Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 2 Minuten
  • Nikkei 225

    38.460,08
    +907,92 (+2,42%)
     
  • Dow Jones 30

    38.503,69
    +263,71 (+0,69%)
     
  • Bitcoin EUR

    62.434,82
    +360,23 (+0,58%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.416,89
    -7,21 (-0,51%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.696,64
    +245,33 (+1,59%)
     
  • S&P 500

    5.070,55
    +59,95 (+1,20%)
     

ROUNDUP 2: Eurogruppe sucht Kompromiss für milliardenschweres Rettungspaket

(neu: Textentwurf)

BERLIN/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Im Streit über ein milliardenschweres Rettungspaket gegen die Corona-Wirtschaftskrise haben die EU-Finanzminister am Donnerstagabend versucht, letzte Hürden auszuräumen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur lag am Abend ein Textentwurf auf dem Tisch, der bei den wichtigsten Verhandlungspartnern als konsensfähig galt. Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Eurogruppen-Chef Mario Centeno hatten sich bereits vor dem Auftakt zuversichtlich gegeben. Doch begann die Videokonferenz der Eurogruppe wegen intensiver Vorgespräche erst mit mehr als vier Stunden Verzögerung um 21.30 Uhr.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich zuvor ausdrücklich hinter das Paket mit Hilfen für gefährdete Staaten, Firmen und Jobs im Umfang von mehr als 500 Milliarden Euro gestellt. Merkel lehnt gemeinsame europäische Schulden über Corona-Bonds nach wie vor ab. Doch sagte sie, es gebe so viele andere Möglichkeiten, die nun dringend nötige Solidarität in Europa zu zeigen. Deutschland sei dazu bereit und verpflichtet.

Sie setze auf die Instrumente, die in der Eurogruppe diskutiert werden: vorsorgliche Kreditlinien des Eurorettungsschirms ESM für angeschlagene Staaten, erweiterte Programme der Europäischen Investitionsbank EIB für Unternehmen und das von der EU-Kommission vorgeschlagenen Kurzbeiter-Programm "Sure".

WERBUNG

Das seien drei ganz wichtige Punkte, die sich zu vielen Milliarden summierten, sagte die Kanzlerin. Zusätzlich müsse es nach der Krise ein Konjunkturprogramm für Wirtschaft und Arbeitsplätze geben. "An dem wird sich Deutschland auch beteiligen", sagte sie. Auch die Beratungen über den EU-Etat stünden jetzt unter ganz anderen Vorzeichen.

Nach stundenlangen Vorgesprächen schalteten sich die Finanzminister der 19 Eurostaaten und der übrigen EU-Staaten am Donnerstagabend schließlich per Video zusammen. Die Minister hatten bereits die Nacht vom Dienstag auf Mittwoch 16 Stunden ergebnislos verhandelt. Nun aber sei man einer Lösung "sehr nahe", sagte Merkel bereits Donnerstagnachmittag. Sie hatte nach eigenen Worten in den vergangenen Tagen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte ebenso wie mit dem italienischen Regierungschef Giuseppe Conte gesprochen.

Auch Scholz sagte, die Zeit zwischen den beiden Verhandlungsrunden habe den Willen zur gemeinsamen Lösung gesteigert. Es seien viele Vorgespräche geführt worden, um einen Kompromiss anzubahnen. Besonders Deutschland und Frankreich hätten sich darum gemeinsam bemüht, sagte ein EU-Diplomat. Eurogruppen-Chef Centeno appellierte an seine Kollegen: "Ich vertraue darauf - ich vertraue immer noch darauf, dass diesmal alle dieser Aufgabe gerecht werden."

Ein Kompromiss war am Mittwoch nach Angaben von Teilnehmern an einem Streit über die Bedingungen zur Nutzung des Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM gescheitert. Der ESM war 2012 auf dem Höhepunkt der Euroschuldenkrise gegründet worden. Gesichert durch Einlagen der Eurostaaten nimmt er Kredite am Kapitalmarkt auf und reicht sie unter bestimmten Auflagen an Staaten weiter, die selbst am Markt höhere Zinsen zahlen müssten oder keine Kredite mehr bekämen.

In der Eurokrise waren damit für Griechenland und andere Staaten harte Sparauflagen verbunden. Solche Bedingungen soll es nach Ansicht fast aller Eurostaaten diesmal nicht geben, sondern nur die Vorgabe, die Mittel zur Bekämpfung der Pandemie-Folgen einzusetzen und künftig wieder zu verantwortungsvoller Haushaltspolitik zurückzukehren. Die Niederlande verlangten allerdings schärfere Bedingungen einschließlich wirtschafts- und sozialpolitischer Reformen und eine Überwachung. Das wiederum war für Länder wie Italien nicht akzeptabel.

Ökonomen sind sich einig, dass die Folgen des Stillstands in der Pandemie eine tiefe Rezession bedeuten. Die Regierungen steuern bereits mit Milliarden-Programmen gegen und auch auf EU-Ebene ist schon einiges beschlossen: Die Schulden- und Defizitregeln wurden ausgesetzt und Milliarden aus dem EU-Budget mobilisiert. Die Europäische Zentralbank hat zudem ein riesiges Anleihekaufprogramm gestartet. Mit dem Rettungspaket soll noch einmal nachgelegt werden.