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Rendite mit Korruption, Alkohol und Tabak

Immer mehr Fonds schreiben sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne. Rendite machen aber lasterhafte Aktien. Das zeigt eine aktuelle Studie.

Nachhaltigkeit und ethische Correctness sind in Mode. Das gilt nicht nur für das alltägliche Leben, sondern auch für Kapitalanlagen. Sogenannte Nachhaltigkeitsfonds, die in ethisch einwandfreie Unternehmen und Länder oder in ökologische Anlagen investieren, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Der Anleger investiert mit gutem Gewissen. Aber zahlt es sich auch aus?

Eine aktuelle Untersuchung von drei Professoren der London Business School in Kooperation mit der Schweizer Großbank Credit Suisse kommt zum Urteil: Nein. „In Wirklichkeit zahlt sich Sünde in barer Münze aus“, urteilen die Autoren des „Jahrbuches der globalen Investmentstrategie“ Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton. „Investments in unethische Aktien, Branchen und Länder bringen tendenziell bessere Renditen.“ Die Wissenschaftler haben auf Basis ihrer bis in das Jahr 1900 zurücklaufenden globalen Kursdatenbank die Aktienkursentwicklungen sogenannter „Lasterbranchen“ angeschaut – Alkohol, Tabak, Rüstung, Glücksspiel.

Das Ergebnis ist erstaunlich: Die Aktien von Tabakkonzernen schnitten seit dem Jahr 1900 besser ab als der Gesamtmarkt. 14,6 Prozent Rendite lieferten sie in den USA – jährlich. Der Gesamtmarkt schaffte nur 9,6 Prozent. In Großbritannien schnitten sie mit 13,1 Prozent ebenfalls besser als der Gesamtmarkt mit 10,3 Prozent ab. Die Folgen sind den Autoren zufolge insbesondere aufgrund des Zinseszinseffektes gigantisch: Wer im Jahr 1900 einen US-Dollar in einen US-Tabakkonzern investiert hat, dessen Erben verfügen heute über rund 6,3 Millionen US-Dollar. Der Gesamtmarkt hätte aus dem einen US-Dollar lediglich 38.000 US-Dollar gemacht. Nicht anders sieht bei Alkoholkonzernen aus. Für die USA lagen den Forschern keine ausreichenden Zahlen vor. Wohl aber für Großbritannien. Auf der Insel waren Alkoholaktien seit dem Jahr 1900 die rentabelsten aller Titel. Aus damals einem investierten Pfund wurden bis heute 243.000 – eine durchschnittliche Jahresrendite von 11,4 Prozent. Der Gesamtmarkt kommt auf jährlich 9,4 Prozent. Geraucht und getrunken wird nun mal immer.

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„Sünde“ ist auch im Fondsmantel lukrativ

Packt man zu den Tabak- und Alkoholaktien noch Rüstungs- und Glücksspieltitel dazu, erhält man ein sündig-süßes Portfolio. Ein solches verwaltet Gerry Sullivan, seines Zeichens Fondsmanager des Barrier Funds. Bis vor kurzem hieß dieser noch „Vice Fund“ – zu Deutsch: Laster-Fonds. Die Top-10-Holdings des rund 290 Millionen US-Dollar großen Portfolios machen fast 50 Prozent des Fonds aus und lesen sich wie das „Who-Is-Who“ des Lasters: Die Tabakkonzerne Lorillard, Altria Group (NYSE: MO - Nachrichten) , Reynolds American (NYSE: RAI - Nachrichten) und Philip Morris. Die Casino-Betreiber MGM Resorts, Las Vegas Sands (Xetra: A0B8S2 - Nachrichten) und Wynn Resorts (NasdaqGS: WYNN - Nachrichten) . Die Rüstungskonzerne Raytheon und Boeing (NYSE: BA - Nachrichten) sowie der Alkoholhersteller Diageo. In den vergangenen fünf Jahren steigerte der Fonds seinen Wert um 114,7 Prozent. Der S&P 500 blieb mit 100 Prozent deutlich dahinter.

Barrier Fund: Deutlich stärker als der Gesamtmarkt

Quelle: Bloomberg

Warum aber entwickeln sich diese Branchen langfristig so stark? „Wenn genügend Investoren die ‚sündhaften‘ Anlagen meiden, fallen deren Aktienkurse“, erläutern die Wissenschaftler. „Doch gleichzeitig verfügen diese Unternehmen über ein sehr gutes Geschäft mit hohen Margen und stetig fließenden Gewinnen.“ Da die Menschen weiter rauchen, trinken und spielen und die Rüstungsindustrie sowieso immer blüht, laufen die Geschäfte dieser Firmen bestens. Investoren mit wenig Skrupel vor solchen Investments erkennen die Aktien als das was sie sind: Schnäppchen. Zudem liefen Sündenbranchen nicht Gefahr, Opfer von Technologiesprüngen zu werden, die sie zerstören könnten.

Die Autoren der Studie zeigen zudem auf, dass sich Sünde nicht nur auf Branchen- sondern auch auf Länderebene rentiert: Zwischen 2001 und 2014 verdienten Anleger an Börsen von Ländern mit weit verbreiteter Korruption im Schnitt elf Prozent pro Jahr. In Ländern mit kaum vorhandener Korruption waren es nur 7,4 Prozent. Dies könnte den Autoren zufolge jedoch auch daran liegen, dass in diesem Zeitraum Schwellenländer – insgesamt anfälliger für Korruption als entwickelte Staaten – eine außerordentlich starke Wertentwicklung zeigten.

Investoren, die auf nachhaltige und ethisch-korrekte Investments setzen, die Welt ein wenig verbessern und „sündige“ Unternehmen bestrafen wollen, haben also verloren? Nicht ganz, meinen die Autoren. Sie empfehlen, sich an genau diesen Unternehmen zu beteiligen und ihre Stimme als Anteilseigner auf der Hauptversammlung erheben. „Veränderung von innen heraus zu erreichen ist weitaus erfolgversprechender“, empfehlen sie und raten Nachhaltigkeitsanlegern: „Wir glauben, dass eine nachhaltige Investmentstrategie sich eher auszahlt, wenn sich ähnlich denkende Anleger in ihrem Handel koordinieren.“

Die Studie im pdf-Dokument zum Download

(PD)