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„Die Risiken werden unterschätzt“

An nahezu allen Finanzmärkten schwelen derzeit große Risiken - es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ausbrechen, warnt Harvard Professor Jeffrey Frankel.

Dow Jones Industrial, S&P 500, Nasdaq Composite, DAX – die Börsen jagen von Rekord zu Rekord. Ebenfalls wieder in guter Laune präsentieren sich die Wirtschaftsdaten diesseits wie jenseits des Atlantiks. Für den Euroraum sprach das Institut für Wirtschaftsforschung Kiel in seinem letzten Konjunkturbericht von einer „spürbaren Erholung“, und für das globale Bruttoinlandsprodukt könne mit den „höchsten Zuwachsraten seit 2011“ gerechnet werden.

Harvard Professor Jeffrey Frankel sieht darin ein Problem. Anleger verhielten sich aktuell sorglos. Sie sähen die vielen Risiken nicht, die sich in den verschiedenen Marktsegmenten mittlerweile aufgebaut hätten, so Frankel in einem Beitrag auf Project Syndicate. Je mehr Risiken es am Markt gäbe, desto wahrscheinlicher sei es aber, dass eines der Risiken eine tatsächliche Krise auslösen könnte.

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Risiken am Aktien-, Bond- und Immobilienmarkt
Als Beleg führt Frankel den Chicago Board Options Exchange Volatility Index (VIX) an. Der VIX gilt als Indikator für die am Aktienmarkt wahrgenommenen Risiken. „Ein niedriger VIX signalisiert Anlegern eine ‚risk-on‘ Phase“, erläutert Frankel. Investoren würden in solchen Phasen Safe-Haven Anlagen aufgeben und eher in riskantere Anlageklassen investieren. Er sei auf einem ähnlich niedrigen Stand wie zuletzt 2006/2007 vor dem Ausbruch der Kreditkrise in den USA.

Das (Shenzhen: 002421.SZ - Nachrichten) größte Risiko lokalisiert der Professor im US-amerikanischen Aktienmarkt. „Die Aktienpreise sind derzeit in Relation zu den Unternehmensumsätzen und Dividenden zu hoch“, meint Frankel. Die Shiller Price-Earnings Ratio rangiere daher aktuell über 30 – „ein Niveau, das erst zwei Mal erreicht wurde, 1929 und 2000, beide Male jeweils gefolgt von einem Zusammenbruch der Aktienmärkte“.

Der (Shenzhen: 002631.SZ - Nachrichten) Ökonom sieht ebenfalls am Bond-Markt Risiken aufkommen. Sollte die Inflation in Gang kommen und die Notenbanken die Zinsen anheben, könnte das verheerende Auswirkungen am Anleihenmarkt nach sich ziehen: „Ein Aktien- oder Bond-Markt Crash könnte daraus resultieren“.

Auch auf dem Immobilienmarkt lauern nach Einschätzung Frankels erneut Gefahren. Auch 2006, vor dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise, hätten sich die Anleger trotz offenkundig hoher Immobilienpreise so verhalten, als gäbe es im Markt keine Risiken.

Als (Düsseldorf: CP4.DU - Nachrichten) die Krise ausgebrach, sei es für die Marktteilnehmer eine Überraschung gewesen, weil die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Krise von keinem statistischen Modell habe erfasst werden können. „Analysten erklärten das Phänomen damals als ‚Black Swan‘ Phänomen. Haus Preise waren zuvor niemals gefallen“. Dieser Denkfehler geschehe heute wieder, meint der Harvard Professor.

Das Black Swan Phänomen
Der Begriff „Black Swan“ beschreibt ein Phänomen, das Anfang des letzten Jahrhunderts in den Naturwissenschaften entstanden ist. US-Ornithologen hatten die Beobachtung von schwarzen Schwänen in der heimischen Biosphäre gemacht. Eine Erklärung konnten sie dafür indes nicht liefern. Ihr Auftauchen sei „unerklärlich und nicht vorhersehbar gewesen. Das Phänomen konnten sie nicht aus den bisherigen empirisch gewonnenen Daten erklären. Tatsächlich handelte es sich bei den schwarzen Schwänen um den Einfluss einer ganzen Spezies. Sie war ursprünglich in Australien beheimatet und den US-Forschern nur nicht präsent. Der Begriff „Schwarzer Schwan“ wurde daher zum geflügelten Wort für ein Ereignis, dessen Eintreten unmöglich aus den vorliegenden Daten abgeleitet werden konnte.

„Hauspreise waren in den USA in den letzten 70 Jahren zwar nicht gefallen“, so Frankel, „aber in dem Zeitraum davor. Zudem gab es eine vergleichbare Situation in den 1990ern in Japan“. Eben diesen Fehler, einen unzureichend weiten Blick auf relevante Aspekte zu behalten, begingen viele Anleger. Hätten die Vogelforscher ihre Datenbasis entsprechend weit gehalten für ihre Evaluation, hätten sie nicht plötzlich vor einem für sie unerklärlichen Phänomen gestanden. Frankel überträgt diesen Befund auf die gegenwärtige Finanzmarktsituation. Analysten würden zumeist nur länderspezifisch Daten in ihre Evaluation einbeziehen, oft nur über einen begrenzten Zeitraum der letzten Jahre. Er sieht darin den Grund für die Arglosigkeit vieler Anleger vor den bestehenden Risiken.

Vielleicht, so Frankel, würden Investoren ihre Risikoeinschätzungen der aktuellen Wirtschaftslage überdenken. Die Geschichte lege allerdings das Gegenteil nahe. So etwas passiere meist erst dann, wenn eine Krise bereits eingetreten sei, gibt sich der Wirtschaftswissenschaftler pessimistisch.


(DW)