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Robinhood, Trade Republic, Scalable: Das hat es mit dem Boom der Neobroker auf sich

Junge Trading-Apps machen angesichts des Börsen-Hypes um Aktien wie Gamestop Furore. Doch nun sind die Firmen in die Kritik geraten. Was Anleger über die Onlinebroker wissen müssen.

Der Name klingt wie ein Versprechen: Robinhood. Der Legende nach war der Namensgeber ein Räuber im Sherwood Forest bei Nottingham, der im England des 13. Jahrhunderts mit seiner Bande von den Reichen nahm und den Armen gab. Rund 700 Jahre später mischt Robinhood erneut bei einem epischen Kampf mit: diesmal allerdings als Trading-App gleichen Namens. Die US-Handelsplattform ist die beliebteste Trading-App vieler Kleinanleger im Kampf um den Kurs von Aktien wie Gamestop.

Doch das Gebahren der jungen Firmen, Neobroker genannt, ruft auch Kritiker auf den Plan. Der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton forderte bereits Informationen von Robinhood und einer Reihe weiterer Onlinebroker an, um herauszufinden, ob bei zeitweisen Beschränkungen des Handels alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Was hat es also mit den Neobrokern auf sich? Wie funktioniert deren Geschäftsmodell? Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Neobrokern wie Trade Republic, Scalable Capital, Robinhood und den Angeboten der deutschen Banken.

Was unterscheidet die Neo-Broker von klassischen Onlinebrokern?

Zu den Marktführern im Wertpapiergeschäft mit Kunden, die ihre Anlageentscheidungen weitgehend selbst treffen, zählen Anbieter wie Comdirect, Consorsbank, ING und FlatexDegiro. Noch vor einigen Jahren galten sie als die Angreifer der Branche, die im Vergleich zu den Filialbanken kostengünstigen Handel anboten.

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Seit einiger Zeit drängen jedoch neue Billiganbieter in den Markt, die mit noch niedrigeren Gebühren oder sogar komplett provisionsfreiem Handel werben. Über ihre Plattformen bieten sie nach eigener Aussage einfach durchzuführenden Handel über das Smartphone an – und locken somit auch junge Börseneinsteiger an.

Das zwingt auch die etablierten Anbieter zum Handeln: Flatex Degiro bietet mit Flatex Next beispielsweise seit Kurzem auch eine einfach gehaltene App für Einsteiger an.

Welche Neobroker gibt es hierzulande?

Der bekannteste Neobroker in Deutschland ist Trade Republic, der 2015 als reiner Smartphone-Broker gegründet wurde. Pro Transaktion fällt lediglich eine Fremdkostenpauschale von einem Euro an. Es können 7500 Aktien sowie Indexfonds (ETFs) vom Anbieter Blackrock gehandelt werden, 1300 als kostenloser Aktien- oder ETF-Sparplan.

Seit dem vergangenen Sommer mischt auch Scalable Capital mit einem eigenen Neobroker im Markt mit. Dieser bietet eine Trading-Flatrate: Für 2,99 Euro im Monat können Anleger unbegrenzt Aktien und ETFs handeln sowie ETFs besparen, sofern der Betrag jährlich abgebucht wird.

Zudem können Anleger in Deutschland bei Smartbroker, dem Broker des Börsenportals Wallstreet Online, an allen deutschen Börsen und vielen weiteren Handelsplätzen handeln. Smartbroker verlangt jedoch eine Provision von in der Regel vier Euro je Order.

Beim Neobroker Justtrade gibt es keine Orderprovision und auch keine Fremdkostenpauschale. Gehandelt werden können 7300 Aktien, über 1000 ETFs, Zertifikate und auch Kryptowährungen. Neu am Markt ist Gratisbroker, das Ende 2019 gestartet ist und auf sämtliche Ordergebühren verzichtet. Hier beträgt das Mindestordervolumen 500 Euro.

Warum sind die Neobroker so beliebt bei jungen Kleinanlegern?

Die Bedienung ist leicht, die Gebühren sind niedrig, Anleger können schnell und flexibel handeln und spontan ein- und aussteigen. Gehandelt wird über das Smartphone, mit ein paar Mal Tippen aufs Display sind Kauf oder Verkauf erledigt.

Die neue Broker-Generation wird darum von Experten gern als das „Börsen-Zutrittstor für Privatanleger“ bezeichnet. So handelt teilweise die Hälfte der User zum ersten Mal mit Aktien.

Dass die Nutzung von Neobrokern allerdings auch gefährlich sein kann, zeigt der Selbstmord eines 20-Jährigen. Alex Kearns hat mit komplexen Optionen beim US-Neobroker Robinhood experimentiert - bis sein Kontostand offenbar ein Minus von über 700.000 Dollar angezeigt hat.

Doch die Kunden schreckt das nicht ab. Robinhood hatte im Dezember 2020 rund 13 Millionen Nutzer und verwaltete rund 20 Milliarden US-Dollar. Die deutschen Anbieter halten sich dagegen mit konkreten Zahlen zurück. Im April 2020 zählte Trade Republic, ein Jahr nach dem Start, nach eigenen Angaben 150.000 Kunden.

