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Roger Federer bringt einen veganen Sneaker auf den Markt

Die ehemalige Nummer eins der Welt folgt damit einem aktuellen Öko-Trend. Konsumenten müssen angesichts der vielen Konzepte der Marken genau hinsehen.

Roger Federer beginnt neue Karrierewege. (Bild: Getty Images)
Roger Federer beginnt neue Karrierewege. (Bild: Getty Images)

Roger Federer ist wieder da. Zwar nicht auf dem Tennisplatz, weil der Turnierzirkus noch immer wegen Corona ruht. Dafür taucht sein Name in den Schuhregalen auf. Die Schweizer Sportmarke On präsentierte in dieser Woche den Sneaker „The Roger“. Das Besondere an dem Schuh: Er ist vegan, wird also ohne Material aus tierischer Herkunft hergestellt.

Vergangenes Jahr ist Federer als Investor bei On eingestiegen, „The Roger“ ist jetzt das erste Resultat seines Engagements. Es ist kein Zufall, dass der Schuh vegan ist: Die Sportindustrie liefert sich ein regelrechtes Rennen um den grünsten Turnschuh.

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On ist zwar viel kleiner als die Marktführer Nike und Adidas. Den Marktforschern der NPD Group zufolge gehören die Schweizer dieses Frühjahr aber zu den angesagtesten Laufschuh-Marken in den USA – mit zweistelligen Wachstumsraten. Daher schaut die Branche genau hin, was bei On passiert.

„Nachhaltigkeit war bei der Entwicklung dieser neuen Schuhe eine absolute Priorität“, betont On-Mitbegründer David Allemann. Das neue Modell sei so gestaltet, dass der Materialverbrauch möglichst gering bleibe. „Das Ergebnis ist ein signifikant reduzierter ökologischer Fußabdruck“, betont der Schweizer. „Das verwendete vegane Leder entspricht nur ungefähr 30 Prozent des Umwelt-Fußabdrucks, den eine Produktion mit Tierleder hinterlassen würde.“

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Federer folgt dem Trend

On folgt mit dem Kunstleder dem Zeitgeist. Über den Zeitraum eines Jahres hat die Internet-Modesuchmaschine „Lyst“ das Kaufverhalten von 104 Millionen Online-Shoppern ausgewertet und festgestellt: „Seit Anfang des Jahres sind Suchanfragen mit auf Nachhaltigkeit bezogenen Schlüsselworten um 37 Prozent gestiegen.“

Vor allem nachhaltige Sneaker, so Lyst, seien gerade ein besonders begehrtes Produkt. Angeführt wird die Rangliste der beliebtesten Artikel von dem veganen Stan-Smith-Sneaker, den die Designerin Stella McCartney zusammen mit Adidas entwickelt hat. Aber auch die französische Marke Veja steht hoch im Kurs.

„Nachhaltigkeit wird auch in der Modebranche immer wichtiger. Das liegt aber nicht nur daran, dass viele junge Labels fair und ökologisch produzieren, sondern auch an den aufgeklärten Käufern, die genau das fordern“, erklärt Lyst-Managerin Katy Lubin.

Die Konsumenten müssen allerdings genau hinsehen, was sie kaufen. Denn hinter Begriffen wie „veganes Leder“ oder „Kunstleder“ verbergen sich meist Kunststoffe wie Polyurethan oder Polyester. Damit ist das Material zwar robust, witterungsbeständig und leicht zu reinigen. Der Nachteil ist, dass die Kunststoffe nicht biologisch abbaubar sind.

Wenn mit Begriffen wie „veganes Leder“ geworben wird, entsteht der Eindruck, dass das Material auch umwelt- und tierfreundlich ist. Doch das gilt nicht automatisch. Schließlich wird Kunstleder aus Erdöl gewonnen, je nach Material stecken darin Weichmacher und andere problematische Chemikalien – und es braucht Jahrhunderte, bis es wieder abgebaut ist.

„On“ teilt mit, dass das vegane Leder für den zunächst auf 1.000 Stück limitierten Roger-Federer-Sneaker aus beschichtetem Polyurethan besteht, für das man mit einem japanischen Hersteller zusammenarbeite. Ob die verwendeten Kunststoffe auch biobasiert hergestellt und keine tierischen – das heißt aus Knochen gewonnenen – Leime verwendet werden, erfahren die Käufer nicht. Aber immerhin ist im „The Roger“ 60 Prozent recyceltes Polyester. Dafür bezahlen die Kunden am Ende 240 Euro pro Paar. Und das, obwohl Kunstleder im Einkauf häufig sogar günstiger ist als Tierleder.

