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ROUNDUP 3: Gestörte Lieferketten - Ökonom Felbermayr warnt vor höheren Preisen

(neu: weitere Details und Hintergrund präzisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Auf Verbraucher in Deutschland kommen nach Einschätzung des Ökonomen Gabriel Felbermayr kräftige Preiserhöhungen bei Produkten aus Asien zu. Grund seien die Containerkrise im südchinesischen Meer und Chaos in den globalen Lieferketten. "Wenn es in Asien Lieferprobleme gibt, spüren wir das auch im Preis", sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), dem Portal t-online.de (Freitag). "Wir müssen uns darauf einstellen, dass viele Produkte aus Fernost in den kommenden Monaten deutlich teurer werden", meinte Felbermayr.

Wie sehr die Preise im Durchschnitt steigen, sei schwer zu sagen, so der Ökonom. "Aber bei Gütern und Geschenken, die stark nachgefragt werden, Elektronikgeräte wie Fernseher oder Spielkonsolen, werden wir sicherlich einen Preisanstieg von bis zu 20 Prozent sehen." Der Bremerhavener Tiefkühlkosthersteller Frosta kündigte am Freitag bereits entsprechende Konsequenzen an. Höhere Materialkosten für Fisch, Öle, Weizen, Verpackung, Energie sowie Transport ließen sich durch Effizienzsteigerungen nicht mehr ausgleichen. Deshalb würden die Preise für Handelskunden "zum nächstmöglichen Termin" erhöht, hieß es von Frosta-Vorstand Maik Busse in einer Mitteilung.

Und auch der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé will in Kürze mehr Geld für viele seiner Produkte verlangen. An "zeitnahen Preiserhöhungen über das gesamze Portfolio hinweg" führe kein Weg vorbei, sagte der Deutschland-Vertriebschef des Konzerns, Klaus Hebekus der "Lebensmittel Zeitung". Denn die Kosten etwa für Rohstoffe, Verpackungen und Logistik seien deutlich gestiegen.

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Doch nicht nur steigende Preise, sondern auch weniger Produkte könnten die Folge sein. Wie die "Wirtschaftswoche" berichtet, plant der schwedische Möbelriese Ikea im kommenden Geschäftsjahr 2022 bereits mit einem abgespeckten Angebot: "Eine Reduzierung des gesamten Sortimentvolumens in Europa um rund fünf Prozent und in Nordamerika um rund vier Prozent" sei vorgesehen, sagte eine Sprecherin. Als Grund nannte Ikea "Einschränkungen des Warenflusses aus Asien" bei steigender Nachfrage. Um diese zu bewältigen, haben die Schweden den Angaben zufolge im laufenden Jahr das Transportvolumen bereits um zehn Prozent erhöht. Doch: "Mit Blick auf das kommende Geschäftsjahr sehen wir, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen", zitiert das Blatt das Unternehmen.

Die globalen Transportverbindungen auf See sind seit Beginn der Corona-Pandemie kräftig durcheinandergewirbelt, Verspätungen sind die Regel. Zusätzlich behindert seit vielen Wochen ein Stau im Süden Chinas den Containerverkehr, ausgelöst von einem Corona-Ausbruch unter Arbeitern im Hafen Yantian. Der Stau mit Rückwirkungen auf andere Häfen in der Region ist in seinen Folgen deutlich gravierender als die tagelange Sperrung des Suezkanals Ende März nach der Havarie des Frachters "Ever Given". Nach Berechnungen des IfW waren Anfang Juli bereits knapp fünf Prozent aller Containerschiff-Kapazitäten dort gebunden.

Die Störungen im Container-Schiffsverkehr sind eine der Ursachen für die Materialengpässe in Europa. Zudem lässt die anziehende Konjunktur in den USA und China viele Güter knapp und teuer werden. Grundsätzlich leide die Weltwirtschaft sehr unter der Lieferkrise, erklärte Felbermayr. "Was in China passiert, ist dramatisch. Das sind schmerzhafte Einschnitte für die Weltwirtschaft", sagte der IfW-Chef.

Das Lieferkettenchaos könne sich auch auf das Weihnachtgeschäft auswirken, das sich wegen langer Vorlaufzeiten schon anbahne, glaubt Felbermayr. "China ist für den Gabentisch in deutschen Wohnzimmern der wichtigste Lieferant. Wegen der Lieferengpässe dürften im Dezember die Regale in vielen Geschäften leerer sein als sonst."