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Renten am Morgen: Bondkurse gehen drei Schritte vor, zwei zurück

(Bloomberg) -- Mit drei Schritten vor und zwei zurück hat sich die Bewegung der Staatsanleihen aus dem Euroraum in jüngster Vergangenheit ganz gut charakerisieren lassen. Am Mittwoch gaben die Bonds aus den Kern- und Semi-Kernländern ihre Kursgewinne vom Vortag aufgrund der Abnahme der Risikoaversion im Tagesverlauf weitestgehend ab. Es blieben Renditeanstiege um die drei Basispunkte am langen Ende der Zinskurven übrig.

Damit setzte sich die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen auch wieder von der -0,5% nach oben ab, und das ultralange Ende ist nicht mehr weit von positivem Terrain entfernt. Es bleibt also dabei, dass eine nachhaltiges Unterschreiten dieser Marke sehr starke Impulse erfordert.

Die Peripherie konnte sich dagegen gut behaupten. Die Bonds von der iberischen Halbinsel notierten über weiter Teile der Zinskurve nahezu unverändert. Italienische Staatspapiere behaupteten sogar kleine Kursgewinne. Die Peripheriespreads engten sich also leicht ein.

Die Investoren dürften sich nach wie vor schwertun, Carry-Positionen aufzugeben, da sich eine nachhaltige Verschiebung des Zinsniveaus nach oben nicht abzeichnet. Das Risiko besteht vor allem in einem Bear Steepening, sollten die Inflationserwartungen weiter anziehen. Am kurzen Ende sind die Renditen aufgrund der Geldpolitik festgenagelt, was sowohl für den Euroraum als auch die USA gilt.

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Die Ergebnisse der EZB-Ratssitzung stehen am heutigen Handelstag im Mittelpunkt des Interesses. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum könnten sich die Notenbanker theoretisch zurücklehnen und lediglich ihre Projektionen anpassen. Die Wirtschaft im Euroraum entwickelt sich schließlich in die erwartete Richtung, was gemäß EZB-Kreisen zu einer leichten Anhebung der Wachstumsprojektion führen sollte.

Das ist allerdings keine Überraschung, da die Meldungen aus einzelnen Euroländern sowie die Aussagen zahlreicher Wirtschaftsminister bereits auf eine etwas besser als erwartete Konjunkturentwicklung schließen ließen. Das sollte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass für das laufende Jahr ein starker Rückgang der Wirtschaftsleistung zu erwarten ist.

Für die Bondanleger dürfte sowieso der Inflationsausblick mehr Bedeutung haben. Die Inflationserwartungen gemessen mit den 5 Jahre, 5 Jahre Inflations Forward Swap erreichten jüngst ebenso zwischenzeitlich das Vorkrisenniveau wie die Break-even Renditen.

Da die Europäische Notenbank ihre ultralockere Geldpolitik in den letzten Wochen stark damit begründete, die Teuerung in Richtung des angestrebten Niveau von nahe, aber unter 2% zu treiben, dürften selbst kleine Änderungen im Inflationsausblick kurzfristig Reaktionen an den Bondmärkten auslösen. Gemäß Umfrage gehen viele Volkswirte nach wie vor davon aus, dass die EZB das Volumen für das PEPP im Dezember ausweiten wird.

Zuletzt wurde im Median eine Aufstockung um 350 Milliarden Euro erwartet - vor der letzten EZB-Tagung im Juli waren es noch 500 Milliarden Euro gewesen. Die Erwartungen wurden somit zwar etwas zurückgeschraubt, doch die Notwendigkeit wird weiter gesehen.

Sofern die europäischen Zentralbanker ebenfalls noch Bedarf für weitere Lockerungsmaßnahmen sehen, dürften diese durch einen sehr verhaltenen Ausblick auf Wachstum und Teuerungsentwicklung vorbereitet werden. Die Entwicklung des Euro spielt den Notenbanker daher durchaus in die Hände, da seine Stärke den Aufschwung hierzulande bremsen und die Preisdynamik verringern dürfte.

Außerdem werden sich die Notenbanker mit den Implikationen des Strategieschwenks der Fed auseinandersetzen. Antworten, wie die EZB darauf reagieren wird und ob sie ihrerseits nach Überprüfung der geldpolitischen Strategie auf ein durchschnittliches, symmetrisches Inflationsziel umschwenken wird, wird es mit dem Verweis auf den laufenden Diskussionsprozess nicht geben. Die Anpassung des Tierung Faktors könnte zwar auch thematisiert werden, weil die bei der Notenbank geparkte Liquidität alle Rekorde reißt. Doch letztlich ist die umfangreiche Liquiditätsversorgung des Bankensektors dazu gedacht, dass die Kreditvergabe angekurbelt wird. Anpassungsbedarf dürfte es daher kaum geben.

