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ROUNDUP 2: Munich Re übertrifft Gewinnziel im Krisenjahr - Aktie sackt ab

(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz zu Preiserhöhungen und Beben, Kurs, Analystenstimme)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re DE0008430026 hat im vergangenen Jahr trotz hoher Katastrophenschäden sein Gewinnziel übertroffen. Dank der gestiegenen Zinsen und anderer Sondereffekte stand unter dem Strich ein Gewinn von gut 3,4 Milliarden Euro - 17 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und 100 Millionen mehr als angepeilt. Für 2023 nimmt sich Vorstandschef Joachim Wenning weiterhin einen Überschuss von vier Milliarden Euro vor, wie der Dax-Konzern DE0008469008 am Donnerstag in München mitteilte. Höhere Preise im Rückversicherungsgeschäft sollen die inflationsbedingt steigenden Schadensummen mehr als ausgleichen.

An der Börse wurden die Nachrichten jedoch mit einem Kursrutsch quittiert. Die Munich-Re-Aktie verlor am Vormittag zeitweise mehr als sechs Prozent. Am frühen Nachmittag gehörte sie mit einem Abschlag von rund drei Prozent auf 314,80 Euro immer noch zu den größten Verlierern im Dax. Damit wurde das Papier nur noch rund drei Prozent teurer gehandelt als zum Jahreswechsel.

Branchenexperte Philip Kett vom Analysehaus Jefferies bescheinigte der Munich Re jedoch eine bemerkenswerte Leistung. Sie habe in einem Jahr mit dem zweitteuersten Wirbelsturm der Geschichte und einem Krieg in Europa ihr Gewinnziel übertroffen und eine Eigenkapitalrendite von 13,5 Prozent erreicht. Sein Kollege Kamran Hossain von der US-Bank JPMorgan sprach von einem guten Ergebnis in einem "zweifelsohne schwierigen Jahr". Der Kursrückgang vom Donnerstag war für ihn keine Überraschung. Schließlich hatte die Aktie im vergangenen Jahr um rund 17 Prozent zugelegt, während es mit dem Gesamtmarkt abwärts gegangen war.

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"Munich Re hat die Krisen des Jahres 2022 gut verkraftet und wächst weiter profitabel", sagte auch Vorstandschef Wenning. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, der Kursrutsch an den Aktienmärkten und der deutliche Anstieg der Zinsen hinterließen aber tiefe Spuren in den Kapitalanlagen des Konzerns: Das Kapitalanlageergebnis brach im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel auf 4,9 Milliarden Euro ein.

Dass der Jahresgewinn dennoch stieg, verdankte die Munich Re auch ihrer Erstversicherungstochter Ergo. Das Unternehmen aus Düsseldorf verdiente mit 826 Millionen Euro rund 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Grund waren günstige Währungskurse und ein Sondereffekt durch die gestiegenen Zinsen. In der deutschen Lebens- und Krankenversicherung verdiente Ergo dadurch fast dreimal so viel wie 2021 und übertraf insgesamt ihr im Herbst erhöhtes Gewinnziel.

In der Rückversicherung lief es für die Munich Re letztlich doch etwas besser als gedacht. Im Herbst hatte der Vorstand das Gewinnziel für die Sparte wegen der hohen Katastrophenschäden auf 2,5 Milliarden Euro gesenkt - letztlich wurden es doch fast 2,6 Milliarden.

Teuer zu stehen kamen die Munich Re die von Menschen verursachten Großschäden: Sie stiegen im Vergleich zum Vorjahr von knapp 1,2 auf 1,7 Milliarden Euro, maßgeblich durch die finanziellen Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.

Andererseits fielen Großschäden durch Naturkatastrophen 2022 mit 2,4 Milliarden niedriger aus als im Vorjahr - obwohl allein die Zerstörungen durch Hurrikan "Ian" in den USA die Munich Re rund 1,6 Milliarden Euro kosteten. Im Vorjahr hatte der Rückversicherer für die Folgen von Naturereignissen wie Hurrikan "Ida" und die Flutkatastrophe in Deutschland allerdings noch rund 700 Millionen Euro mehr ausgeben müssen. Trotz solch hoher Schäden sei die Rückversicherung gegen Naturkatastrophen für die Munich Re "eine unserer profitabelsten Sparten", sagte Wenning.

In diesem Jahr dürfte das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien auch die Munich Re eine Menge Geld kosten. Finanzvorstand Christoph Jurecka beklagte die vielen Toten und die Zerstörung in den betroffenen Ländern. Für genauere Aussagen zu den versicherten Schäden sei es noch zu früh. Die Belastung für die Munich Re dürfte nach seiner Einschätzung in der Größenordnung eines mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrags liegen.

Wie viele ihre Konkurrenten hat auch die Munich Re die Prämien ihrer Kunden deutlich erhöht. Bei der Vertragserneuerung in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zum Jahreswechsel setzte sie den Angaben zufolge im Schnitt 2,3 Prozent höhere Preise durch - dabei sind die erwartete Inflation und die veränderten Risiken bereits herausgerechnet.

"Das war sicher die beste Erneuerung seit vielen, vielen Jahren", sagte Jurecka. Die Preiserhöhungen werde man künftig auch in den Ergebnissen sehen. Die Verhandlungsrunde zum 1. Januar ist die wichtigste im Jahr: Die Munich Re erneuerte dabei rund zwei Drittel ihrer Verträge mit Erstversicherern wie Allianz DE0008404005 oder Axa FR0000120628. Allerdings zogen nicht alle Geschäftspartner mit: So wuchs das Geschäftsvolumen lediglich um 1,3 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro und damit weniger stark als die Prämien in den jeweiligen Verträgen.

Die Aktionäre sollen für 2022 eine von 11 Euro auf 11,60 Euro erhöhte Dividende erhalten, wie die Munich Re schon am Vortag mitgeteilt hatte. Außerdem will der Konzern bis zur Hauptversammlung 2024 eigene Aktien im Wert von maximal einer Milliarde Euro zurückkaufen.

Das Gewinnziel von vier Milliarden Euro für 2023 hatte der Vorstand schon im Dezember ausgegeben. Mit den 3,4 Milliarden aus dem Vorjahr ist dieser Wert nicht direkt vergleichbar, da die Munich Re wie andere große Versicherer ihre Zahlen ab 2023 nach dem neuen Rechnungslegungsstandard IFRS 17 ermittelt. Allerdings erwartet der Vorstand, dass vor allem Verbesserungen im operativen Geschäft den Gewinn nach oben treiben.