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Regeln beim TV-Duell sollen geändert werden – Trump erklärt sich zum Sieger

Am 15. Oktober treffen die beiden US-Präsidentschaftskandidaten wieder aufeinander. Foto: dpa (Handelsblatt)

Wegen der ständigen Unterbrechungen von US-Präsident Donald Trump bei der Debatte denkt der Veranstalter über Regeländerungen nach. Nun erntet Trump auch Kritik aus den eigenen Reihen.

Nach der chaotischen TV-Debatte zwischen US-Präsident Donald Trump und Herausforderer Joe Biden planen die Veranstalter Änderungen am Konzept. Der Ablauf des Duells habe deutlich gemacht, „dass das Format der verbliebenen Debatten zusätzliche Struktur braucht, um eine geregeltere Diskussion über die Themen sicherzustellen“, teilte die Kommission für Präsidentschaftsdebatten am Mittwoch mit. Das parteiunabhängige Gremium organisiert seit 1988 die Fernsehduelle vor Präsidentschaftswahlen.

In einer Stellungnahme hieß es, das erste Duell habe deutlich gemacht, dass es zusätzliche Strukturen brauche, um eine geordnetere Diskussion zu ermöglichen. Welche dies sein sollen, werde man in Kürze verkünden. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP ist unter anderem im Gespräch, dass der Moderator die Möglichkeit bekommen soll, die Mikrofone abzuschalten.

Trumps Wahlkampfsprecher Tim Murtaugh sagte, die Kommission wolle nur Änderungen, weil ihr Wunschkandidat von Trump vorgeführt worden sei. „Präsident Trump war die dominierende Kraft und jetzt versucht Joe Biden, die Schiedsrichter zu bearbeiten.“ Biden hatte die Hoffnung geäußert, dass man in Zukunft nur das Mikrofon des Sprechenden anschalten werde.

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Das erste Streitgespräch von Trump und Biden in der Nacht zum Mittwoch war über weite Abschnitte im Chaos versunken. Trump fiel Biden immer wieder ins Wort und ließ ihn seine Sätze nicht abschließen. Biden redete auch dazwischen, aber etwas seltener. Der erfahrene TV-Journalist Chris Wallace als Moderator verlor immer wieder die Kontrolle über die Situation - und konnte die Kandidaten nur ermahnen, einander zu Wort kommen zu lassen.

Nach dem Konzept der Debatte hätten eigentlich sechs Themen in 15-minütigen Blöcken erörtert werden sollen. Zunächst sollten Trump und Biden jeweils zwei Minuten ungestört ihre Position darlegen, danach war eine freie Diskussion vorgesehen. Doch schon bei den Eröffnungsstatements gab es Unterbrechungen und die Kandidaten redeten gelegentlich gleichzeitig. Außerdem wichen sie oft vom gerade vorgegebenen Thema wie Coronakrise oder Wirtschaftslage ab.

Biden: „Peinlichkeit für das Land“

Biden hat den Auftritt von Amtsinhaber Donald Trump beim TV-Duell der beiden Kontrahenten als „Peinlichkeit für das Land“ bezeichnet. Trump habe 90 Minuten lang alles versucht um abzulenken, sagte Biden am Mittwoch in Alliance im US-Bundesstaat Ohio vor Journalisten. „Trump hat keinen Plan, keine Ideen“, sagte Biden. Auf die Frage, was er unentschiedenen Wählern sage, die die Debatte gesehen hätten und genug von der Politik hätten, sagte der Demokrat: „Ich kann es verstehen.“

Biden warf dem Republikaner Trump vor, Zweifel an der Legitimität der Wahl zu säen, und verurteilte, dass er ein schlimmes Signal an eine rechte Gruppe namens Proud Boys gesendet habe. Trump hatte sich bei der Debatte geweigert, rechtsradikale Gruppen zu verurteilen, und gesagt: „Proud Boys – haltet euch zurück und haltet euch bereit.“ In Hinblick auf die Gruppierung sagte Biden am Mittwoch: „Das ist nicht das, was wir als Amerikaner sind.“

Mittlerweile hat Trump dafür auch Kritik aus der eigenen Partei erfahren, wie der „Spiegel“ berichtet. Republikanische Senatoren fordern nun, dass der US-Präsident „die Sache aufklärt.“

Der einzige Schwarze Republikaner im Senat, Tim Scott, sagte Journalisten in Washington, der Glaube an eine „weiße Vorherrschaft“ sollte „jederzeit angeprangert werden.“ Er fordert Aufklärung: „Ich denke, er sollte es geraderücken. Wenn er es nicht korrigiert, hat er sich wohl nicht versprochen.“

Mitch McConnell, der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat – und eigentlich Trumps Verbündeter – schloss sich laut New York Times der Kritik von Scott an. Es sei demnach inakzeptabel, weiße Rassisten nicht zu verurteilen.

