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Rendite mit Roboter – Wie Algorithmen den Geldverwalter ersetzen

Die Finanzwelt hat ihr Euphoriethema: künstliche Intelligenz. Auf dem Feld tummelten sich bisher eher Schriftsteller und Regisseure. „Aber Science-Fiction und Realität sind jetzt schon ziemlich nah beieinander“, meint Hendrik Leber, Chef der unabhängigen Anlagefirma Acatis.

Auch andere Geldmanager schwärmen von der Welt von morgen. „Das ist ein ganz großer Trend im Investmentmanagement“, sagt David Miller, Anlageexperte beim britischen Finanzverwalter Quilter Cheviot.

Mit der Einschätzung ist er in guter Gesellschaft. Laut einer Umfrage der Beratungsfirma Greenwich Associates und Thomson Reuters will mehr als die Hälfte der Anlagefirmen in den kommenden Jahren die Techniken mitdenkender Maschinen nutzen und dafür auch Experten einstellen.

Bisher setzen aber nur wenige künstliche Intelligenz tatsächlich ein. Wenn sie es tun, haben sie damit auch nicht immer Erfolg. Außerdem gibt es kaum für Privatanleger zugängliche Produkte.

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In Deutschland bietet Acatis vier von Algorithmen gesteuerte Fonds an. Nicht alle laufen gut, wie Leber einräumt. Aber er will weitermachen. Und mehr als das: „Unsere Firma soll ein Heimathafen für Anlagemodelle mit künstlicher Intelligenz sein.“ Dazu hat er sich jetzt mit Jamie Wise zusammengetan und Mitte Mai den Fonds „Acatis AI Buzz US Equities“ für Investments in US-Aktien aufgelegt.

Wise ist Chef des kanadischen Hedgefonds Periscope Capital. Er gründete außerdem die Gesellschaft Buzz Indexes, die eigene Indizes und Anlagestrategien entwirft, die auf der Analyse großer Datenmengen beruhen. So konstruierte der 43-Jährige bereits vor über fünf Jahren eine Messlatte, die mit künstlicher Intelligenz gesteuert wird.

„Wir nutzen ausschließlich soziale Medien und Onlinequellen wie Stocktwits in den USA, ein Dienst ähnlich wie Twitter“, sagt der Mann aus Toronto. Die Programme von Wise werten die Diskussionen über Aktien aus: „Wir schauen auf die Worte und ihre Bedeutungen. Uns interessieren nur die Kommentare zu den großen US-Aktien.“

Tech-Hype bringt Gewinn

Er beobachtet 350 Unternehmen. Die Programme beurteilen, wie positiv oder negativ die Kommentare zu den Unternehmen ausfallen. Sie suchen die 75 mit den besten Beurteilungen aus. Die kommen in den Index, wobei die Anteile der einzelnen Aktien unterschiedlich sind, je nachdem, wie gut die Stimmung für die Titel ist. „Wir werten unsere Daten einmal im Monat aus. Bis zu 25 Aktien werden pro Monat ausgewechselt. Im Schnitt halten wir eine Aktie ein halbes Jahr“, sagt Wise.

Sein „Buzz Next Gen AI US Sentiment Leaders Index“ schlug den US-Gesamtmarkt deutlich (siehe Grafik). Einen börsengehandelten Indexfonds darauf gibt es in Übersee seit zwei Jahren. Damit ist Wise bei den für Privatanleger offenen Produkten einer der Pioniere.

„Wir schafften einen Mehrertrag von jährlich durchschnittlich acht Prozentpunkten gegenüber dem breiten US-Aktienmarkt, gemessen am S & P 500“, sagt er. Leber ist beeindruckt: „Das System arbeitet überraschend gut.“

Vor allem in der jüngsten Zeit ist der Ertrag beeindruckend. Das liegt am hohen Anteil von Technologiewerten im Index, etwa Apple, AMD, Alphabet, Microsoft, Twitter. Die sind die Renner an der Wall Street. Das Übergewicht bedeutet gleichzeitig ein Risiko, falls der Tech-Hype kippen sollte.

Der Branchenunwucht will Wise allerdings nicht durch ein Limit begegnen. „Die Stimmung soll sich so im Index niederschlagen, wie sie tatsächlich ist“, sagt er. Wise hat im Mai zusätzlich einen Hedgefonds nach diesem System aufgelegt.

Bisher scheint das Modell mit Abschwüngen an der Börse zurechtzukommen. Vor zweieinhalb Jahren und im laufenden Jahr überstand es die generelle Abwärtsphase mit geringeren Verlusten als der Gesamtmarkt.

Das ist alles andere als selbstverständlich. Viele Anlagemodelle mit künstlicher Intelligenz laufen wenig erfolgreich. Das gilt insbesondere für öffentlich zugängliche Fonds, von denen einige auch schon wieder geschlossen wurden. Etwas leichter scheinen es die Hedgefonds zu haben, in die nur Profis investieren können.

Die Analysefirma Eurekahedge verfolgt deren Ergebnisse. Von künstlicher Intelligenz getriebene Modelle ließen in den vergangenen Jahren zwar andere Ansätze hinter sich, spielten höhere Erträge ein. Mit den ständig wechselnden Tendenzen an den Börsen in diesem Jahr haben aber auch sie Probleme.

Zukunft von Fondsmanagern ungewiss

Mit der technologischen Revolution stellen immer mehr Experten die Frage nach der Zukunft des menschlichen Fondsmanagers. „Menschen haben Vorlieben und Stimmungen, das schadet ihren Anlageerträgen“, meint David Itzkovits.

Der Chef der größten südafrikanischen Investmentgesellschaft Sanlam sieht in der Kombination von Mensch und Maschine ein ideales Duo. Nach Meinung der Protagonisten künstlicher Intelligenz muss die Wirklichkeit auch nicht den finsteren Szenarien von Science-Fiction-Filmen wie Terminator oder Matrix folgen.

Wise ist bekennender Optimist und hat ein anderes Vorbild: „In den Star-Wars-Filmen ist die neue Technik zum Wohl des Menschen. Wir haben eben immer das Problem: Was wir nicht kennen, das ängstigt uns.“