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Die realen Dramen der Wrestling-Ikone Ric Flair

Der Prunk-Einmarsch zu "Also sprach Zarathustra". Das selbstverliebte Stolzieren, das "Stylin' and Profilin'". Die wilden Temperamentsausbrüche, der unverwechselbare Ausruf: "Woo!"

Ric Flair, der "Nature Boy", der "limousine ridin', jet flyin', kiss stealin', wheelin' dealin', son of a gun": Er ist ein Wrestling-Star, vielfach zum größten und besten aller Zeiten gekürt - und ein Typ, der weit über die Grenzen der Szene hinaus bekannt und populär geworden ist.

Bei Flair 70. Geburtstag Anfang 2019 feierten Charles Barkley, Evander Holyfield und Dennis Rodman mit, der frühere US-Präsident George H.W. Bush verehrte ihn, NFL-, NBA-Spieler und UFC-Gigant Conor McGregor kopierten ihn, die Hip-Hop-Stars Pusha T, Killer Mike und Offset ("Ric Flair Drip") dichteten Hymnen über "Slick Ric". Die Robe, die Flair in seinem letzten WWE-Match trug, hängt gar im Nationalmuseum in Washington. Die Showkampf-Ikone ist in den USA ein nationales Kulturgut.

Flair kann auf eine einzigartige Showkampf-Karriere und ein wahrhaft wildes Leben zurückblicken - das aber auch von teils tragischen Dramen geprägt ist.

Flugzeugabsturz mit Folgen

Es geht ja schon damit los, dass Ric Flair erstmal gar nicht Ric Flair hieß, auch nicht Richard Morgan Fliehr, wie in seinem Pass steht. Flair hieß eigentlich mal Fred Philipps. Oder Fred Demaree? Fred Stewart? Man weiß es nicht genau.

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Flair, geboren am 25. Februar 1949 in Memphis, wurde als Kind zur Adoption freigegeben, in Minnesota von Pflegeeltern groß gezogen. Schon zu Universitäts-Zeiten soll er sein langjähriges Image als Feierbiest ausgelebt haben, fand 1972 über eine Bekanntschaft zum Gewichtheber und Wrestler Ken Patera zum Wrestling, damals noch als properes 115-Kilo-Schwergewicht.

Wenig später schien Flairs Karriere schon vorbei, er wurde schwer verletzt bei einem Flugzeugabsturz 1975 in North Carolina - bei dem der Pilot getötet und Wrestler-Kollege Johnny Valentine gelähmt wurde.

Flair kämpfte sich zurück und sein charakteristischer Ringstil hatte auch mit den Folgen des Crashs zu tun: Um seinen angeschlagenen Körper zu schonen, fuhr er die Körperlichkeit seiner Auftritte zurück und erhöhte die Zahl der dramatisch überzeichneten Show-Einlagen. Auch gewöhnte er sich an, bei Stürzen auf der Seite zu landen statt auf seinem dreifach gebrochenen Rücken. Die Umstellung schwächte ihn letztlich nicht, sie gab ihm den letzten Pfiff.

Ric Flair mit Rekord-Karriere bei NWA, WCW, WWE

Flair entwickelte seinen Charakter als "Nature Boy" (ironische Anspielung auf seine platinblond gefärbte Mähne), in Anlehnung an den ähnlich auftretenden Sechziger-Jahre-Star Buddy Rogers.

Die Idee zündete - und machte ihn Anfang der Achtziger zum Topstar der Branche, zum Rekordträger der bedeutenden World-Title-Gürtel des Ligenverbunds NWA sowie seiner späteren Promotions WCW und WWE (damals: WWF). 16 Regentschaften als Heavyweight Champion lautet die offizielle Zählung, eingestellt erst von WWE-Rekordchamp John Cena.