Ein weiterer Verbündeter von Trump, Lindsey Graham, fordert auf Twitter ebenfalls von dem US-Präsidenten, dass er klarstellen soll, dass es sich bei den „Proud Boys“ um eine „rassistische Vereinigung“ handle.

Trump hat sich mittlerweile in Schadensbegrenzung versucht. „Ich weiß nicht, wer die Proud Boys sind“, sagte Trump am Mittwoch im Garten des Weißen Hauses. „Wer auch immer sie sind, sie müssen sich zurückhalten und die Strafverfolgungsbehörden ihre Arbeit machen lassen.“

Der Name der Proud Boys war bei der Debatte zunächst von Biden eingeworfen worden, Trump griff ihn auf. In der Frage des Moderators war es allgemein darum gegangen, ob Trump bereit wäre, explizit Gruppen und Milizen aus dem „White Supremacy“-Spektrum zu verurteilen, zu deren Ansichten die Überlegenheit der Weißen gehört.

Trump hat sich derweil zum Sieger der ersten Debatte erklärt. „Wir haben die Debatte gestern Abend nach jedem Maßstab mühelos gewonnen“, sagte der Republikaner am Mittwoch im Garten des Weißen Hauses. Mit Blick auf Biden sagte Trump: „Ich denke, dass er sehr schwach war. Er sah schwach aus, er jammerte.“ Trump sagte, er wolle auch die nächsten zwei TV-Debatten gegen Biden bestreiten. Sollte sein Herausforderer nicht teilnehmen wollen, sei das dessen Entscheidung.

Trump sagte, er habe „ungefähr sechs“ Umfragen gesehen, die ihn als Sieger bei der Debatte gesehen hätten. Es war unklar, auf welche Erhebungen er sich bezog. In manchen Twitter-Umfragen – die ohne wissenschaftliche Grundlage als unzuverlässig gelten – lag Trump zwar vorne. In Blitzumfragen der Sender CBS und CNN hielt dagegen eine Mehrheit Biden für erfolgreicher bei der Debatte als Trump.

Moderator Chris Wallace hat enttäuscht über das Ergebnis gezeigt. „Für mich selber, aber viel wichtiger, ich bin enttäuscht für das Land, weil es ein viel nützlicherer Abend hätte werden können“, sagte Wallace am Mittwoch der „New York Times“. Mit Blick auf Trumps Unterbrechungen fügte er hinzu, ihm sei nicht klar gewesen, „dass das die Strategie des Präsidenten sein würde, nicht nur für den Beginn der Debatte, sondern für die gesamte Debatte“, sagte Wallace.

Während der Debatte habe er gedacht: „Ich bin ein Profi. So etwas habe ich noch nie durchgemacht.“ Er fügte hinzu: „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es so aus dem Ruder laufen würde.“ Auf die Frage, was er gefühlt habe, als er die Kandidaten zu weniger Unterbrechungen aufforderte, antwortete der Moderator: „Verzweiflung.“ Wallace kommt vom Trump-freundlichen Fernsehsender Fox News, ist aber als unabhängig respektiert.

Die zweite der drei Debatten zwischen Trump und Biden ist für den 15. Oktober Ortszeit (3.00 Uhr am Mittwoch MESZ) angesetzt. Sie ist ohnehin in einem anderen Format als die erste vorgesehen – als Fragestunde für Wähler. Die dritte Debatte ist nach jetzigem Stand wieder als 90-minütiges Rededuell mit einem Moderator geplant. Am 7. Oktober treffen zudem Vizepräsident Mike Pence und Bidens Vize-Kandidatin Kamala Harris aufeinander.