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ROUNDUP 2: Allianz hält trotz Krieg an Gewinnziel fest - Aktie im Abwärtssog

(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz zu den Folgen der Inflation für die Allianz, Ukraine-Folgen Kreditversicherung, aktualisierte Kursreaktion)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Versicherungskonzern Allianz <DE0008404005> sieht sich trotz des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen gegen Russland auf Kurs zu seinem Gewinnziel für das laufende Jahr. Der operative Gewinn solle nach 13,4 Milliarden Euro im Vorjahr weiterhin 12,4 bis 14,4 Milliarden Euro erreichen, teilte der Dax-Konzern <DE0008469008> am Donnerstag in München mit. Unter dem Strich schlägt allerdings ein milliardenschwerer Rechtsstreit um eine Panne bei Hedgefonds der Konzerntochter Allianz Global Investors (AGI) teuer zu Buche. Im ersten Jahresviertel legte das Unternehmen dafür noch einmal 1,9 Milliarden Euro zur Seite.

An der Börse wurden die Neuigkeiten mit einem Kursabschlag von mehr als drei Prozent quittiert. Damit gehörte die Allianz-Aktie zur Mittagszeit zu den stärkeren Verlierern im Dax, der um mehr als zwei Prozent absackte. Der Konzern hatte seine wichtigsten Gewinnzahlen zum ersten Quartal schon am Mittwoch mitgeteilt. Branchenexperte Philip Kett vom Analysehaus Jefferies zeigte sich von der Geschäftsentwicklung positiv überrascht.

"Die Ergebnisse dieses Quartals zeigen, dass unser Geschäft erheblichen geopolitischen und wirtschaftlichen Belastungen standhalten kann", sagte Vorstandschef Oliver Bäte. Wegen des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen gegen den Angreifer Russland nahm die Allianz Abschreibungen auf russische Finanzanlagen vor.

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Zudem verbuchte das Unternehmen in der Kreditversicherung eine Belastung von rund 100 Millionen Euro. Laut Finanzchef Giulio Terzariol stehen hinter dieser Summe aber noch keine konkreten Schadenmeldungen. Die zuständige Konzerntochter Allianz Trade hatte ihre Limits für die Kunden mit Bezug auf die Ukraine und Russland stark gekappt und einen großen Teil ihrer Risiken gedeckelt oder rückversichert.

Für den Fall, dass die Allianz das Geschäft ihrer russischen Tochtergesellschaften endgültig einstellen muss, rechnet der Vorstand mit einer Belastung zwischen 400 und 500 Millionen Euro. Der Konzern hatte sein Neugeschäft in dem Land wegen des Ukraine-Kriegs im Februar gestoppt.

Auch für die steigenden Inflationsraten sieht sich die Allianz gerüstet. Der Versicherer habe für diesen Fall Reserven gebildet, sagte Terzariol in einer Telefonkonferenz. Mit der Inflation verteuern sich auch die Schäden, die Versicherer begleichen müssen. Allerdings stiegen die Preise in diesem Bereich bisher nicht so stark wie die Verbraucherpreise, sagte der Finanzchef.

Im ersten Quartal erzielte die Allianz konzernweit einen Umsatz von 44 Milliarden Euro, rund sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn schrumpfte um drei Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Dabei steckte der Versicherer deutlich gestiegene Schäden durch Naturkatastrophen weg. Wegen der Überflutungen in Australien und der Winterstürme in Europa musste die Allianz netto Naturkatastrophenschäden in Höhe von 689 Millionen Euro schultern. Das war mehr als dreieinhalb Mal so viel wie ein Jahr zuvor.

Im Schaden- und Unfallgeschäft sank der operative Gewinn trotz der hohen Schäden im Jahresvergleich nur um neun Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Dabei profitierte die Allianz davon, dass sie Rückstellungen für Schäden aus früheren Jahren teilweise auflösen konnte. In der Lebens- und Krankenversicherung fiel der operative Gewinn mit 1,2 Milliarden Euro überraschend praktisch genauso hoch aus wie ein Jahr zuvor.

Die Fondstöchter AGI und Pimco warfen mehr ab. Der operative Gewinn der gesamten Fondssparte legte um elf Prozent auf 831 Millionen Euro zu. Allerdings sind die Milliardenkosten für die Klagen von Großanlegern gegen AGI bei dieser Kennzahl ausgeklammert. Unterdessen zogen Anleger netto neun Milliarden Euro aus den Fonds von Pimco und AGI ab. Noch viel deutlicher wirkten sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten aus: Das für Dritte verwaltete Vermögen schrumpfte zwischen Ende Dezember und Ende März in Summe um 89 Milliarden auf knapp 1,9 Billionen Euro.

Wie teuer der Rechtsstreit in den USA die Allianz zu stehen kommt, zeigte sich zumindest teilweise am Nettogewinn des ersten Quartals. Nachdem die Allianz im Jahresabschluss für 2021 bereits 3,7 Milliarden Euro für die Entschädigung von Klägern zurückgelegt hatte, kam im ersten Quartal ein weiterer Brocken von 1,9 Milliarden Euro hinzu. Damit summiert sich die Belastung bisher auf etwa 5,6 Milliarden Euro.

Im ersten Quartal brach der auf die Allianz-Aktionäre entfallende Nettogewinn von fast 2,6 Milliarden auf 561 Millionen Euro ein. Zudem ging die Kapitalstärke des Konzerns zurück. Der Allianz-Vorstand geht nach Angaben vom Mittwoch davon aus, dass die milliardenschweren Rückstellungen für den Rechtsstreit die finanziellen Risiken aus dem Fall jetzt insgesamt abdecken.

Grund des teuren Ärgers sind die Verluste, die professionelle Anleger zu Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020 mit den Structured Alpha Fonds von Allianz Global Investors (AGI) erlitten hatten. Mehrere Investoren, darunter Pensionsfonds, haben das Unternehmen daher auf Schadenersatz verklagt.

Die Vorwürfe laufen darauf hinaus, dass die Manager dieser Hedgefonds die eigenen Richtlinien nicht eingehalten und nicht angemessen auf die Marktentwicklung reagiert hätten. Dies soll die hohen Verluste verursacht haben. Die Allianz-Führung wollte sich zu ihrer Sicht der Dinge bisher nicht äußern, bevor die US-Behörden ihre Untersuchungsergebnisse vorgelegt haben.