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ROUNDUP: Neue Pipeline für LNG-Terminal soll mit Rekordtempo entstehen

FRIEDEBURG (dpa-AFX) - Um das erste schwimmende Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven an das Gas-Fernleitungsnetz anzubinden, soll in den kommenden Monaten in Ostfriesland mit Rekordtempo eine neue Pipeline entstehen. Noch fehlt für die Leitung ein Planfeststellungsbeschluss - auf einer Baustelle in Friedeburg im Landkreis Wittmund begannen am Donnerstag dennoch offiziell die vorbereitenden Arbeiten für die rund 26 Kilometer lange Pipeline.

Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) und der technische Geschäftsführer des Gasnetzbetreibers Open Grid Europe (OGE), Thomas Hüwener, sowie Vertreter beteiligter Baufirmen gaben mit einer Unterschrift auf dem ersten zu verbauenden Pipeline-Rohr das Startsignal für die Arbeiten. Mit dem Import von LNG über Wilhelmshaven will Deutschland seine Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland verringern. Über die Leitung soll schon Ende des Jahres das angelieferte Flüssigerdgas nach seiner Umwandlung in gasförmigen Zustand ins deutsche Gasnetz eingespeist werden.

"Das ist heute ein ganz entscheidender Tag dafür, uns aus der Umklammerung und Verhaftung Russlands zu befreien", sagte Lies anlässlich des Baustarts. Das Vorhaben beweise, dass Deutschland auch "Schnelligkeit" bei Bauprojekten könne. Auch die Bauarbeiten am Anleger für das schwimmende Importterminal in Wilhelmshaven lägen bislang im Zeitplan. Bereits ab dem 22. Dezember solle mithilfe der Pipeline Gas über den neuen Anleger importiert werden, sagte der Energieminister. Beide Projekte waren erst Anfang dieses Jahres als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine angekündigt worden.

"Wir werden alles dafür tun, vor Weihnachten fertig zu sein", sagte OGE-Manager Hüwener. Bis zu 800 Arbeiterinnen und Arbeiter sollen auf den Baustellen im Einsatz sein. Dass die Leitung so schnell gebaut werden könne, liege an dem hohen Tempo, das Politik, Behörden, Landpächter und Unternehmen vorlegten. Genehmigung, Planung und Bau liefen innerhalb von nur zehn Monaten ab. "Üblicherweise braucht man dafür acht Jahre in diesem Land", sagte Hüwener. "Wir sind hier mit zehnfacher Geschwindigkeit unterwegs." Die OGE investiert für die Pipeline rund 150 Millionen Euro. Sie soll dabei so ausgelegt sein, dass sie künftig auch Wasserstoff transportieren kann.

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Die neue unterirdische Leitung verbindet das LNG-Terminal mit dem nächsten Anschluss an das Gas-Fernleitungsnetz im ostfriesischen Etzel. Anfangs soll die Leitung eine jährliche Kapazität von bis zu 10 Milliarden Kubikmetern haben, mit einem weiteren Ausbau des Gasnetzes im Hinterland sind mittelfristig laut OGE bis zu 28 Milliarden möglich. Die Leitung könne daher künftig auch Gas von mehreren schwimmenden LNG-Terminals transportieren, sagte Hüwener.

Energieminister Lies bestätigte, dass es zurzeit Überlegungen mit dem Bund für weitere LNG-Terminals in Wilhelmshaven gebe. "Wir werden für Wilhelmshaven prüfen, ob es nicht ein oder zwei weitere Einheiten geben wird, mit denen mehr Gas importiert werden kann." Eine Entscheidung darüber solle noch im August fallen.

Der Planfeststellungsbeschluss für die Pipeline wird für den 22. August erwartet - erst danach können die bis zu 18 Meter langen und je neun Tonnen schweren Rohre verlegt werden. Wegen des LNG-Beschleunigungsgesetzes des Bundes dürfen vorbereitende Arbeiten wie das Ausheben von Baugruben oder das Aufschütten von Baustraßen aber bereits jetzt schon anlaufen.

Zurzeit werden die insgesamt 1569 Rohre, die von der Tochterfirma Mannesmann Grossrohr GmbH des Stahlunternehmens Salzgitter gefertigt werden, über die Schiene nach Wilhelmshaven gebracht. "Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, dass wir die Lieferung etwa Mitte August beenden werden. Einem pünktlichem Baubeginn steht damit nichts im Wege", sagte Geschäftsführer Christian Boppert.

In dem Planfeststellungsverfahren gab es laut dem Landesbergbauamt in Hannover LBEG 14 Einwendungen und eine Gesamtstellungnahme seitens des Landesbundes Naturschutz, in dem die anerkannten Naturschutzorganisationen des Landes versammelt sind. Kritik gibt es unter anderem an dem beschleunigten Verfahren.

Friedeburgs Bürgermeister Helfried Götz (parteilos) sagte, dass seine Gemeinde und die Region mit dem Pipeline-Bau Verantwortung für die Energiesicherheit Deutschlands übernehme. Die Kritik, die es an dem Vorhaben und an dem LNG-Terminal gebe, müsse aber ebenso ernst genommen werden. "Mit den Einwendungen muss man sich auseinandersetzen", forderte Götz. Langfristig zeigte sich er Bürgermeister zuversichtlich, dass die Gemeinde und die Region als Energiedrehscheibe von mehr Wertschöpfung profitieren werde.

Energieminister Lies betonte, dass die Pipeline sicher gebaut und betrieben werde. Grundlage seien "saubere rechtliche Prüfungen" der Behörden. Künftig müsse es darum gehen, mit der Pipeline statt fossilem Erdgas grünen Wasserstoff zu transportieren.