Am Abend werden sich der französische Notenbankchef und erneut die EZB-Präsidentin äußern. Sollten die Finanzmärkte also eine Botschaft der EZB von der Pressekonferenz falsch interpretieren, kann die EZB-Präsidentin das gerade rücken. Ansonsten dürften keine neuen Impulse von ihren Auftritten geben.

Der Tag mit Bloomberg: Erholung verpufft; Euro fester vor EZB

Die Vorgaben aus dem asiatischen Handel dürften mit steigenden Aktienkursen, nach Anfangsverlusten unveränderten US-Aktienfutures sowie kaum geänderten Treasury-Renditen für weitere Kursverluste bei den Kernlandbonds zu Handelsbeginn sorgen. Die Verschärfung der politischen Situation zwischen den USA und China wegen des Zurückziehen von Visas für chinesische Wissenschafter in der USA spielte augenscheinlich keine Rolle.

Die aktualisierte Steuerschätzung für Deutschland, die am Nachmittag mitten in der EZB-Pressekonferenz vorgestellt wird, dürfte keine Impulse liefern. Bisher waren die Refinanzierungen über die Kapitalmärkte trotz Emissionsflut kein Problem, nicht zuletzt wegen der Anleiheankäufe durch die EZB.

Die Bonds aus der Peripherie dürften von dem Risk-on-Umfeld zu Handelsbeginn eher profitieren und zumindest behauptet in den Tag starten.

Konjunkturdaten

Im Vergleich zu den vergangenen Tagen ist der Datenkalender am Donnerstag gut gefüllt, wobei Informationen, die den Bondkursen Impulse geben könnten, erst am Nachmittag veröffentlicht werden. Weder die endgültigen Konsumentenpreisdaten für den August noch die Daten zur Industrieproduktion aus Italien und Frankreich dürften große Überraschungen parat halten. Die Industrieproduktion sollte im Juli im Monatsvergleich zwar wieder zugelegt haben. Die Dynamik wird jedoch abnehmen, so dass im Jahresvergleich immer noch ein sehr großes Minus bleibt.

Die Erzeugerpreisdaten aus den USA werden einmal mehr bestätigen, dass es auch im August kaum Preissteigerungen auf den Vorstufen gab. Unternehmen sind nicht in der Lage, höhere Preise durchzusetzen. Insofern sind trotz ultra-lockerer Geldpolitik sowie Strategieschwenk der Fed Sorgen vor einem Anziehen der Teuerung wohl verfrüht.

Außerdem werden mit der Zahl an Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe und der Zahl registrierter Arbeitsloser neue Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Sollten die Prognosen der befragten Volkswirte zutreffen, so setzt sich die langsame Erholung des Arbeitsmarktes fort. Diese Erholung geht jedoch nach wie vor mit einer hohen Zahl an Erstanträgen und registrierten Arbeitslosen einher. Zudem verlangsamte sich der Abbau der Arbeitslosigkeit. Die US-Notenbanker dürften diese Entwicklung mir Sorge betrachten. Ihrer Einschätzung nach könnten viele Arbeitsplätze - insbesondere für konsumnahe Schichten - verschwinden.

Primärmarkt

Am Donnerstag werden Irland und Italien mit geplanten Aufstockungen an den Kapitalmarkt drängen. Das irische Schatzamt will insgesamt bis zu 1,5 Milliarden Euro mit Anleihen mit Laufzeiten 2031 und 2050 einsammeln. Das Treasury geht also vor allem an das lange Ende der irischen Kurve. Das Material dürfte trotz der Unsicherheit über das künftige Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien problemlos platziert werden.

Irland tritt trotz der Auswirkungen der Pandemie mit erhöhtem Refinanzierungsbedarf vergleichsweise selten am Bondmarkt auf. Das dürfte die Emission gut stützen. Zudem Handelt es sich bei der 2031-er Laufzeit um eine grüne Anleihe, was die Nachfrage zusätzlich beflügeln dürfte. Leichte Konzessionen sind also allenfalls am ultra-langen Ende zu erwarten.

Nach der erfolgreichen Platzierung der 20-jährigen BTP wartet das italienische Schatzamt mit der Aufstockung der 3- und 7-jährigen Benchmarks auf. Insgesamt sollen bis zu 6,25 Milliarden Euro eingeworben werden. Das Volumen bei den Aufstockungen ist also überschaubar. Nichtsdestoweniger dürften die Anleger trotz der anhaltenden Suche nach Carry im Vorfeld der Platzierung Konzessionen verlangen, was zu einer Underperformance gegenüber den Peers führen dürfte.

Am Abend wird das Treasury die Refinanzierung am Kapitalmarkt für die laufende Woche mit der Aufstockung des 30-jährigen T-Bonds um 23 Milliarden Dollar abschießen. Nach der schleppend verlaufenen Aufstockung der T-Notes am Vortag wird die Emission der T-Bonds kaum ohne Zugeständnisse verlaufen. Entsprechend dürfte das lange Ende der US-Zinskurve eher unter Abgabedruck stehen.

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©2020 Bloomberg L.P.