Was müssen Trader beim Handell über Neobroker beachten?

Anleger müssen bei den meisten Neobrokern gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen: Wie oben beschrieben sind die Produktauswahl und die verfügbaren Handelsplätze in der Regel begrenzt. Immer wieder lautet eine Kritik, dass die Kunden die weitgehende Gebührenfreiheit bei den Brokern auf andere Weise bezahlen, nämlich dadurch, dass ihnen möglicherweise schlechtere Börsenkurse gestellt werden – insbesondere außerhalb der üblichen Xetra-Handelszeiten. Der elektronische Börsenhandel über Xetra ist der Referenzmarkt für den börslichen Handel von deutschen Aktien und ETFs.

Das Verbrauchermagazin „Finanztest“ gab im Oktober 2020 indes Entwarnung. Man habe die Broker über Monate ausprobiert: „Als unbegründet erwies sich die Befürchtung, dass die Gebührenfreiheit mit einer größeren Handels­spanne beim Kauf und Verkauf einhergeht. Bei bekannten Aktien oder ETFs entdeckten wir keine nennens­werten Aufschläge gegen­über dem Xetra-Handel der deutschen Börse“, hieß es.

Wie finanzieren sich Neobroker?

Die Broker selbst verdienen in erster Linie an den Rückvergütungen, die sie von den Handelspartnern für die Weiterleitung der Kundenaufträge erhalten. In der Fachsprache nennt sich dies „Payment for Orderflow“. Aufsichtsrechtlich stellen diese Rückvergütungen Zuwendungen dar, deren Annahme der Finanzaufsicht Bafin zufolge europarechtlich unter bestimmten Voraussetzungen zulässig ist.

Die Bafin habe aber ein Auge darauf, dass „Neobroker, deren Geschäftsmodelle sich häufig auch durch Zuwendungen finanzieren, diese verwenden, um die Qualität der erbrachten Dienstleistungen zu verbessern“, sagte eine Sprecherin dem Handelsblatt.

Daneben können die Neobroker auch günstigen Handel bieten, weil sie über eine vergleichsweise geringe Kostenbasis ohne Filialen und wenig Personal verfügen. Zudem sollten Anleger prüfen, an welchen Stellen die Broker stattdessen Geld verlangen. In manchen Fällen werden beispielsweise Strafzinsen für Guthaben auf dem Verrechnungskonto fällig.

Warum steht speziell Robinhood in der Kritik?

Robinhood verkauft die Daten über die Aufträge seiner Kunden an große Finanzunternehmen, bevor sie ausgeführt werden. Diese Finanzfirmen können also schon vorher sehen, was Kleinanleger auf Robinhood machen, bevor diese Aufträge den Markt bewegen – und gegebenenfalls entsprechend handeln.

Zu den Adressen, die solche Informationen einkaufen, zählen sogenannte Hochfrequenzhändler, die in Sekundenschnelle Positionen auf- und wieder abbauen – aber auch Hedgefonds. Robinhood sei dafür bekannt, dass die Plattform regelmäßig die Orders ihrer Kunden als „Liquiditätsfluss an die bereits erwähnten Hedgefonds-Firmen weiterverkauft“, schreibt DZ-Bank Analyst Christian Kahler.

Kritiker unterstellen dem US-Neobroker darum, die Einschränkungen auf Druck der Großkunden vorgenommen zu haben – was Robinhood zurückweist.

Wer reguliert Neobroker?

Für die Kontrolle von Neobrokern in Deutschland sind in aller Regel die Finanzaufsicht Bafin und die Bundesbank zuständig – entweder direkt oder indirekt. Trade Republic hat seit Dezember 2018 eine Lizenz als Wertpapierhandelsbank und steht somit direkt unter der Aufsicht beider Behörden. Die Verwahrung der Kundengelder erfolgt bei der Solarisbank, die eine Vollbanklizenz hat.

Auch andere Neobroker arbeiten mit Banken zusammen – und nutzen dabei häufig auch deren Lizenz für das Brokerage-Geschäft. Justtrade ist ein Service der Sutor Bank, die von Bafin und Bundesbank beaufsichtigt wird. Gratisbroker gibt an, bei der Bafin registriert zu sein. Die Konten und Depots der Kunden führt jedoch die Baader Bank.

Scalable Capital wird seit Juli 2015 von Bafin und Bundesbank beaufsichtigt. Im Brokerage-Geschäft arbeitet das Unternehmen mit der Baader Bank zusammen.

Bei der Bafin gingen bereits Beschwerden ein, nachdem der deutsche Neobroker Trade Republic zeitweise den Handel beschränkt hatte. In den USA sieht sich die US-Börsenaufsicht SEC die Vorgänge rund um den Gamestop-Hype an. Sie versprach, Kleinanleger zu schützen, wenn die Faktenlage auf manipulative Handelsaktivitäten hinweise. Angesichts der großen Aufregung richtete die Behörde extra ein Onlineformular ein und forderte betroffene Anleger zudem auf, sich per E-Mail oder Telefon-Hotline an die SEC zu wenden.

Mehr: Robinhood beschränkt weiterhin den Handel mit Gamestop-Aktien