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Große Ansprüche mit den „Space Hippies“

Eine vegane Alternative zu Leder hat ein Start-up aus London entwickelt: „Pinatex“ wird aus Fasern von Ananasblättern gewonnen und ist ähnlich stabil wie tierisches Leder, aber günstiger, nachhaltiger und eben vegan. Andere nachhaltige Varianten bestehen aus Hanf, Fasern von Eukalyptus-Blättern, Pilzen oder Kork.

Die Marktführer setzen vor allem auf wiederverwertetes Material für ihre ökologisch-korrekten Schuhe. So brachte Branchenprimus Nike gerade eine Kollektion auf den Markt, die zu großen Teilen aus Abfällen aus den Fabriken des Labels besteht: weggeworfene Fäden, Stofffetzen, aufgearbeitete Sohlen und alte Plastikflaschen. „Space Hippie“ heißt die Sneaker-Serie und bekräftigt mit dem Namen die Ambition des Sportkonzerns: große Ziele zu erreichen mit etwas verrückten Ideen.

„Man muss kein Raketenwissenschaftler sein, um zu erkennen, dass es den Klimawandel gibt“, sagte Nike-Chef John Donahoe jüngst dem Handelsblatt. Er wirke sich direkt auf die Möglichkeiten aus, zu trainieren und Wettkämpfe zu absolvieren. „Also sind wir gefordert.“ Noch etwas sei entscheidend: „Nachhaltigkeit wird für die Konsumenten immer wichtiger, sie wird das Verhalten der Leute bestimmen.“ Allerdings sei das alles nicht neu für Nike. Donahoe: „Niemand recycelt so viel Polyester wie wir weltweit. Jedes Jahr werden eine Milliarde Plastikflaschen wiederverwertet.“

Deutschlands größter Sportkonzern, Adidas, hat sich schon vor Jahren mit der Umweltschutzorganisation „Parley for the Oceans“ verbündet. Die Aktivisten sammeln Plastikmüll aus dem Meer ein. Daraus stellt der Dax-Konzern inzwischen Millionen von Turnschuhen und Textilien jedes Jahr her.

Turnschuhe aus Zuckerrohr

Damit nicht genug: Die Franken haben jüngst einen Schuh entwickelt, aus dem nach dem Recycling ein genauso gutes neues Modell entstehen soll. Das Konzept soll im kommenden Jahr in Serie gehen.

Adidas hat sich Ende Mai zudem mit dem kalifornischen Start-up Allbirds zusammengetan. Die junge Firma vertreibt Turnschuhe, die aus neuseeländischer Merinowolle, Zuckerrohr oder Eukalyptusbaumfasern bestehen. Gemeinsam wollen die Partner die Umweltbelastung deutlich reduzieren – in Produktion, der gesamten Lieferkette und den Schuhen selbst. Adidas wolle deutliche Fortschritte erzielen, sagt James Carnes, der Strategiechef des Dax-Konzerns. Ziel sei es, einen neuen Industriestandard zu setzen und den klimafreundlichsten Schuh der Welt herzustellen.

Es geht um gewaltige Mengen: Vergangenes Jahr ließ Adidas eigenen Angaben zufolge 448 Millionen Paar Schuhe produzieren. Mehr als elf Millionen Paar enthielten aus dem Meer eingesammelten Kunststoff der Parley-Kooperation. Dazu kamen 528 Millionen Kleidungsstücke und 127 Millionen Stück Sportzubehör, also etwa Golfschläger oder Taschen.

Umweltbewusst einkaufen heißt indes nicht zwingend, viel auszugeben. Das beweist der Sport-Discounter Decathlon. Die Franzosen haben für weniger als 40 Euro Wanderstiefel im Sortiment, die zum größten Teil aus wiederverwertetem Polyester bestehen. Und: Das eingesetzte Leder stammt dem Konzern zufolge ausschließlich von Abfällen aus der Nahrungsmittelindustrie in Frankreich.