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ROUNDUP: Lebensversicherungen verkaufen sich trotz Zinstief besser

BERLIN (dpa-AFX) - Trotz der anhaltenden Niedrigzinsen stecken Verbraucher in Deutschland mehr Geld in Lebens- und Rentenversicherungen. Das Neugeschäft typischer Verträge mit laufender Beitragszahlung zog im vergangenen Jahr um 3,8 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro an, wie der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland, am Freitag in Berlin berichtete. Lebensversicherungen gegen Einmalbeitrag legten noch kräftiger zu. Doch die Branche steckt in der Krise: "Die Zinsen sind weiter gesunken, und mit dem Anleihekaufprogramm der EZB wird der Zinsrückgang weiter verschärft", sagte Erdland.

So konnte das wachsende Neugeschäft nicht darüber hinwegtäuschen, dass die laufenden Beiträge in der Lebensversicherung um 0,8 Prozent zurückgingen. Nur dank der gefragten Verträge gegen Einmalbeitrag wuchs das Beitragsaufkommen der Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds um 3,1 Prozent auf 93,7 Milliarden Euro. Zugleich hätten so wenige Kunden ihre Verträge storniert wie seit 1991 nicht mehr, sagte Erdland. Laut GDV-Präsidiumsmitglied Markus Faulhaber stammen die Einmalbeiträge größtenteils von älteren Kunden, die jedes Jahr unterschiedlich hohe Summen einzahlen.

Angesichts der andauernden Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht der GDV die Branche vor einem Langstreckenlauf. Schon heute müssen Deutsche Lebensversicherer jährlich mehrere Milliarden Euro beiseite legen, um die hohen Zinsgarantien von bis zu 4 Prozent für alte Lebensversicherungsverträge abzudecken. Die sogenannte Zinszusatzreserve dürfte nach Einschätzung der Ratingagentur Assekurata in diesem Jahr von gut 20 auf fast 30 Milliarden Euro anschwellen.

Dieses Geld fehlt für die Überschussbeteiligung der Kunden, die neuere Verträge mit einem niedrigeren Garantiezins haben. Erst zum Jahreswechsel war der Garantiezins für Neuabschlüsse von 1,75 auf 1,25 Prozent gesenkt worden. Vor allem die sinkenden Überschüsse wirken sich auf die Altersversorgung der Deutschen aus. "Wenn das durchschnittliche Zinsniveau um einen Prozentpunkt sinkt, muss ein Bürger 15 bis 20 Prozent mehr aufwenden, um seine Altersvorsorge stabil zu halten", sagte Erdland. Seine Befürchtung: "Die Spararmut von heute kann die Altersarmut von morgen sein."

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Insgesamt nahm die Versicherungsbranche im abgelaufenen Jahr 192,3 Milliarden Euro ein, ein Plus von 2,7 Prozent im Jahresvergleich. In der Schaden- und Unfallversicherung stiegen die Einnahmen um 3,2 Prozent auf 62,5 Milliarden Euro. Nach zwei Milliarden Euro Verlust 2013 wegen hoher Schäden durch Hochwasser, Sturm und Hagelschlag habe dieser Zweig im vorigen Jahr wieder schwarze Zahlen geschrieben, sagte Erdland.

Unterdessen zeigt sich die Branche an den derzeit diskutierten Investitionen in Infrastrukturprojekte wie Autobahnen interessiert. "Vor dem Hintergrund der Schuldenbremse der öffentlichen Hand sind und fühlen wir uns angesprochen", sagte Erdland. Allerdings müssten solche Projekte vertraglich und politisch "total sicher" sein.

Für die Lebensversicherer wäre dies aus Erdlands Sicht jedoch "kein Ausweg aus der Niedrigzinsphase". In Infrastrukturprojekte könne nur ein kleiner Teil des Anlagevermögens fließen. Derzeit seien es branchenweit weniger als ein Prozent. Viele Versicherer suchen händeringend nach interessanten Projekten, die langfristig stabile Erträge versprechen.

Zugleich bestritt der Verbandschef überzogene Renditeerwartungen der Versicherer. Anders als bei öffentlichen Finanzierungen, deren Risiken letztlich der Steuerzahler trage, legten private Investoren besonderes Augenmerk darauf, dass Projektdauer und Budgets eingehalten werden. "Das ist ja gerade der Vorteil, den man sich davon verspricht", sagte Erdland.