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ROUNDUP: Kohlefaserspezialist SGL Carbon mit tiefroten Zahlen - Aktie im Minus

WIESBADEN (dpa-AFX) - Der angeschlagene Kohlefaserspezialist SGL Carbon <DE0007235301> will seine Erlöse bis 2024 jährlich um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz steigern. Obwohl der Konzern 2019 unter dem Strich einen Verlust von 90 Millionen Euro einfuhr und die Entwicklung wegen Problemen im Geschäft mit Textilfasern und Industrieanwendungen enttäuschend war, zeigte sich Finanzchef und Vorstandssprecher Michael Majerus am Donnerstag bei der Bilanzvorlage zuversichtlich. Die strategische Ausrichtung von SGL Carbon stimme, künftige Wachstumstreiber sollen die Themen Energie, Digitalisierung und nachhaltige Mobilität sein.

Im sehr schwachen Gesamtmarkt konnten die Nachrichten der Aktie nicht auf die Beine helfen. SGL-Carbon-Aktien sackten um mehr als 8 Prozent ab. In den zurückliegenden drei Jahren liegt das Minus bei rund zwei Drittel. Die vorgelegten Zahlen und der Ausblick lägen weitgehend im Rahmen der Markterwartungen, befand ein Händler in einer ersten Reaktion. Doch das dürfte an diesem Tag angesichts der schwachen Lage an den Finanzmärkten weniger von Bedeutung sein, sagte er.

Mögliche Auswirkungen des neuartigen Coronavirus auf die globalen Lieferketten sind laut SGL Carbon derzeit nicht abschätzbar. Ungeachtet dessen soll sich der hohe Jahresfehlbetrag aus dem Vorjahr deutlich verbessern. Für 2020 erwartet das Unternehmen nur noch einen Verlust im niedrigen zweistelligen Bereich. 2018 hatte der Konzern noch einen Gewinn von 41,3 Millionen verbucht. Wie bereits bekannt sollen die Investitionen 2020 auf 70 bis 80 Millionen Euro sinken nach rund 95 Millionen im Vorjahr.

Während das bereinigte operative Ergebnis vor Sondereinflüsssen (Ebit) um ein Viertel auf 48,4 Millionen Euro absackte, konnte SGL Carbon den Umsatz um knapp 4 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro steigern und lag damit leicht über den Erwartungen der Analysten. Der Konzern hatte 2019 mehrfach die Prognose gesenkt und die Mittelfristziele kassiert. Zudem hatte Chef Jürgen Köhler seinen Hut genommen. Mit Torsten Derr haben die Wiesbadener kürzlich einen Nachfolger für die Konzernspitze gefunden. Er soll den Posten Anfang Juli übernehmen.

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Im vergangenen Jahr musste SGL Carbon wegen der anhaltenden Schwäche in den Segmenten Textile Fasern und Industrielle Anwendungen Abschreibungen in Höhe von 75 Millionen Euro vornehmen, die das Ergebnis erheblich belasteten. Da half auch die positive Entwicklung des Geschäfts mit Graphitspezialitäten nichts, das laut Unternehmensangaben ein Rekordergebnis einfuhr und vom starken Wachstum in den Segmenten Halbleiter und Automobil profitierte.

Den bereits bekannten Ausblick für 2020 bestätigte SGL Carbon. Demnach soll der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr leicht sinken. Das bereinigte Ebit vor Sondereinflüssen soll zwischen rund 10 und 15 Prozent unterhalb des Wertes von 2019 liegen.

SGL Carbon beschäftigt laut eigenen Angaben rund 5100 Mitarbeiter weltweit. Die Materialien und Produkte kommen unter anderem in der Autoindustrie, in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Solar- und Windenergie zum Einsatz.

Die Wiesbadener gehören zu den Unternehmen mit dem geringsten Börsenwert im Nebenwerteindex SDax, aus dem sie in Kürze ausscheiden werden. Die Marktkapitalisierung liegt nach dem jüngsten Kursrückgang bei gut 300 Millionen Euro. An dem Konzern sind unter anderem die beiden Autobauer BMW und Volkswagen beteiligt. Sie hatten vor einiger Zeit darauf gesetzt, dass Carbonfasern in der Autobranche als Rohstoff an Bedeutung gewinnen. Inzwischen ist diese Euphorie verflogen.