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ROUNDUP 3/Nachfrageflaute: Modehändler Zalando streicht Ziele deutlich zusammen

(Neu: Analystenkommentar JPMorgan, Details zu Zalandos Erwartungen für das zweite Halbjahr und zu den ergriffenen Maßnahmen, um den neuen Ausblick zu erreichen im 5. und 6. Absatz.)

BERLIN (dpa-AFX) - Der Online-Modehändler Zalando <DE000ZAL1111> befürchtet wegen der zuletzt stark eingetrübten Wirtschaftsperspektiven eine längere Nachfrageflaute. Daher strich das im Dax <DE0008469008> notierte Unternehmen nun seine Jahresziele zusammen und rechnet 2022 bestenfalls noch mit einem kleinen Umsatzwachstum. Bereits im ersten Quartal hatten die Berliner die Rückkehr des stationären Einzelhandels nach der Corona-Pandemie, eine sich eintrübende Verbraucherstimmung sowie steigende Kosten zu spüren bekommen. Das Umfeld habe sich im zweiten Jahresviertel noch verschlechtert und die Konsumlaune sei gesunken, hieß es nun in einer Mitteilung vom frühen Donnerstagabend. Die Aktien brachen nachbörslich ein.

Für das Bruttowarenvolumen (GMV) erwartet das Management 2022 jetzt ein Plus von 3 bis 7 Prozent auf 14,8 bis 15,3 Milliarden Euro. Bislang wurde hier ein Wachstum von bis zu 23 Prozent angestrebt. Der Umsatz dürfte vor diesem Hintergrund nur noch im besten Fall um drei Prozent auf 10,7 Milliarden Euro steigen, teilte Zalando mit. Allerdings könnte der Erlös auch bei 10,4 Milliarden Euro stagnieren, nachdem der Vorstand Anfang Mai noch von einem Wachstum um bis zu 19 Prozent ausgegangen war.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll 2022 jetzt bei 180 bis 260 Millionen Euro liegen, nach bislang angepeilten 430 bis 510 Millionen Euro. Und das, obwohl das Unternehmen die Investitionen nun deutlich senken will im Vergleich zur ursprünglichen Planung.

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Nicht die Senkung der Jahresziele überrasche, sondern das Ausmaß, schrieb Analystin Sherri Malek von kanadischen Bank RBC in einer ersten Reaktion. Insgesamt müssen die Branche nach der Pandemie ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Wachstum und Profitabilität finden. Daher müsse Zalando wohl die Wachstumsambitionen zurückschrauben. Dank der führenden Rollen in Europa und der Plattformstrategie habe der Konzern aber weiterhin das Zeug, schneller zu wachsen als der Sektor.

Für Analystin Georgina Johanan von der US-Bank JPMorgan ist ebenfalls lediglich das Ausmaß der Zielsenkung überraschend. Sie sieht sogar das Risiko, dass Zalando im Jahresverlauf womöglich noch weiter zurückrudern muss. So betont das Unternehmen, dass die angepasste Prognose "von einer Beschleunigung des Wachstums sowie einer deutlichen Verbesserung der Profitabilität in der zweiten Jahreshälfte 2022" ausgeht.

Erreicht werden soll das mit einer Anpassung des Angebots an die sich verändernde Kundennachfrage. Auch will das Unternehmen sparen. Erste Maßnahmen hierzu seien im zweiten Quartal schon umgesetzt worden. Dazu zählten die Senkung der Marketinginvestitionen, die Anpassung der Investitionen in die Logistikinfrastruktur zur Erhöhung der Auslastung und die Einführung eines Mindestbestellwerts in 15 weiteren Märkten.

Dennoch ist es im zweiten Quartal laut Zalando schlechter gelaufen sein als von Analysten erwartet. Diese rechneten mit einem GMW-Wachstum von 5 Prozent, einem Umsatzplus von 1,5 Prozent und einem operativen Ergebnis von 104 Millionen Euro. "Das zweite Quartal ist profitabel, aber schwächer als erwartet", hieß es von Zalando. Zalando wird die Ergebnisse am 4. August 2022 veröffentlichen.

Ob sich das "profitabel" auf den operativen Gewinn bezieht oder auch auf das Nettoergebnis, teilte Zalando nicht mit. So hatte Zalando schon im ersten Jahresviertel unter dem Strich einen Fehlbetrag von gut 61 Millionen Euro verkraften müssen. Kunden hätten sich entweder für Waren aus dem hochpreisigen Sortiment entschieden oder seien vom mittleren Preissegment zu günstigeren Einstiegsprodukten gewechselt. Hinzu gekommen waren Störungen in der Lieferkette und höhere Werbungskosten, um Kunden an sich zu ziehen.

Die Aktien brachen am Donnerstagabend auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um fast neun Prozent auf 23,30 Euro ein. Im Xetra-Hauptgeschäft wäre das der tiefste Stand seit Anfang 2019.

Damit setzt sich der steile Abwärtstrend fort, nachdem der Corona-Kursboom schon eine Weile Geschichte ist. Während der Hochphase der Pandemie hatte Zalando lange Zeit vom florierenden Online-Handel profitiert. Im Sommer vergangenen Jahres hatte der Kurs des seit 2014 an der Börse notierten Papiers mit 105,90 Euro ein Rekordhoch erreicht. Damals war das Unternehmen fast 28 Milliarden Euro wert. Davon ist inzwischen nur noch gut ein Fünftel übrig.