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Retten Inder Solarworld?

Eine Delegation des indischen Energieministers besuchte kurzfristig eine Fabrik des insolventen Solarkonzerns. Teilnehmer bekunden Interesse an deutscher Solartechnik. Weitere Gespräche mit Solarworld wurden vereinbart.

Unerwarteter Besuch bei Solarworld: Eine Delegation des indischen Energieministers besichtigte nach Handelsblatt-Informationen aus Unternehmenskreisen am Mittwoch eine der beiden Betriebsstätten des insolventen Photovoltaikkonzerns. Die Inder haben sich von Solarworld-Vertretern über den Stand der Technik im Solarsektor aufklären lassen. Es wurden weitere Gespräche vereinbart.

Das Treffen kam kurzfristig zustande. Am Rande des Besuchs des indischen Premierministers Narendra Modi bei Bundeskanzlerin Angela Merkel zu den vierten deutsch-indischen Regierungskonsultationen in Berlin haben die Inder den Wunsch geäußert, mit Solarworld ins Gespräch zu kommen.

„Wir werten dieses Interesse der Delegation aus Indien als weiteres positives Signal“, erklärt Horst Piepenburg, der Insolvenzverwalter von Solarworld, am Donnerstag. Er will die gesamte Solarworld-Gruppe an einen Investor verkaufen und hat dafür die global agierende Investmentbank Macquarie mit der Suche beauftragt. Macquarie hat bereits mit der Suche begonnen. Möglicherweise werden sie in Indien fündig. Das Land will in den nächsten Jahren massiv in erneuerbare Energien investieren.

Solarworld musste Mitte Mai Insolvenz beantragen, nachdem sich der Preisverfall für Solarmodule aufgrund massiver Überkapazitäten weitre verschärft hatte. Der Geschäftsbetrieb von Deutschlands größtem Hersteller von Solarpaneelen mit einst mehr als 4,6 Milliarden Euro Börsenwert wurde laut Insolvenz Piepenburg mittlerweile wieder stabilisiert. Gehälter und Löhne für den Monat Mai wurden im Rahmen des Insolvenzgeldes pünktlich an knapp die 2.200 Beschäftigte ausgezahlt, erklärte Piepenburg.

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Solarworld beschäftigt insgesamt knapp 3.300 Menschen – davon rund 2.600 in Deutschland in der Bonner Zentrale, in Arnstadt (Thüringen) und in Freiberg (Sachsen). 2016 hatte Solarworld unterm Strich knapp 92 Millionen Euro Verlust ausgewiesen. In der globalen Solarindustrie bestehen seit Jahren gewaltige Überkapazitäten. Die Preise stehen enorm unter Druck. Allein zwischen 2009 und 2015 sind die Preise für Paneele nach Berechnungen der Erneuerbaren-Energien-Agentur Irena um 80 Prozent gesunken.

Was Verbraucher freut, ist ein Alptraum für Modulhersteller wie Solarworld. Unternehmensgründer und Ökopionier Frank Asbeck hat bis zuletzt versucht, seine Firma zu retten. Er wollte den Konzern gesundsparen, indem er mehr als jede zehnte der 3.000 Stellen des Konzerns streicht.


Früher grüner Börsenstar, heute Pleitier

Sechs Jahre in Folge hatte der Konzern Verluste geschrieben. Im Vorjahr war der Umsatz zwar leicht angestiegen – auf 803 Millionen Euro. Aber der Verlust hatte sich mit gut 92 Millionen beinahe verdreifacht. Im Tagesgeschäft verdiente Solarworld schon lange kein Geld mehr, der Konzern verbrannte es. Allein 2016 sind die liquiden Mittel der Firma um 100 Millionen Euro abgeschmolzen – auf kaum mehr als 80 Millionen Euro.

Die Nettoverschuldung bei Solarworld schoss gleichzeitig von 217 auf 302 Millionen Euro in die Höhe. Der Vorstand musste die Reißleine ziehen und Insolvenz anmelden. Der Grund: Das Geschäftsmodell von Solarworld war nicht mehr konkurrenzfähig. Der Konzern litt unter seiner mangelnden Größe. Mit einer jährlichen Fertigungskapazität von 1.500 Megawatt konnte Solarworld zu wenig Skaleneffekte geltend machen, um zu überleben.

Denn die Preisschlacht im Photovoltaikmarkt wird über die produzierte Masse gewonnen. Wer mehr produziert, hat aufgrund von Skaleneffekten geringere Stückkosten und kann günstigere Module anbieten. Doch allein der chinesische Solarkonzern Trina Solar kann in seinen Werken pro Jahr fast vier Mal so viele Module fertigen wie Solarworld. Der Konzern wurde einst als grüner Börsenstar gefeiert und war in seinen Glanzzeiten mehr als 4,6 Milliarden wert.

Solarworld stand schon einmal vor der Pleite. Im Sommer 2013 überzeugte Konzerngründer Asbeck seine Aktionäre aber davon, auf mehr als 95 Prozent ihres Kapitals zu verzichten und so die drohende Insolvenz abzuwenden. Dieses Mal ist die Pleite des 1998 gegründeten Unternehmens endgültig.