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Real-Verkauf in der Warteschleife – Frust bei Metro-Aktionären und Mitarbeitern

Metro-Chef Olaf Koch sorgt für Verdruss, weil er weiter keinen Vollzug für den Verkauf der Supermarktkette melden kann. Am meisten wurmt ihn die Hängepartie aber wohl selbst.

Die Verwirrung spielte sich bei der Hauptversammlung des Handelskonzerns Metro auf mehreren Ebenen ab. Ist der Verkauf der Supermarktkette Real nun, wie angekündigt, abgewickelt oder nicht? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage suchte man an diesem Freitag in Düsseldorf vergeblich.

Ganz unten, vor den Türen des Kongresszentrums in der Kälte, standen mehrere Hundert Real-Mitarbeiter und demonstrierten mit gelben Westen und Trillerpfeifen gegen den Verkauf und den damit wohl einhergehenden Stellenabbau. Sie wüssten nicht wie es weitergehe, würden keine Informationen bekommen. „Das schlimmste ist die Ungewissheit“, sagte eine langjährige Real-Mitarbeiterin.

Eine Etage höher, im ersten Stock des Kongressgebäudes, war auch den anwesenden Aktionären nicht klar, ob es nun eine endgültige Einigung gegeben hat. Metro-Chef Olaf Koch sprach in seiner Rede davon, dass „letzte Details geklärt werden“. Nach einer abschließenden Bestätigung klang das nicht.

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Zwar hatte der Aufsichtsrat eine Nacht mit wenig Schlaf hinter sich und dem Deal mit den potenziellen Käufern SCP und X+Bricks schließlich zugestimmt, final konnte der Verkaufsabschluss aber immer noch nicht verkündet werden.

Wie hart an der Transaktion gearbeitet werde, wollte Koch mit dem Satz verdeutlichen: „Die Teams sitzen momentan beim Notar“. Das klang so, als fehle nur noch die finale Unterschrift, als würde der ganze Real-Spuk für die Metro AG bald ein Ende haben. Die Gründe für die Verzögerung seien Gremienvorbehalte seitens des potenziellen Käufers SCP.

Dass der endgültige Verkauf noch lange nicht durch war, wurde aber spätestens klar, als Koch anfing, von Alternativen zum jetzigen Angebot zu sprechen. Die zu haben sei einer der wenigen Vorteile einer so langen Verhandlung, sagte der Metro-Chef.

Verpasste Chance

Seit ziemlich genau eineinhalb Jahren versucht Metro nun schon, sich von der Einzelhandelskette zu trennen. Koch versprach immer neue Deadlines für den Verkauf und riss diese dann wieder. Zuletzt hieß es, ein Deal würde bis Ende Januar stehen, dann bis zur Hauptversammlung.

Dass auch dort immer noch kein Ergebnis vorgelegt werden konnte, frustrierte Mitarbeiter und auch Aktionäre. Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erklärte, der Verkaufsprozess sei „zäh wie Kaugummi“ gewesen. Die Zitterpartie müsse endlich beendet werden.

Am allermeisten wurmt die Hängepartie aber wohl Koch selbst. Verpasst war die Chance für ihn, den endgültigen Abschluss der Verhandlungen auf der Hauptversammlung zu verkünden und somit wieder etwas Ruhe in das Unternehmen zu bringen.

Nach dem Verkauf soll die Supermarktkette mit aktuell rund 34.000 Beschäftigen zerschlagen werden. Zwar wollen die Käufer einen Kern von 50 Real-Märkten für mindestens 24 Monate weiter betreiben. Der größte Teil der Filialen soll jedoch an andere Händler wie Edeka oder Kaufland gehen. Rund 30 Filialen sollen geschlossen werden.

Ruhe sollte stattdessen die Zahl 1,5 Milliarden bringen, die der Metro-Chef mehrfach benutzte. Damit beschrieb er die Verkaufserlöse von Real plus den Großteil des China-Geschäftes zusammengenommen. Dass Metro für Real selbst voraussichtlich nur etwa 300 Millionen Euro bekommen würde, ließ sich so gut kaschieren.

Wie geht es weiter? Die Vorbehalte, die einem Vertragsabschluss noch im Wege stünden, sollten in der kommenden Woche ausgeräumt sein, so Koch. Eine weitere Deadline also, die er sich selbst setzte. Bei den Aktionären in der Halle herrschte eine Mischung aus Frustration und Hoffnung, dass Real vielleicht doch bald wirklich nicht mehr zu Metro gehören würde – und sich das auch im Aktienkurs bemerkbar machen könnte.

Bei den Real-Mitarbeitern auf der Straße war das Wort „Hoffnung“ nur noch in der Vergangenheitsform zu hören. Hoffnung habe ihnen die Metro gemacht, dass es nicht zu einer Zerschlagung komme. Jetzt würden sie davon ausgehen, nicht mehr lange für Real arbeiten zu können – egal, wie die unendliche Geschichte um den Verkauf am Ende ausgehe.
Mit Agenturmaterial