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Ritter Sport darf sein neues Produkt nicht Schokolade nennen – weil kein Zucker drin ist

Eine deutsche Verordnung schreibt vor, dass Schokolade auch Zucker beinhalten muss. Ein Problem für Ritter Sport, dessen neues Produkt gänzlich aus Kakao besteht.

Der Schokoladenhersteller Ritter Sport hat eine Produktneuheit auf den Markt gebracht. Die Innovation besteht aber diesmal nicht darin, der Kakaomasse etwas Neues zuzusetzen, sondern darin, etwas wegzulassen. Und das ist normaler Zucker.

Dieser wird in dem neuen Produkt durch natürlichen Kakaosaft aus eigener Herstellung ersetzt, wie Ritter mitteilt. Gewonnen wird der auf einer Plantage des Familienunternehmens in Nicaragua, das entsprechende Patentverfahren läuft noch.

Produziert ist bislang nur eine kleine Stückzahl von 2300 Tafeln, die online und zum stolzen Preis von 4,99 Euro vertrieben werden. Allerdings steigt die Nachfrage nach derlei Produkten – das Thema Zuckergehalt ist auf Verbraucherseite in den Fokus gerückt.

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Das Problem für Ritter Sport: Der Saft der Kakaopflanze sei zwar seit einem Jahr als Lebensmittel in der Europäischen Union zugelassen, erklärt Ritter-Sport-Chef Andreas Ronken, aber hierzulande dürfe Schokolade ohne den Zusatz von Zucker nicht „Schokolade“ heißen.

„Unser Lebensmittelrecht muss mit Innovationen dieser Art Schritt halten“, fordert der 53-Jährige daher. In der Tafel werden nur Zutaten der Kakaopflanze verarbeitet, also Kakaomasse, -butter, -pulver und eben Kakaosaft.

Der enthält natürlich auch Zucker, aber eben natürlichen aus der Kakaopflanze und mit geringerem Süßungswert, wie das Unternehmen auf Nachfrage mitteilte. „Wenn Wurst aus Erbsen sein darf, braucht Schokolade auch keinen Zucker. Aufwachen! Das ist die neue Realität“, sagte Ronken am Montag.

Die Verordnung der EU wurde 2003 in deutsches Recht umgesetzt. Darin ist geregelt, dass Schokolade zugesetzte Zuckerarten enthalten muss. Die Menge ist dabei laut Stefanie Wetzel vom Verbraucherzentrale Bundesverband nicht vorgeschrieben. Danach könnte Ritter theoretisch nur ein Prozent Zucker zuführen, um den Namen Schokolade zu nutzen. Auch Lindt vertreibt ein Produkt mit 99 Prozent Kakao, das noch Schokolade heißt, während auf dem 100-Prozent-Produkt nur „100 % Cacao“ steht.

Auch Rügenwalder und Lemonaid fordern das Lebensmittelrecht heraus

Eine Produktgattung für solche Erzeugnisse aus Kakao gibt es nicht, im Gespräch sind zum Marktstart „Kakaofruchttafel oder -quadrat“. Das Produkt von Ritter heißt „Cacao y Nada“, übersetzt also: Kakao und sonst nichts.

Verbraucherschützerin Wetzel, auch Koordinatorin des Projekts Lebensmittelklarheit, plädiert ohnehin dafür, dass die Verbrauchererwartung bei den Vorgaben zur Lebensmittelbeschaffenheit und -kennzeichnung stärker berücksichtigt wird. „Weniger Zucker, mehr Nachhaltigkeit, mehr vegetarisch und mehr vegan – das sind die klaren Trends im Lebensmittelmarkt. Das wollen immer mehr Verbraucher, wie Umfragen belegen.“ Mit diesen Trends müssen sich auch die Gremien, die Recht setzen und Vorgaben für die Lebensmittelherstellung erarbeiten, auseinandersetzen.

Bislang haben vor allem Rügenwalder Mühle und der Getränkehersteller Lemonaid Markttrends gesetzt, indem sie Produkte herausgebracht haben, die es laut Verordnungen oder Leitsätzen des deutschen Lebensmittelbuchs eigentlich nicht geben darf.

Die entsprechenden Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs befinden sich in der Überarbeitung. Mutmaßlich geht es in dem Prozess etwa darum, ob ein Fleischersatzprodukt das Wort „Schinken“ im Namen tragen darf oder ein Erfrischungsgetränk mit weniger als sieben Prozent Zuckeranteil die Bezeichnung „Limonade“ verdient.

Als erster und bislang einziger großer Tafelschokoladenhersteller bezieht die Alfred Ritter GmbH & Co. KG für das gesamte Sortiment, das die Marken Ritter Sport und Amicelli umfasst, ausschließlich zertifiziert nachhaltigen Kakao. Das Unternehmen hat 1650 Mitarbeitende und erzielte 2020 einen Umsatz in Höhe von 470 Millionen Euro.