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Renten am Morgen: Konjunkturprogramme ohne Wirkung auf Renditen

(Bloomberg) -- Abgesehen von italienischen und griechischen Anleihen haben die übrigen Staatspapiere aus dem Euroraum am Dienstag vom langen Ende her Kursverluste hinnehmen müssen. Die Abnahme der Risikoaversion, die sich in teils deutlich steigenden Aktienkursen zeigte, setzte den Bonds zu. Besonders stark traf es die Anleihen von der iberischen Halbinsel.

Die neuen spanische 7-jährige Staatsanleihe wurde mit einer Platzierungsrendite von 0,84% gut aufgenommen, so dass es tatsächlich wieder ein sehr großes Orderbuch gab. Spanien konnte sich so gleich 10 Milliarden Euro zu noch immer vergleichsweise günstigen Konditionen von den Investoren holen.

Angesichts des Finanzbedarfes, den das Land aufgrund der Konjunkturprogramme noch haben wird, ist das nach dem Motto “was ich hab, das hab ich” opportunistische Verhalten des Tesoros völlig nachvollziehbar und wahrscheinlich auf richtig. Dem Beispiel werden andere Euroländer folgen, so dass sich die Finanzmärkte auf weitere großvolumige Emissionen bis zur Sommerpause einstellen dürften. Vielleicht warten die anderen Emittenten jedoch auf die Aktivierung des Pandemic Emergency Purchase Program, bevor sie mit Emissionen kommen.

Die großzügige Bepreisung der Neuemission hatte jedoch auch einen Nachteil. Sie zog am Dienstag die spanische Kurve bereits ab einer Laufzeit von drei Jahren deutlich nach oben. In ihrem Fahrwasser ging es für die Renditen der portugiesischen Bonds ebenfalls nach oben.

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Die BTPs dürften derweil von der Möglichkeit profitiert haben, den Rettungsfonds ESM als weiteres Instrument zur Refinanzierung von Konjunkturprogrammen nutzen zu können. Die Eurogruppe traf während ihres Treffens am Dienstag denn auch weitere Vorbereitungen, damit die einzelne Euroländer den ESM für die Refinanzierung von Stützungsmaßnahmen in Höhe von bis zu 2% der Wirtschaftsleistung eines Landes in Anspruch nehmen können.

Offen blieb jedoch, ob die Inanspruchnahme an Bedingungen gebunden sein wird. Diese Entscheidung dürfte den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union überlassen werden, die über die ESM-Nutzung wahrscheinlich auf ihrem Treffen am Donnerstag beraten werden. Die Möglichkeit der Inanspruchnahme allein dürfte jedoch vor allem die Renditen der Euroländer tendenziell niedrig halten, die schwächer Kreditprofle aufweisen.

Am Mittwochmorgen einigten sich Demokraten und Republikaner auf ein Konjunkturpaket für die USA. Gemäß informierter Personen soll es einen Umfang von 2.000 Milliarden Dollar haben, was Steuersenkungen und direkte Ausgaben umfasst. Weitere Details sind jedoch noch nicht bekannt. Der Senat könnte bereits am heutigen Mittwoch über das Paket abstimmen.

Das Repräsentantenhaus muss dem durch den Senat verabschiedeten Gesetz zustimmen, bevor es dem Präsidenten vorgelegt werden kann. Für die Abstimmung in der Abgeordnetenkammer gibt es noch keine Terminierung, da sich die Parlamentarier überwiegend wohl nicht in Washington aufhalten und erst einmal zurückgerufen werden müssen.

Sollte das Konjunkturpaket jedoch breiten Konsens zwischen Demokraten und Republikanern haben, dürfte es mit den Abstimmungen dann doch relativ schnell gehen. Schließlich wird es im Interesse aller sein, dass die umfangreichen geldpolitischen Maßnahmen der US-Notenbank durch fiskalische Impulse begleitet werden.

Die Reaktionen an den Finanzmärkten fielen vergleichsweise verhalten aus. Die US-Aktienfutures drehten zwar von einem Minus teilweise in ein leichtes Plus, die gehandelten europäischen Aktienfutures stiegen, und auch die asiatischen Aktienmärkte legten weiter zu. Eine erneute Hausse an den Aktienmärkte, wie sie am Dienstag zu verzeichnen war, blieb jedoch vorerst aus. Die Kurse der Treasuries gaben einen Teil ihrer Gewinne ab, drehten aber kaum ins Minus.

