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Rishi Sunak – der wahre Krisenmanager von Großbritannien

Boris Johnson ist als Krisenmanager umstritten, dafür strahlt sein Finanzminister Rishi Sunak umso heller. Nun kündigte er bereits das dritte Hilfspaket in neun Tagen an.

Gegen die Coronakrise scheint kein Mittel auszureichen. Das bekommt in diesen Tagen auch der britische Finanzminister Rishi Sunak zu spüren. Schon zum dritten Mal binnen kürzester Zeit musste er am Freitag neue Staatshilfen versprechen. Erstmals in der Geschichte werde die britische Regierung Lohnzahlungen für Arbeitnehmer übernehmen, kündigte der Finanzminister am späten Freitagnachmittag an.

Erneut ging es um gigantische Summen: Für jeden Arbeitnehmer, der beurlaubt statt entlassen wird, will die Regierung 80 Prozent des Lohns bis zu 2500 Pfund im Monat übernehmen. Das Angebot gelte zunächst für drei Monate, werde aber notfalls verlängert, sagte Sunak. „Es gibt keine Obergrenze“.

Auch wird die Mehrwertsteuer im zweiten Quartal ausgesetzt. Das gebe Unternehmen mehr als 30 Milliarden Pfund an Cash, sagte der Finanzminister. Weitere 70 Milliarden Pfund sollen in das Sozialsystem fließen, um das Sicherheitsnetz für entlassene Arbeitnehmer zu verbessern. Finanziert werden soll dies durch neue Schulden.

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Es handele sich um „eine noch nie dagewesene Intervention“ des britischen Staates, sagte Sunak. Eindringlich appellierte er an die Firmen, keine Mitarbeiter wegen der Krise zu entlassen. „Die Regierung tut Ihr Bestes, um hinter Ihnen zu stehen. Bitte stellen Sie sich hinter Ihre Mitarbeiter.“

Der 39-jährige Finanzminister wird zunehmend zum Star des britischen Krisenmanagements. Bei den gemeinsamen Pressekonferenzen tritt er zwar stets als Sidekick des Premierministers Boris Johnson auf. Brav steht er neben dem Regierungschef und wartet, bis ihm das Wort erteilt wird. Doch rückt der junge Gehilfe immer mehr ins Zentrum. Während Johnson mit seinen unklaren Ansagen gemischte Reaktionen auslöst, wird der Finanzminister einhellig gelobt. Politische Beobachter ziehen bereits Vergleiche mit dem jungen Tony Blair.

Aggressives Handeln der Bank of England

Begonnen hatte Sunak die Ausgabenserie vor neun Tagen mit seiner Haushaltsrede. Damals versprach er fünf Milliarden Pfund für das staatliche Gesundheitssystem NHS und sieben Milliarden an Hilfen für Unternehmen und Arbeitnehmer. Zugleich betonte er erstmals, dass man alles Nötige tun werde, „whatever it takes“.

Keine Woche später musste er nachlegen, weil die Märkte sich nicht beruhigt hatten. Am Dienstag verkündete er ein 330-Milliarden-Pfund-Paket an Hilfen und Krediten, um den Cashflow der Unternehmen sicherzustellen.

Am Freitag nun gab er weitere Versprechen ab, um Arbeitsplätze zu sichern. Dies ist nötig, weil eine Entlassungswelle droht, nachdem die Regierung die Schließung von allen Pubs, Cafés, Restaurants, Fitnessstudios und Kinos angeordnet hat.

Flankiert wird Sunaks fiskalpolitischer Stimulus durch aggressives Handeln der Bank of England. Die britische Notenbank hat bereits zweimal den Leitzins gesenkt, den Unternehmen unbegrenzten Zugang zu Krediten versprochen und den Kauf von Staatsanleihen in Höhe von 200 Milliarden Pfund angekündigt. Man arbeite eng mit der Notenbank zusammen, sagte Sunak. Insbesondere der Anleihenkauf ist entscheidend, um seine Interventionen zu ermöglichen.

Sunaks Aufstieg verläuft kometenhaft. Der frühere Finanzstaatssekretär war erst vor gut einem Monat auf den Ministerposten aufgerückt, weil sein Chef Sajid Javid nach einem Streit mit Johnson zurückgetreten war. Begonnen hatte er seine Karriere nach dem Studium in Oxford und Stanford bei der US-Investmentbank Goldman Sachs. Danach wechselte er in die Welt der Hedgefonds, unter anderem arbeitete er für den Childrens Investment Fund von Christopher Hohn. Seit 2015 sitzt er im Parlament und erst seit wenigen Monaten in der Regierung.

Der ehemalige Finanzmanager hat sich schnell in seine neue Ministerrolle hineingefunden. Er gilt als Aktenfresser und detailorientiert. Sein Auftritt wirkt noch ein wenig hölzern, doch ist er schon staatsmännischer als Johnson. Am Freitag unterstrich er seinen Anspruch auf Höheres. „Wir beginnen eine nationale Anstrengung, um Arbeitsplätze zu retten“, sagte er. „Wenn dies vorbei ist, wollen wir zurückblicken und uns an die vielen Akte der Freundlichkeit erinnern.“