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ROUNDUP: Chemikalienhändler Brenntag prüft Übernahme in den USA

ESSEN (dpa-AFX) -Der Chemikalienhändler Brenntag DE000A1DAHH0 könnte vor einer milliardenschweren Übernahme in den USA stehen. Dies würde einen Meilenstein für den Konzern bedeuten, der in der Vergangenheit für kleinere Zukäufe bekannt war. Brenntag bestätigte am Freitagabend, an einer Übernahme des US-Rivalen Univar Solutions US91336L1070 interessiert zu sein. Ob es zu einer Transaktion kommt, ist allerdings noch offen. Der Markt für den Chemikalienhandel gilt als äußert fragmentiert.

Die Börse reagierte zu Wochenbeginn mit deutlichen Abschlägen auf die Neuigkeiten des Dax DE0008469008-Konzerns. Die Aktie verlor am Vormittag über acht Prozent. Damit setzte sich der Kursrutsch des laufenden Jahres fort, das Papier verlor bislang gut ein Fünftel an Wert. Analysten waren sich zunächst uneins über die Bewertung des möglichen Zukaufs.

So zeigte sich Barclays-Analyst Alex Stewart skeptisch. Eine Übernahme von Univar würde strategisch gesehen eine Kehrtwende bedeuten bei den Prioritäten des Chemikalienhändlers, welche er als unerwünschte Ablenkung betrachte in einer ansonsten überzeugenden Anlagestory. Aus finanziellem Blickwinkel könnte ein Deal sinnvoll sein, notierte der Experte. Die strategische Logik dahinter sei gleichwohl zu hinterfragen.

Chetan Udeshi von JPMorgan hält eine mögliche Übernahme von Univar hingegen für strategisch attraktiv. Das daraus resultierende Potenzial für Brenntag hänge aber letztlich von Preis und Umsetzung ab. Baader-Experte Markus Mayer verwies auf "enorme Synergien", die ein Zusammenschluss freisetzen könnte. Die Frage sei, zu welchem Preis der Chemikalienhändler zum Zuge kommen könne. Mayer rechnet dabei mit diszipliniertem Vorgehen.

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Positiv reagierte auch Laurence Alexander vom Analysehaus Jefferies, er nannte eine Übernahme logisch. Käme es dazu, würden sich die beiden weltgrößten Chemikalienhändler zusammenschließen, die zusammen auf einen Marktanteil von rund acht Prozent kämen. Brenntag sei Marktführer mit einem Umsatz im vergangenen Jahr von 14,4 Milliarden Euro, gefolgt von Univar als Nummer zwei, die im gleichen Zeitraum auf einen Umsatz von 9,5 Milliarden US-Dollar (9,1 Milliarden Euro) kamen. Ein Zusammenschluss würde erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber regionalen Anbieter bringen in einer Zeit, in der die Industrie vor einer sich beschleunigenden Transformation stehe - der Analyst verwies etwa auf die Digitalisierung oder neue Umwelt- und Sicherheitsauflagen.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zunächst am Freitagabend unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen über Verhandlungen zu einer möglichen Transaktion berichtet. Die Übernahme würde Bloomberg zufolge einen Rang unter den Top 3 der großen Transaktionen in der Chemieindustrie in diesem Jahr bedeuten. Für Brenntag - bislang eher durch eine Reihe kleinerer Zukäufe aufgefallen - wäre dies die bislang größte Übernahme. Basierend auf dem Schlusskurs von Freitag kommt der Konzern auf eine Marktkapitalisierung von 10,6 Milliarden Euro. Die in Illinois beheimatete Univar wurde an der Börse vor Bekanntwerden der Übernahmeerwägungen mit gut fünf Milliarden Dollar bewertet.

Brenntag bestätigte am späten Freitagabend vorläufige Gespräche über eine mögliche Übernahme. Diese hätten bisher noch zu keinen konkreten Ergebnissen oder Vereinbarungen geführt, teilte der Konzern in Essen mit. Es sei nicht absehbar, ob irgendeine Form von Transaktion stattfinden werde.

Brenntag hatte kürzlich einen neuen Wachstumsplan bis 2026 vorgestellt. Neben einer deutlichen Verbesserung der operativen Ergebnisse hatte das Unternehmen auch angekündigt, zukünftig mehr für Übernahmen ausgeben zu wollen. Geplant seien jährlich 400 bis 500 Millionen Euro und damit doppelt so viel wie bisher, hatte es Mitte November geheißen. Zukaufen will Brenntag, um etwa seine Marktposition zu verbessern und seine Position in Schwellenländern auszubauen.

In einem Interview in der "Börsen-Zeitung" (Samstagausgabe) sagte Finanzchefin Kristin Neumann zum Thema Akquisitionen: "Nicht alles passt und nicht alles ist finanziell sinnvoll". Daher gelte es trotz des höheren Budgets für Übernahmen, "dass wir weiterhin sehr diszipliniert vorgehen".