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Renten am Morgen: Entschärfung des BVerfG-Urteil zu EZB in Sicht

(Bloomberg) -- Die Zunahme der Risikoaversion aufgrund der Sorge vor einer zweiten Pandemiewelle hat den Staatsanleihen aus dem Euroraum sowie den Treasuries am Mittwoch überwiegend Kursgewinne beschert. Besonders gesucht waren im Verlauf des Nachmittags die Papiere aus den Kernländern. Gerade die langen Laufzeiten konnten deutlich zulegen.

Gefragt war in diesem Zusammenhang auch die neue 100-jährige österreichische Staatsanleihe. Sie fand reißenden Absatz, was mit einem Kupon von 0,85% und einer Emissionsrendite von 0,88% eine Refinanzierung deutlich unter 1% für die extrem lange Laufzeit zuließ. Vermutlich wird die Platzierungsstatistik zeigen, dass die Nachfrage vor allem von Investoren mit langen Verbindlichkeiten auf der Passivseite kam, darunter von Pensionskassen, Lebensversicherern. Zudem dürfte das vergleichsweise geringe Emissionsvolumen zum Erfolg der Emission beigetragen haben.

Italienische Bonds zeigten am Mittwoch dagegen einen leichte Underperformance gegenüber ihren Peers und den Kernlandbonds. Nach den deutlichen Spreadeinengungen der vergangenen Tage ist das wenig überraschend. Aufgrund der gesamten Rahmenbedingungen dürften italienische Bonds aufgrund ihrer Spreads künftig ebenso gesucht bleiben wie die Papiere von der iberischen Halbinsel.

Eine Trendumkehr dürfte trotz aller Risiken - die aus der zunehmenden Verschuldung und den Haushaltsdefiziten herrühren - nur eintreten, wenn die Unterstützung durch EZB wegfallen und der Wiederaufbaufonds scheitern sollte.

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Letzterer wird sicher Thema zwischen den dem französischen Staatspräsidenten und der deutschen Kanzlerin am kommenden Montag sein. Sie dürften sich über ihre jeweiligen Konsultationen mit anderen Staats- und Regierungschefs der EU27 austauschen und nach einer gemeinsamen Lösung zur Überwindung der Differenzen suchen.

Von Interesse wird auch die Zusammenfassung der jüngsten Sitzung des EZB-Rats sein. Sie könnte zusätzliche Informationen zur Begründung der Anleiheankäufe durch die Europäische Zentralbank enthalten. Außerdem gibt die Notenbank gemäß eines Berichts von Reuters bisher nicht veröffentlichte Unterlagen an die Bundesbank weiter, die die Prüfung der Verhältnismäßigkeit des Ankaufprogramms belegen, welches das BVerfG moniert hat. Es zeichnet sich also ab, dass alles daran gesetzt wird, die Bundesbank für die Umsetzung des Geldpolitik an Bord zu halten. Das sollte tendenziell positiv für die Bundkurse sein.

Die Zeichen für den Handelsstart mit Staatspapieren aus dem Euroraum stehen auf Risk-off. Aufgrund der hohen Neuinfektionszahlen in den USA und auch anderen Teilen der Welt nehmen die Sorgen vor einer zweiten Pandemiewelle und damit einem erneuten, zumindest regionalen Lockdown zu. Das drückte am Donnerstagmorgen auf die Kurse der asiatischen Aktien sowie die US-Aktienfutures, während die europäischen kaum geändert zum Vortagsschluss notierten.

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Die Treasury-Kurse konnten von der Bewegung in Asien nur eingeschränkt profitieren. Am langen Ende gaben die Renditen um meist einen Basispunkt nach, während sie am kurzen Ende der Zinskurve überwiegend unverändert notierte.

Dennoch sollten die Anleihen aus den Kernländern mit kleinen Kursgewinnen in den Handelstag starten. Die Peripherie dürfte ebenfalls gesucht sein. Sollte sich die Befürchtungen einer zweiten Infektionsrunde tatsächlich verfestigen, würde das Low-for-longer fest zementiert werden.

Für die Kernlandbonds und insbesondere die deutschen Staatsanleihen dürfte die Luft für weiter sinkende Renditen jedoch insgesamt dünner werden.

Der Aufwärtstrend bei der Rendite für 10-jährige Bunds ist zwar gebrochen. Für weitere und deutliche Renditerückgänge müssten sich die wirtschaftlichen Perspektiven im Euroraum zusätzlich kräftig eintrüben, so dass Zinssenkungsphantasie aufkommt.

