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ROUNDUP: Credit Suisse sucht nach Debakeln neuen Weg - Weiterer Verlust in Sicht

ZÜRICH (dpa-AFX) - Die schweizerische Großbank Credit Suisse <CH0012138530> versucht nach der Greensill-Pleite und dem teuren Kollaps eines Hedgefonds wieder in die Spur zu kommen. Verwaltungsratspräsident Antonio Horta-Osorio und Bankchef Thomas Gottstein wollen das Institut stärker auf die Vermögensverwaltung ausrichten und das Geschäftsmodell vereinfachen. Doch im Sommer kam die Bank noch ein umstrittenes Geschäft mit Mosambik teuer zu stehen. Und Ende 2021 steht der Credit Suisse wegen einer Milliarden-Abschreibung ein weiterer Quartalsverlust bevor, wie sie am Donnerstag in Zürich mitteilte.

An der Börse in Zürich wurden die Nachrichten unentschieden aufgenommen. Der Kurs der Credit-Suisse-Aktie pendelte bis zur Mittagszeit zwischen der Gewinn- und der Verlustzone und lag zuletzt mit 0,44 Prozent im Plus bei 9,944 Schweizer Franken. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit immer noch rund 13 Prozent eingebüßt.

Im dritten Quartal musste die zweitgrößte Bank der Schweiz wegen einer höheren Steuerlast einen Gewinnrückgang hinnehmen. Der Überschuss lag mit 434 Millionen Franken (410 Mio Euro) gut ein Fünftel niedriger als ein Jahr zuvor. Vor Steuern stieg das Ergebnis hingegen im Jahresvergleich um über ein Viertel auf gut eine Milliarde Franken.

So konnte die Credit Suisse einen Teil der Rückstellungen auflösen, die sie wegen der Belastungen durch die Pleite des Hedgefonds Archegos im Frühjahr gebildet hatte. Der positive Effekt im dritten Quartal beinhalte auch Rückforderungen von Kompensationen und Boni im Bank-Management.

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Das Hedgefonds-Debakel hat die Credit Suisse rund 5 Milliarden Franken gekostet. Laut Finanzchef David Mathers will die Bank in den kommenden Quartalen mit aller Kraft daran arbeiten, weitere Mittel von den Verwaltern Archegos-Fonds zurückzubekommen.

Im dritten Quartal lasteten Strafzahlungen wegen der Vergabe von Krediten an Mosambik auf dem Ergebnis der Credit Suisse. Bei dem Geschäft war es zu Korruption gekommen. Zusammen mit einem Schuldenerlass für das afrikanische Land schlug der Fall mit 214 Millionen Franken zu Buche. Insgesamt zehrten Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten mit 564 Millionen am Quartalsergebnis.

Unterdessen steigerte die Credit Suisse ihren Nettoertrag um fünf Prozent auf 5,4 Milliarden Franken. Das verwaltete Vermögen belief sich Ende September auf 1,62 Billionen Franken und lag damit etwas niedriger als zur Jahresmitte. Im dritten Quartal sammelte die Bank allerdings netto 5,6 Milliarden Franken an frischem Geld von Kunden ein, nachdem sie im zweiten Quartal noch einen Netto-Abfluss von 4,7 Milliarden verbucht hatte.

Jetzt will das Management das Geschäft der Bank in vier Sparten neu aufstellen. Ab Januar 2022 gelten die Vermögensverwaltung, das Fondsgeschäft, die Swiss Bank und die Investmentbank als neue Geschäftsbereiche. Zusätzlich wird das Geschäft der Bank in vier Weltregionen aufgeteilt.

Ein besonderer Fokus liegt auf der dann weltweit zusammengeführten Vermögensverwaltung. Die Bank will diesem Bereich bis zum Jahr 2024 drei Milliarden Franken an frischem Kapital zuteilen, dort deutlich mehr in Technologie investieren und neue Mitarbeiter einstellen, um das Wachstum des Geschäfts zu beschleunigen.

Unterdessen soll die Investmentbank weitgehend aus dem Geschäft mit sogenannten Prime Services aussteigen, die der Credit Suisse bei der Archegos-Pleite im Frühjahr einen herben Verlust eingebrockt hatte. In diesem Zuge soll das Kapital der Sparte ab 2022 im Vergleich zu 2020 gekürzt werden.

Im Fondsgeschäft will sich die Credit Suisse von Partnern und Anlagen trennen, die sie nicht zu ihrem Kerngeschäft zählt. So war die Bank im Frühjahr von dem Kollaps des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill getroffen worden. Sie hatte zusammen mit Greensill sogenannte Lieferketten-Finanzierungsfonds aufgelegt und versucht seither einen möglichst großen Anteil des Gelds von Schuldnern und Versicherern einzutreiben, um ihre Kunden zu entschädigen.

Der geplante Umbau der hauseigenen Investmentbank soll schon Ende 2021 teuer zu Buche schlagen. Dann will das Management 1,6 Milliarden Schweizer Franken auf den immateriellen Unternehmenswert der Sparte abschreiben. Gottstein rechnet daher im vierten Quartal mit einem weiteren Nettoverlust, nachdem die Bank schon im zweiten Quartal rote Zahlen geschrieben hatte.