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Warum Risikomanager immer wichtiger werden

Das Jahr 2016 war für Überraschungen gut. Zahlreiche politische Vorhersagen und Prognosen an den Kapitalmärkten haben sich ins Gegenteil verkehrt, Risikovorhersagen schienen wenig nützlich zu sein. Dennoch steigt der Bedarf von Investoren an Risikomanagement.

Sind Risikomanager ihr Geld eigentlich Wert?

Würden Sie auf der Landstraße fahren und dabei nur in den Rückspiegel schauen? Mit dieser Frage sehen sich Anleger und Risikomanager immer wieder konfrontiert. Und zwar insbesondere dann, wenn die Märkte sich - wie in den letzten Jahren besonders häufig - mal wieder sprunghaft zeigen und die vorher gewissenhaft ermittelten Risiken im Portfolio (Value-at-Risk) völlig sinnlos erscheinen lassen. In diesen Momenten mögen Investoren auch hinterfragen, ob Heerscharen von Risikomanagern ihr Geld eigentlich Wert sind.

Trotz dieser zweifelhaften Prognosefähigkeit: Marktstudien belegen, dass die Bedeutung von Risikomanagement in den letzten Jahren insbesondere bei institutionellen Investoren deutlich gestiegen ist. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären?

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Aus der Vergangenheit auf die Zukunft schließen

Dazu eine andere Frage: Finden Sie es nützlich, wenn Ihnen jemand sagt, dass es heute mit hoher Wahrscheinlichkeit regnen wird? Ähnlich dem Wetter, lässt sich auch an den Kapitalmärkten ein großer Zusammenhang zwischen den Ausschlägen der jüngeren Vergangenheit und den möglichen Ausschlägen der Zukunft beobachten. Als fachkundiger Meteorologe kann man die Tendenz auf dem Barometer beobachten, Satellitendaten und weitere Messwerte hinzuziehen und dadurch sehr genau abschätzen, welche Stürme sich zusammenbrauen.

Satellitendaten stehen Risikomanagern leider nicht zur Verfügung. Die Berechnungsmethoden, um finanzwirtschaftliche Risiken zu kalkulieren, basieren im Wesentlichen immer noch auf dem „Rückspiegel“. Um zusätzlich auch möglichst aktuelle Informationen für den Blick in die Zukunft heranzuziehen, können beispielsweise die in Optionspreisen enthaltenen Volatilitätsprognosen zahlreicher Finanzmarktteilnehmer in die Betrachtung aufgenommen werden. Es hat sich gezeigt, dass Vorhersagen damit zuverlässiger sind als mit allen auf Basis historischer Kurse geschätzten künftigen Schwankungsbreiten. Das Problem ist allerdings bis heute, dass die dafür nötigen Daten nur begrenzt verfügbar sind, sodass entsprechende Berechnungen in der Praxis nur punktuell zum Einsatz kommen können.


Value-at-Risk: Vergleichswerkzeug statt Garantie

Aber auch ein auf einer rein historisch basierten Betrachtung ermittelter Value-at-Risk bietet Anlegern entscheidenden Mehrwert als Mittel, um Anlageformen im Hinblick auf ihr Verlustrisiko einzuordnen. Blindes Vertrauen als Zukunftsorakel sollte er natürlich nicht genießen, sondern vorrangig als Vergleichswerkzeug dienen. Und zwar als eines, das stetig beobachtet werden sollte: Steigt der Value-at-Risk, zum Beispiel bei einem Investmentfonds, unabhängig von starken Marktbewegung sprunghaft an, hat wahrscheinlich der Fondsmanager die Positionen umgeschichtet und fährt jetzt ein deutlich höheres Risiko.

Die Zukunft managen?

Mit der anhaltenden Niedrigzinsphase ist der Druck auf Privatanleger und professionelle Investoren gestiegen, auch größere Risiken in Kauf zu nehmen. Entsprechend steigt der Bedarf, „die Zukunft zu managen“. Um diesem gerecht zu werden, sind die Berechnungsmodelle stetig verfeinert und zusätzlich prognosebasierte Stresstests aufgesetzt worden. Der Austausch mit Volkswirten und Fondsmanagern ist dabei zu einem Schlüsselelement geworden, um die Auswirkungen erwarteter volkswirtschaftlicher Entwicklungen auf die Märkte zu evaluieren. Damit einher gehen nicht nur eine sondern mehrere Prognosen: Was wird wahrscheinlich passieren mit Wachstum, Ölpreis und Inflation? Aber auch: Was passiert mit diesen Faktoren, wenn vermeintliche Negativereignisse eintreten?

Zum Beispiel der Beschluss eines großen europäischen Landes aus der EU auszutreten oder die Wahl eines für die Weltwirtschaft vermeintlich schädlichen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Hier herrschte im Vorfeld zum Beispiel in Bezug auf den Brexit große Einigkeit: wenn er beschlossen wird, werden die Kapitalmärkte sehr stark darunter leiden. Daraus folgten Prognosen für den Dax zum Jahresende von deutlich unter 10.000 Punkten. Der Brexit kam und der Dax schloss das Jahr mit 11.481 Punkten. Dies zeigt an, dass nach aktueller Auffassung der Marktteilnehmer die Auswirkungen offenbar doch nicht verheerend sind und andere Faktoren den Brexit-Effekt deutlich überlagert haben.

Dann ist wieder so ein Moment, in dem die Frage nach dem Nutzen von Risikomodellen gestellt wird (gerne auch mal von Risikomanagern selbst). Und dennoch: Wenn die Zukunft auch weiterhin nicht sicher planbar ist, sind Geldanlagen ohne einen Blick auf das kalkulierte Risiko doch ähnlich einer Autobahnfahrt mit verbundenen Augen.

KONTEXT

Über die Kolumne

Verkehrte (Finanz)welt

In Zeiten negativer Zinsen und quantitativer Lockerung steht so manche vormals gültige Faustregel des Finanzmarkts auf dem Kopf. In dieser Reihe bringen Experten der CFA Society Germany etwas Ordnung in unsere heutige Verkehrte (Finanz)welt. Die CFA ist der mitgliedsstärkste Berufsverband für die Investmentbranche in Deutschland. Gemeinsam mit dem globalen Mutterverband CFA Institute, engagiert sich die CFA Society Germany seit Jahren für professionelle und ethische Standards in der Investmentbranche.