele Punkte aber sind in der schwarz-roten Koalition umstritten.