Die Ursachen für die letztlich doch relativ verhaltenen Reaktionen dürften in dem Fehlen von Details zum Konjunkturpaket, den vorweggenommen Erwartungen - starker Anstieg der US-Aktienkurse am Dienstag - sowie dem Wissen liegen, die US-Notenbank steht mit dem im Volumen nicht beschränktem Quantitative Easing bereit, Treasuries anzukaufen. Letzteres sollte dämpfend auf jeden US-Zinsanstieg wirken, da die Auswirkungen von Staatsfinanzierung durch Notenbanken vorerst kein Thema an den Bondmärkten sein wird.

Im deutschen Bundestag wird heute mit Unterstützung der Opposition ein in jedweder Dimension historisches deutsches Konjunkturpaket beschlossen. Danach muss noch der Bundesrat zustimmen, so dass es dann endlich zu den versprochenen Konjunkturhilfen kommen kann.

Letztlich ist es dann vor allem eine Frage der Geschwindigkeit bei der Abarbeitung der Antragsflut. Außerdem bringen die einzelnen Bundesländer flankierend zu den Stützungsmaßnahmen des Bundes eigene Programme zur Stützung der Wirtschaft in den jeweiligen Regionen auf den Weg.

Die Staatanleihen aus den Kernländern dürften trotz des verhaltenen Risk-on kaum geändert in den Tag starten. Die Renditen in der Peripherie dürften dagegen sinken. Die Chance auf eine Inanspruchnahme des ESM dürfte sich positiv auf die Bondkurse auswirken.

Konjunkturdaten

Datenseitig geht es am Mittwoch etwas ruhiger zu als am Dienstag, an dem die Schnellschätzungen für die Markit Einkaufsmanagerindizes einen Eindruck gaben, wie stark der Einbruch der Wirtschaftsleistung im Euroraum wohl ausfallen könnte. Das Hauptaugenmerkt dürfte auf dem endgültigen Ifo-Wert für März liegen.

Stefan Kipar, Leiter Volkswirtschaft, bei der Bayerische Landesbank erwartet, dass das Geschäftsklima selbst im Vergleich zum vorläufig veröffentlichten Wert von letzter Woche zurückgehen wird, schrieb er am Dienstag in einer Analyse. Reaktionen an den Bondmärkte dürfte jedoch selbst ein noch stärkerer Einbruch nicht auslösen.

Außerdem sollte das belgische Wirtschaftsvertrauen für den März nicht unbeachtet bleiben. Als kleine, offene Volkswirtschaft dürfte das Land den wirtschaftlichen Einbruch deutlich spüren, so dass der Indikator ebenfalls einbrechen könnte.

Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter für den Februar könnten bereits erste Signale senden, dass sich die Nachfrage abschwächt. Ein Einbruch dürfte jedoch erst im März zu verzeichnen sein. Die Renditen der Treasuries werden sich unbeeidruckt zeigen, sofern der Auftragseinbruch nicht bereits im Februar sehr hoch ausgefallen sein sollte.

Primärmarkt

Abgesehen von Lettland, das die aktuelle 2-jährige Benchmark aufstocken wird, stehen am Mittwoch keine Emissionen von Staatsanleihen aus dem Euroraum an. Das Aufstockungvolumen dürfte einen geringen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen, der die Finanzmärkte trotz leicht negativer Rendite vor keine Herausforderungen stellen wird.

Am Abend wird das Treasury mit der nächsten Refinanzierungsrunde aktiv. Der aktuelle 2-jährige Floater wird um 18 Milliarden Dollar aufgestockt. Eine neue 5-jährige T-Note wird mit einem Gesamtvolumen von 40 Milliarden Dollar emittiert. Üblicherweise ist die Platzierung von Floatern problemlos. Durch die massiven Zinssenkungen der Fed im laufenden Monat ist am Geldmarkt nun kaum noch Rendite zu holen, was sich auf absehbare Zeit nicht ändern wird. Daher könnte die Aufstockung Zugeständnisse erfordern.

Bei den 5-jährigen T-Notes dürfte es erforderlich werden, dass sich Treasury relativ großzügig zeigt. Schließlich verlief bereits die Platzierung der 2-jährigen T-Notes am Dienstag nicht ganz so reibungslos. Durch die Einigung auf ein Konjunkturpaket dürften die Investoren trotz der der im Volumen unbegrenzten Anleihekäufe durch die Fed Renditezugeständnisse verlangen.

MEHR: Der Tag mit Bloomberg: Börse feiert Billionenpaket; ifo im Blick

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