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ROUNDUP 3/Cyberattacke: Trump spielt Gefahr herunter und nimmt Russen in Schutz

(neu: weitere Reaktionen)

WASHINGTON (dpa-AFX) - Der amtierende US-Präsident Donald Trump sieht Russland nicht hinter einem groß angelegten Hackerangriff auf amerikanische Regierungseinrichtungen. Er stellte sich damit gegen Außenminister Mike Pompeo und hochrangige Kongressvertreter. Pompeo hatte Moskau für die Cyberattacke verantwortlich gemacht. Trump schrieb dagegen am Samstag auf Twitter, es werde immer gleich Russland verdächtigt, wenn etwas passiere. Dabei könne es auch China gewesen sein.

Hochrangige Vertreter aus dem Kongress - Demokraten wie auch Trumps Republikaner - sehen aber ebenfalls Moskau hinter der Attacke. Sie äußerten sich am Wochenende hochgradig alarmiert über den Hackerangriff und forderten einen Gegenschlag der USA.

Russland hat jede Verbindung zu dem Hackerangriff zurückgewiesen. Pompeo hatte am Freitagabend (Ortszeit) in einem Radiointerview jedoch gesagt, es lasse sich nun "ziemlich klar" sagen, dass die Russen hinter dem Angriff steckten.

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Mehrere US-Medien, darunter die "Washington Post" und der Sender CNN, berichteten am Samstag, im Weißen Haus sei bereits für Freitag eine Erklärung vorbereitet worden, in der Russland als Urheber der Attacke benannt werden sollte - wie in Pompeos Aussage. Die Erklärung sei jedoch kurzfristig zurückgezogen worden. Nun ist das Weiße Haus in Erklärungsnot, welche Position die Regierung in der Frage vertritt.

Nach bisherigen Erkenntnissen sind Hacker bereits vor vielen Monaten in die Systeme verschiedener Ministerien, Bundesbehörden und Unternehmen eingedrungen. Das US-Heimatschutzministerium hatte am Montag bestätigt, dass es Attacken auf mehrere Bundesbehörden gegeben habe. Nach US-Medienberichten sollen das Finanz-, das Handels- das Außenministerium sowie weitere Behörden angegriffen worden sein. Am Freitag erklärte das Energieministerium, es sei betroffen.

Nach bisherigen Erkenntnissen verschafften sich die Hacker über Software der Firma SolarWinds Zugang zu den Systemen von Regierungseinrichtungen und Firmen. Der US-Softwareriese Microsoft teilte mit, dass 40 seiner Kunden betroffen seien, die die Software genutzt hätten. Was die Hacker an Informationen erbeutet haben und wie tief sie in die Systeme eingedrungen sind, ist bislang unklar.

Pompeo beschuldigte als erster US-Regierungsvertreter öffentlich Moskau. Er sprach von "erheblichen Anstrengungen" der Angreifer.

Trump hatte zunächst tagelang zu der Attacke geschwiegen. Mit seinem Tweet stellte er sich nun schützend vor Russland und brachte dabei ohne jeden Beleg China als möglichen Urheber ins Gespräch. Er behauptete auch, der Angriff werde in den "lügnerischen Medien" weit größer dargestellt als er tatsächlich sei. "Ich wurde umfassend informiert, und es ist alles voll unter Kontrolle", schrieb er.

Die US-Behörde für Cyber- und Infrastruktursicherheit (Cisa) hatte den Angriff dagegen als "ernste Gefahr" für die Bundesregierung, für Regierungen von Bundesstaaten und Kommunen, für die kritische Infrastruktur und für Organisationen des Privatsektors eingestuft. Das Entfernen des Angreifers werde sich voraussichtlich "hochkomplex" gestalten. Die Attacke dauere mindestens seit März an.

Auch prominente Vertreter im US-Kongress aus beiden Parteien äußerten sich höchst besorgt. Der republikanische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Senat, Maro Rubio, schrieb auf Twitter, es sei zunehmend klar, dass Russland hinter dieser schwersten Cyberattacke der US-Geschichte stecke. Amerika müsse Vergeltung üben. Er sagte, es handele sich fast um einen "kriegerischen Akt".

Der Vizechef des Ausschusses, der demokratische Senator Mark Warner, sagte dem Sender ABC am Sonntag, alles deute auf daraufhin, dass die Attacke auf das Konto Russlands gehe. "Sie könnte noch immer laufen." Der Angriff sei extrem ernst und dürfe nicht unbeantwortet bleiben.

Der von Trump geschasste frühere Chef der Behörde für Cyber- und Infrastruktursicherheit (Cisa), Christopher Krebs, sagte dem Sender CNN am Sonntag: "Das ist Russland." Die Russen seien extrem gut bei Hackerangriffen. Er sei jedoch zurückhaltend, was Vergeltung angehe.

Der republikanische Senator Mitt Romney, der als parteiinterner Kritiker Trumps bekannt ist, sagte CNN, die Attacke sei "außergewöhnlich gefährlich" und bedürfe einer kraftvollen Antwort. Er beklagte, Trump sei blind für Vergehen Russlands.

Trump wird seit langem vorgeworfen, einen sanften Kurs gegenüber Moskau zu fahren. Bei einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin 2018 in Finnland etwa hatte Trump auf offener Bühne Erkenntnisse seiner eigenen Geheimdienste infrage gestellt, die überzeugt davon waren, dass sich Russland in den Wahlkampf 2016 eingemischt hatte.

Anfang November hatte Trump die Präsidentschaftswahl gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Bislang hat Trump seine Niederlage bei der Wahl nicht eingeräumt, sondern behauptet, er sei durch massiven Betrug um den Sieg gebracht worden. Beweise dafür hat er nicht vorgelegt. Mehr als 50 Klagen des Trump-Lagers wurden von Gerichten abgewiesen. Auch in seinem Tweet zu der Cyberattacke erhob Trump wieder unbelegte Vorwürfe und schrieb, es könne eine elektronische Manipulation bei der Wahl gegeben haben.