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Rekord-Zahlungen bei deutschen Firmen

Die Dividenden in Deutschland sind so hoch wie nie: Fast zwei Drittel aller Unternehmen aus den wichtigen Auswahlindizes haben ihre Ausschüttungen erhöht. An deutschen Sparern geht der Geldregen aber weitgehend vorbei.

Die deutschen Unternehmen zahlen so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie nie zuvor. Die Ausschüttungssumme steigt in dieser Dividendensaison im Vorjahresvergleich um rund neun Prozent auf den Rekordwert von 46,3 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), der privaten FOM Hochschule und der Research-Plattform Dividenden-Adel. „Die Gewinnausschüttungen tragen einen nicht unerheblichen Anteil zur Wertsteigerung der Aktien insgesamt bei“, sagt DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Die Experten haben dafür 640 Aktiengesellschaften untersucht.

Dabei erreichen alle vier wichtigen Auswahlindizes Dax, MDax, SDax und TecDax neue Rekordvolumina. Fast zwei Drittel der Indexmitglieder haben ihre Ausschüttung erhöht. Die stärkste Erhöhung gab es beim MDax-Unternehmen Covestro – und zwar um 93 Prozent. Den Großteil des Geldes überweisen aber erneut die 30 Dax-Konzerne mit 31,6 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 6,5 Prozent. Allein der Autokonzern Daimler und der Versicherungsriese Allianz zahlen jeweils 3,5 Milliarden Euro. Und: Deutschland hat einen ersten echten Dividenden-Aristokrat. Der Gesundheitskonzern Fresenius hat seine Dividende nun 25 Jahre in Folge angehoben.

Noch stärker als in der ersten Börsenliga haben indes die Firmen aus den anderen Indizes die Dividende erhöht: Die 50 MDax-Unternehmen verteilen fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr, im SDax steigen die Ausschüttungen um rund 23 Prozent und im TecDax um 22 Prozent. Von den 160 Firmen in den vier Indizes zahlen 137 eine Dividende – mehr als je zuvor. Die Ausschüttungssumme der Dax-Familie übersteigt erstmals die Marke von 40 Milliarden Euro.

Die Dividenden fließen allerdings größtenteils in ausländische Investoren: Im Dax liegt der Anteil der im Ausland liegenden Aktien bei über 70 Prozent. Bei manchen Dax-Konzernen, wie beispielsweise Adidas, SAP, Henkel oder Linde gingen sogar teilweise knapp 90 Prozent oder mehr der Gewinnausschüttung ins Ausland. In Deutschland dagegen führe „die Aktie ein Schattendasein“, kritisiert Tüngler. Laut Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) besitzen nur neun Millionen Deutsche Aktien oder Aktienfonds – also gerade einmal jeder siebte Bürger über 14 Jahre.

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Anlegerschützer kritisieren Ausschüttungsquoten

Tüngler moniert zudem, dass die Ausschüttungsquote sowohl in den Auswahlindizes als auch bei den Nebenwerten in den vergangenen drei Jahren auf breiter Front gesunken sei. Das sei nicht akzeptabel. Die DSW fordert bereits seit langem, dass die Unternehmen die Hälfte ihres Gewinns an die Aktionäre ausschütten. Doch einige Firmen sind dazu offenbar nicht bereit. Andere wiederum machen Verluste und zahlen daher keine Dividende. Allein im Dax gab es dieses Mal mit Commerzbank und RWE zwei prominente Ausfälle. Im MDax ist der Online-Händler Zalando das einzige Unternehmen, das keine Dividende bezahlt.

Auch FOM-Dekan Eric Frère bemängelt die heterogenen Ausschüttungen der deutschen Firmen: „Am geringsten ist die Ausschüttungsbereitschaft bei den Medien- und Immobilienfirmen.“ Keine Dividende trotz Gewinn sei vor allem abseits der Top-Ligen keine Seltenheit. Selbst im SDax werde neuerdings auch vermehrt Geld gehortet. Parallel knabbere insgesamt fast jedes elfte Unternehmen die Substanz an. „Wer in dem aktuellen Umfeld keine Dividende zahlt, für den wird es noch schwerer, wenn etwa die Zinsen steigen, die Energiepreise anziehen oder der Euro stärker wird“, mahnt Tüngler.

Markus Zeiß, Fondsmanager bei LBBW Asset Management, rät Investoren, sich bei der Anlageentscheidung ohnehin nicht nur auf das Volumen der Ausschüttungen zu fokussieren. „Die Dividendenhöhe alleine entscheidet nicht über den Erfolg“, sagt er. Er veranschaulicht dies am Beispiel der Deutschen Telekom: Die Dividende sei in den Jahren 2007 bis 2012 mit 0,70 bis 0,78 Euro je Aktie stabil gewesen – die Aktie selbst habe über diesen Zeitraum hinweg insgesamt aber keine Kurssteigerung verbucht. Seit 2013 hat die Deutsche Telekom die Dividende auf 0,50 Euro je Aktie gekürzt – die Aktie hat sich in den vergangen vier Jahren hingegen deutlich nach oben bewegt. „Die Telekom hat sich erholt und zahlt ihre Dividende heute nicht mehr aus der Substanz“, lobt auch Christian Röhl, Gründer von Dividenden-Adel.

Für Anlegerschützer Tüngler ist die Dividende ebenfalls nicht das alleinige Kriterium, nach dem eine Aktie beurteilt werden sollte. Das habe die kürzlich von der DSW veröffentlichte Liste der 50 größten Kapitalvernichter gezeigt. Immerhin 30 der 50 Unternehmen hatten innerhalb von fünf Jahren mindestens einmal Geld an die Aktionäre ausgeschüttet. „Trotzdem bescherten sie ihren Aktionären massive Kursverluste, die durch die Dividendenzahlungen meist nicht ansatzweise kompensiert werden konnten“, sagte Tüngler. Wenn ein Unternehmen mit soliden Finanzkennzahlen aber eine hohe Dividende zahlt, kann die Aktie auch für Privatanleger einen Blick wert sein.