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„Die Regierung hat keine Ahnung“ – Airbus-Chef verschärft seine Brexit-Warnung

Airbus-Chef Tom Enders hat irgendwann die Nase voll. Er werde keine Fragen mehr zum Brexit beantworten, sagt er auf dem Medientag in London und legt sein Mikro weg. Dass er das Thema aber auf die leichte Schulter nimmt, kann man ihm nicht vorwerfen: Zuvor hatte er mehrfach eindrücklich vor den Folgen des EU-Abschieds Großbritanniens gewarnt.

„Ein Brexit, welche Form er auch annehmen mag, weich oder hart, leicht oder sauber, wie auch immer Sie es nennen, wird schädlich sein für die Industrie, für unsere Branche und für das Vereinigte Königreich“, erklärte der Chef des deutsch-französischen Flugzeugbauers. „Sie können sich aber sicher sein, dass wir erste Vorbereitungen treffen, um die Folgen eines Brexit-Szenarios zu minimieren.“

Die britische Regierung habe „keine Ahnung, keinen Konsens darüber, wie man den Brexit ohne ernsthaften Schaden“ durchführen könne.

Vor zwei Wochen hatte Airbus – mit 15.000 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber Großbritanniens – so deutlich wie kein anderes Unternehmen öffentlich gewarnt. Im schlimmsten Fall, wenn sich die Verhandlungsteams aus London und Brüssel nicht einigen, könne der EU-Austritt dazu führen, dass der Konzern sich von der Insel verabschiede.

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Das Unternehmen befürchtet Verzögerungen beim Im- und Export von Bauteilen, Zölle, Einreisebeschränken von Mitarbeitern und nicht zuletzt, dass Bauteile nicht mehr in die Flugzeuge und Hubschrauber eingebaut werden können, wenn sie nicht mehr von den europäischen Regulierungsbehörden genehmigt wurden.

Die Warnung hatte Wirkung gezeigt: Der britische Außenminister Boris Johnson hat die Nachrichten von Airbus mit „F*** business“ kommentiert, Gesundheitsminister Jeremy Hunt kritisierte, dass „derartige Drohungen“ von Unternehmen „vollkommen unangemessen“ seien.

Aber der Vorstoß von Airbus führte auch dazu, dass sich auch andere Unternehmen aus der Deckung wagen: BMW, Siemens und Jaguar Land Rover zogen nach und forderten Klarheit darüber, wie die Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU nach dem Brexit aussehen sollen.

Denn auch wenn der offizielle EU-Abschied am 29. März 2019 immer näher rückt: Die Details des Abschieds und die zukünftige Beziehung sind noch unklar. Am Freitag hat die britische Premierministerin Theresa May ihr Kabinett zu einer Sondersitzung auf ihren Landsitz Chequers gerufen, um mit ihren Ministern eine gemeinsame Linie festzulegen, welche man der EU für Verhandlungen vorlegen kann.

Warnungen von Airbus sind kein Bluff

Mit Spannung wird gewartet, welche Ergebnisse die Regierungschefin vorweisen kann – denn unter ihren Ministern gibt es sowohl „Brexiteers“ wie Boris Johnson und Brexit-Minister David Davis, die den EU-Abschied befürworten, als auch „Remainer“ wie Finanzminister Philip Hammond, der den Brexit sehr skeptisch sieht. Seit Monaten streitet die Regierung darüber, wie eng das Land künftig an der EU bleiben soll.

Der Brexit verbrauche „so viel Bandbreite“ der Regierungen auf beiden Seiten des Kontinents, kritisierte Enders (als er noch Fragen beantwortete). „Es ist unglücklich, dass Themen wie Brexit oder auch die Flüchtlingskrise in Deutschland so viel Ressourcen verbrauchen.“

Die Warnungen von Airbus seien jedoch kein „Bluff“, betonte Enders' Kollege Guillaume Faury, Chef der Passagierflugzeugsparte. „Man blufft nur, wenn man davon einen Vorteil haben könnte“, sagte Faury. „Wir haben unsere Bedenken öffentlich gemacht, weil wir sehen, dass die Risiken wachsen und wir Entscheidungen brauchen. Wir brauchen Klarheit, um uns vorzubereiten.“

Aus Sicht von Airbus sei es wünschenswert, dass „Großbritannien zumindest in der Zollunion bleiben sollte und in Regulierungsbehörden wie der EASA und dem Europäischen Gerichtshof. Dies ist das Minimum, um die Schäden auf die Wirtschaft zu begrenzen.“

Ob diese Hoffnung berechtigt ist, wird sich nicht zuletzt in Chequers zeigen. Medienberichten zufolge will May dafür kämpfen, eine noch möglichst enge Beziehung zur EU zu behalten. Zölle und Regulierung für Güter und Landwirtschaftsprodukte sollen auch künftig auf EU-Niveau bleiben.

Aber zum einen sind derartige Pläne noch nicht im britischen Kabinett durchgesetzt, zum anderen müssen diese Pläne dann noch von der EU gebilligt werden. Airbus-Chef Enders kann das Thema Brexit aber so oder so bald mit etwas mehr Abstand verfolgen: Der deutsche Manager hat angekündigt, seinen im April 2019 auslaufenden Vertrag bei Airbus nicht zu verlängern.