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ROUNDUP 2: MTU will ohne Staatshilfe und Stellenabbau durch die Krise

(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz zu Finanzierung, Produktionsniveau, Stellenabbau, Aussichten für die Branche, aktualisierter Aktienkurs)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Triebwerksbauer MTU <DE000A0D9PT0> rechnet wegen der Corona-Krise mit einem Nachfrageeinbruch bei Passagierjets, Antrieben und Ersatzteilen. Die negativen Folgen dürften sich ab dem zweiten Quartal in den Ergebnissen von MTU zeigen, kündigte Vorstandschef Reiner Winkler am Donnerstag in München an. Zu einer neuen Geschäftsprognose für 2020 sieht er sich auch wegen der Unklarheiten über die Entwicklung des Flugverkehrs noch nicht in der Lage. Mithilfe einer erhöhten Kreditlinie und Kurzarbeit will er MTU ohne Staatshilfe durch die Krise steuern und möglichst keine Jobs abbauen.

Die in der Krise schwer gebeutelte MTU-Aktie reagierte mit Kursgewinnen auf die Neuigkeiten, nachdem das Unternehmen im ersten Quartal besser abgeschnitten hatte als von Analysten erwartet. Nachdem die Aktie schon am Mittwoch um mehr als zehn Prozent zugelegt hatte, ging es bis zum späten Donnerstagvormittag um weitere 2,12 Prozent auf 129,90 Euro nach oben. Das Papier ist allerdings trotz der jüngsten Erholung mit einem Minus von rund 50 Prozent der größte Dax-Verlierer <DE0008469008> im Corona-Crash.

Die Corona-Krise trifft Fluggesellschaften so schwer wie kaum eine andere Branche. Weil Airlines in aller Welt ums Überleben ringen, müssen auch Flugzeug- und Triebwerkshersteller um bestehende und künftige Bestellungen fürchten. Wie die großen Flugzeugbauer Airbus <NL0000235190> und Boeing <US0970231058> <US0970231058> hatte daher auch die MTU-Führung ihre im Februar ausgegebenen Geschäftsziele bereits im März wieder kassiert und die Dividende für 2019 gestrichen. Die Hauptversammlung ist verschoben und soll laut Winkler nun im dritten Quartal ohne persönliche Präsenz der Aktionäre stattfinden.

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Ähnlich wie die Airbus-Spitze baut auch die MTU-Führung darauf, dass Airlines bestehende Flugzeug-Bestellungen trotz der Krise in den meisten Fällen nicht stornieren, sondern die Abnahme neuer Maschinen lediglich ein Stück weit in die Zukunft verschieben. Bisher hätten Kunden bei MTU noch keine Aufträge storniert, sagte Finanzchef Peter Kameritsch. Da der Flugverkehr weltweit großenteils am Boden liegt, können Fluggesellschaften neue Jets derzeit kaum gebrauchen - und wegen ihrer kritischen Finanzlage in vielen Fällen auch nur schwer bezahlen.

Im ersten Quartal hielten sich die Auswirkungen der Krise auf das MTU-Geschäft noch in Grenzen. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 13 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging um drei Prozent auf rund 182 Millionen Euro zurück, übertraf aber die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Der berichtete Überschuss sank um knapp zwölf Prozent auf rund 112 Millionen Euro.

Seit April dürften die Corona-Folgen aber deutlich durchschlagen. So hatte MTU den Betrieb an den Standorten in Deutschland und Polen ab Ende März für drei Wochen ausgesetzt und fährt ihn inzwischen nur schrittweise wieder hoch. Derzeit liege das Niveau wieder bei rund 40 Prozent, sagte Vorstandschef Winkler. MTU hat für die Dauer von sechs Monaten Kurzarbeit beantragt und will beim Wiederhochfahren der Produktion "auf Sicht" steuern.

Ein Stellenabbau sei derzeit nicht geplant, versicherte Winkler. Bevor es dazu komme, biete die Kurzarbeit viele Möglichkeiten zur Anpassung. Selbst Leiharbeiter-Jobs will er derzeit nicht streichen. Ende März beschäftigte MTU weltweit knapp 10 800 Mitarbeiter, ein Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Um sicher durch die Krise zu kommen, will das Unternehmen bisher ungenutzte Kreditlinien über 600 Millionen Euro bei den Banken auf 700 Millionen Euro aufstocken. Zudem wolle MTU Anfang Mai eine Schuldverschreibung über 100 Millionen Euro platzieren, sagte Finanzchef Kameritsch. Ein Staatskredit der Förderbank KfW ist für ihn bislang kein Thema: "Wir denken, dass wir selbst ohne KfW-Unterstützung gut durchkommen."

Unterdessen erwartet der Vorstand, dass vor allem die Nachfrage im Serien- und Ersatzteilgeschäft für Passagierflugzeuge deutlich zurückgeht. Auch in der Triebwerkswartung geht er für das zweite und dritte Quartal von einer rückläufigen Nachfrage aus. Allenfalls von Frachtfluggesellschaften, die in der Krise einen Boom erleben, könnten hier zusätzliche Aufträge kommen. Im Militärgeschäft, wo MTU an den Antrieben für den Kampfjet Eurofighter und den Militärtransporter Airbus A400M beteiligt ist, rechnet der Vorstand hingegen kaum mit negativen Auswirkungen.

Bei Passagierflugzeugen ist MTU vor allem bei dem bisher stark gefragten Getriebefan-Antrieb für die Airbus-Jets der Modellfamilien A220 und A320neo dick im Geschäft, außerdem beim Boeing-Langstreckenjet 787 "Dreamliner" und bei der modernisierten Boeing 777X, die in diesem Jahr ihren Jungfernflug hatte. Airbus fährt seine Flugzeugproduktion wegen der Krise jetzt vorerst um rund ein Drittel zurück. Boeing hatte am Mittwoch ebenfalls angekündigt, seine Produktion deutlich zu drosseln - unter anderem beim "Dreamliner". MTU will zunächst abwarten, ob vor allem Airbus seine Pläne nicht noch einmal anpasst.

Ob und wann der weltweite Luftverkehr zu altem Wachstum zurückfindet, wagt Winkler nicht einzuschätzen. "Die Frage ist, wann ein Impfstoff zur Verfügung steht und wann man wieder normal fliegen kann." Wann das sei, "kann Ihnen heute kein Mensch seriös beantworten".