Das ist derzeit jedoch nicht zuletzt wegen der anziehenden Inflationserwartungen unwahrscheinlich. Zudem dürfte die EZB eher eine abermalige Ausweitung der Anleihekäufe oder eine Stimulierung der Kreditvergabe über sehr günstige Refinanzierungskonditionen für den Bankensektor präferieren.

Konjunkturdaten

Die Verbraucherstimmung gemessen am GfK-Konsumklima hellte sich in Deutschland für den Juli weiter auf. Besonders überzeugend ist der Wert dennoch nicht. Die Sorge der Wirtschaft, nach einem Angebots- nun auch einen Nachfrageschock erfahren zu müssen, dürfte bestehen bleiben. Möglicherweise kann das deutsche Konjunkturpaket mit der temporären Senkung der Mehrwertsteuer die Kauflaune Verbraucher doch noch anheben.

Am Nachmittag dürfte vor allem die Zahl an Erstanträgen und registrierten Arbeitslosen Aufmerksamkeit erhalten. Beide Zahlen werden rückläufig erwartet, wobei 1,3 Millionen Erstanträge immer noch sehr hoch sind. Eine durchgreifende Verbesserung der Arbeitsmarktlage scheint es in den USA noch nicht zu geben. Die Renditen der Treasuries dürften auf die Daten jedoch nur in den Fall reagieren, in dem sie wieder kräftig angestiegen sind.

Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sollen im Mai kräftig im Vormonatsvergleich zugelegt haben. Alles andere wäre auch ein böse Überraschung, denn im Mai wurden die Lockdown-Beschränkungen in den USA gelockert, was sich auch in einem Mehr an Aufträgen bemerkbar gemacht haben müsste. Die BIP-Daten sind dagegen ohne Bedeutung.

Primärmarkt

Planmäßig wird sich das italienische Schatzamt mit der Aufstockung eines bis Ende Mai 2022 laufenden Zeros um bis zu 3,5 Milliarden Euro sowie der Neueemission eines 5-jährigen Linkers an die Investoren wenden. Mit dem Linker sollen zusätzlich bis zu 2 Milliarden Euro eingeworben werden. Die beiden Produkte sollte sich ohne Schwierigkeiten oder Zugeständnisse platzieren lassen.

Der Linker sollte auf ausreichend Investoreninteresse stoßen. Schließlich sind die Inflationserwartungen in jüngsten Zeit gemessen mit dem fünf Jahre, fünf Jahre Forward Swap angezogen. Dem stehen jedoch die überaus schlechten wirtschaftlichen Perspektiven gerade in Italien gegenüber sowie die Sorgen vor deflationären Tendenzen.

Am Freitag wird Italien mit Geldmarktpapieren mit einem Volumen von 7 Milliarden Euro mit sechs Monaten Laufzeit aktiv. Dem stehen jedoch Fälligkeiten von 6,5 Milliarden Euro Anfang kommender Woche gegenüber. Ein Entzug von 500 Millionen Euro an Liquidität dürfte für den Geldmarkt verkraftbar sein.

Am Donnerstagabend wird das Treasury seine Kapitalmarktrefinanzierung mit der Emission einer neuen 7-jährigen T-Note mit einem Volumen von 41 Milliarden Dollar, 3 Milliarden Dollar mehr als bei der letzten Emission eines vergleichbaren Papiers. Die gestrige Auktion der neuen 5-jährigen Papiers profitierte von der Risk-off-Stimmung und wurde sehr gut angenommen.

NIchtsdestoweniger dürfte die Aufnahmebereitschaft eine paar Anreize erforderlich machen, so dass es etwas Druck auf die Kurse im mittleren Laufzeitenbereich der US-Kurve spätestens am Nachmittag geben sollte.

Bonitätseinschätzungen (Freitag)

Mit der Aktualisierung der Kreditqualität von Finnland durch Fitch steht lediglich eine Überprüfung einer Bonitätseinschätzung an. Und diese wird unspektakulär ausfallen, den Fitch versieht den Ausblick auf das Rating von “AA+” mit einem stabilen Ausblick.

Obwohl Fitch in den letzten Wochen mehrmals auch bei stabilem Ausblick die Bonitätsnote senkte, dürfte das bei Finnland nicht der Fall sein. Die Verschuldung des Landes wird aufgrund der Auswirkungen der Pandemie zwar ebenfalls steigen. Doch dürfte das allenfalls zu einer Senkung des Ausblicks führen.

Hinweis in eigener Sache: Die Renten am Morgen werden bis zum 3. Juli eine Pause einlegen. Die nächste Ausgabe erscheint am Montag, den 6. Juli.

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©2020 Bloomberg L.P.