Flair bestritt im Lauf der Jahrzehnte tausende Kämpfe und unzählige legendäre Fehden gegen Harley Race, Dusty Rhodes, die Von-Erich-Brüder, Ricky Steamboat, Terry Funk, Sting, den Macho Man Randy Savage, Hulk Hogan, Bret "The Hitman" Hart, den Undertaker und viele andere. Unvergessen auch seine Zeit als Anführer der Gruppierung "Four Horsemen" mit seinem ewigen Weggefährten Arn Anderson und später bei WWE als Pate der ähnlich angelegten Formation Evolution mit Triple H, Batista und Randy Orton.

Erst 2008 trat Flair, 59-jährig, mit einem noch immer beachtlichen WrestleMania-Match gegen Shawn Michaels unter größtmöglichem Aplomb von der WWE-Bühne ab - verbunden mit seinem Einzug in die Hall of Fame einen Tag davor.

Kurz darauf hängte er mit einer Tour zusammen mit Oldie-Kollege Hulk Hogan und bei der kleineren Liga Impact doch noch mehrere Jahre dran und bestritt dort erst am 13. September 2011 sein letztes Match gegen den langjährigen Wegbegleiter Sting, mit 62. Erst als er miterlebte, dass Altersgenosse Jerry Lawler im WWE-Ring fast an einem Herzinfarkt starb, zog er den Schlussstrich.

Sohn Reid Flair starb mit 25 Jahren

Dass Flair - wie viele andere Berufskollegen - nicht loslassen konnte, hat damit zu tun, dass er in anderen Lebensbereichen keine dauerhafte Erfüllung fand: Ein Finanzunternehmen, das er am Ende seiner Karriere aufzog, ging nicht mal ein Jahr nach seiner Gründung bankrott. Vier Ehen, die er schloss, endeten vor dem Scheidungsrichter. 2018 heiratete er seine fünfte Ehefrau Wendy Barlow, die ihm bei WCW einst kurz als "Fifi" zur Seite stand.

Das schlimmste private Drama widerfuhr Ric Flair 2013: der Tod seines nur 25 Jahre alten Sohns Reid, der ihm wie Bruder David und Schwester Ashley (Charlotte Flair) in den Ring folgen wollte, gestorben an einer Überdosis Drogen, darunter Heroin.

Dass Vater Ric noch lebt, grenzt mittlerweile auch ein kleines Wunder. Neben dem Flugzeugabsturz überstand er 2017 auch lebensbedrohliche Komplikationen nach einer Darm-OP, darunter ein Nierenversagen.

Playboy-Leben hat seinen Preis

Generell war Flair schon vor dem OP-Drama gesundheitlich sichtbar gezeichnet, er leidet an Herzproblemen infolge von langjährigem Alkoholismus, das Playboy-Leben war nicht nur ein Image - und hat seinen Preis.

"Es gibt keine Fehler im Leben außer dem, nicht aus seinen Fehlern zu lernen", sagte Tochter Charlotte 2016 in einem SPORT1-Interview über die privaten Schattenseiten des Papas und stellte klar, sie könne trotz allem "nicht stolzer auf meinen Vater sein".

Umgekehrt gilt dasselbe. Als Flair - der sich im Frühjahr 2020 anscheinend auf Lebenszeit vertraglich an WWE gebunden hat - seine Tochter 2016 bei ihrem ersten großen WrestleMania-Match begleitete, war er schon Tage vorher bei einer anrührenden gemeinsamen Pressekonferenz den Tränen nahe.

Kaum waren die beiden getrennt und Ric für einen Promo-Auftritt vor TV-Kameras getreten, war er von einem Moment auf den anderen dann aber auch wieder der aufgekratzte, laute Showman, erzählte wieder vom "limousine ridin', jet flyin', kiss stealin', wheelin' dealin'." Und rief das, was Wrestling-Fans auch in den nächsten 70 Jahren rufen werden, wenn sie eine Standardaktion des "Nature Boy" wiedererkennen: "Woo!"