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ROUNDUP/Corona-Krise: Rom wirbt mit Geldspritze und Appellen um Vertrauen

ROM (dpa-AFX) - Italiens Regierungschef Giuseppe Conte hat angesichts massiver Proteste gegen die Anti-Corona-Maßnahmen für mehr Vertrauen in die "präzise Strategie" Roms geworben. Die verschärften Einschränkungen für Lokale und Kultureinrichtungen seien unumgänglich, um einen zweiten landesweiten Lockdown mit noch größeren Wirtschaftsschäden zu verhindern, sagte Conte am Mittwoch im Abgeordnetenhaus in Rom. Zugleich versicherte der parteilose Jurist, dass seine Mitte-Links-Regierung Betrieben und Menschen schnell helfen werde. Er wisse um die Frustration vieler Italiener.

Zum Abfedern der Folgen der verschärften Corona-Beschränkungen hatte das Kabinett am Dienstag ein Nothilfe-Paket von über fünf Milliarden Euro beschlossen. Auch Bars und Restaurants würden Unterstützung erhalten, sagte Conte. Abgeordnete der rechten Opposition verwiesen dagegen auf lange Verzögerungen bei früheren Zusagen in der Corona-Krise.

Viele Gelder würden schon ab November ausgezahlt, versicherte am Mittwoch Finanzminister Roberto Gualtieri. Mit Geldspritzen und Steuerstundungen will Rom etwa die Sektoren Tourismus, Kultur und Landwirtschaft unterstützen.

Mehrere Regierungsmitglieder appellierten an die Bürger, sich von den gewaltsamen Ausschreitungen zu distanzieren. In den vergangenen Tagen hatte es bei Protesten gegen die Maßnahmen in mehreren großen Städten Krawalle gegeben. "Der Staat duldet kein gewalttätiges Verhalten", sagte Minister Gualtieri nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa dem Sender Rai 1. Er sprach von "Gruppen gewalttätiger Neo-Faschisten", die die Not der Menschen für ihre Zwecke ausnutzten.

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Ähnlich äußerte sich Innenministerin Luciana Lamorgese in der Zeitung "Il Messaggero". Das Land sei in einer "komplizierten Lage", sagte sie. Demonstrationen seien legitim. Aber Extremisten von rechts und links, Anarchisten, Fußball-Hooligans und Jugendliche mit Vorstrafen würden dabei Gewalt schüren. In Neapel sei auch die organisierte Kriminalität beteiligt gewesen.

In der Hauptstadt Rom hatte es am Dienstagabend auf der zentralen Piazza del Popolo Auseinandersetzungen zwischen Hunderten Menschen - darunter Anhängern der neofaschistischen Partei Forza Nuova - und der Polizei gegeben. Demonstranten zündeten Müllcontainer an. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Danach ergingen Anzeigen gegen 16 Personen wegen Gewalt sowie Widerstands gegen die Polizei, wie die Nachrichtenagentur Ansa schrieb.

Am Mittwoch demonstrierten Unternehmer und Beschäftigte aus Restaurants, Bars und anderen Lokalen in vielen Städten, etwa in Mailand, Triest, Florenz und Neapel, gegen die von Rom erlassenen Beschränkungen. Nach Angaben des Verbands Fipe-Confcommercio drohen viele Insolvenzen und Arbeitsplatzverluste. Die Lokale hätten massiv in den Corona-Schutz für Gäste investiert, argumentieren Kritiker.

Italien war von der ersten Virus-Welle früh und hart getroffen worden. Nach einem scharfen Lockdown im Frühjahr schien die Lage im Griff zu sein. Jetzt steigen die Zahlen rasant - und liegen höher als in Deutschland. Das 60-Millionen-Einwohner-Land hatte am Dienstag fast 22 000 bestätigte Neuinfektionen mit Corona innerhalb eines Tages gezählt. Zudem starben 221 Menschen in Verbindung mit dem Virus. Experten und Politik diskutieren kontrovers, ob in einzelnen größeren Städten wie Mailand oder Neapel oder gar in ganzen Regionen ein voller Lockdown nötig sein könnte. Ziel ist es, das Gesundheitssystem arbeitsfähig zu halten.

In ganz Italien müssen seit Montag alle Lokale um 18.00 Uhr für Gäste schließen, um Ansteckungen zu vermeiden. Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skiresorts und Konzerthallen dürfen nicht mehr öffnen.