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Real-Verkauf: Zu lange, zu zäh, zu wenig Geld

„Wir wollen in sichere Hände“, fordern Real-Mitarbeiter vor der Hauptversammlung des Mutterkonzerns Metro. Auch von den Aktionären wird es für Vorstandschef Olaf Koch heute nicht nur Applaus geben.

Vor der Metro-Hauptversammlung demonstrierten Hunderte Real-Mitarbeiter für eine Absicherung ihrer Arbeitsplätze und ihrer Löhne Foto: dpa
Vor der Metro-Hauptversammlung demonstrierten Hunderte Real-Mitarbeiter für eine Absicherung ihrer Arbeitsplätze und ihrer Löhne Foto: dpa

Eines ist Metro-Chef Olaf Koch bei der Hauptversammlung an diesem Freitag sicher: der Unmut seiner Aktionäre. Der Kurs der Metro-Papiere dümpelt dahin. „Auf der Hauptversammlung werde ich alle Aktionäre auffordern, dem Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern“, kündigte etwa ein Anteilseigner im Vorfeld seinen Gegenantrag via E-Mail an. Seine Begründung: „Nach Praktiker, Kaufhof und Saturn wurde nun Real erfolgreich in die die roten Zahlen gewirtschaftet.“ Der Vorstand verstoße gegen Unternehmensrichtlinien und schade so dem Image des Unternehmens, schreibt ein anderer Aktionär und beklagt Lebendtiertransporte. Vor allem aber dürfte der geplante Verkauf der Supermarktkette Real Anlass für Kritik geben.

Direkt vor der Hauptversammlung demonstrierten Hunderte Real-Mitarbeiter für eine Absicherung ihrer Arbeitsplätze und ihrer Löhne. Die Beschäftigten skandierten: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, und forderten auf Transparenten: „Wir wollen in sichere Hände“.

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Die Handelskette mit rund 270 Märkten und 34.000 Beschäftigten soll an ein Konsortium um den Finanzinvestor SCP und den Immobilieninvestor X-Bricks verkauft werden. Anschließend wird Real zerschlagen. Zwar wollen die Käufer einen Kern von mindestens 50 Real-Märkten für mindestens 24 Monate weiter betreiben. Der größte Teil der Filialen soll jedoch an andere Händler wie Edeka oder Kaufland verkauft werden. Auch Rewe-Chef Lionel Souque hat im Interview mit der WirtschaftsWoche Interesse an Teilflächen geäußert.

„Die neuen Betreiber werden verpflichtet, die Real-Mitarbeiter auf der jeweiligen Fläche zu übernehmen“, versprach Koch jüngst in einem Brief an die Beschäftigten. Einer Reihe von Standorten ohne überzeugende wirtschaftliche Perspektive droht allerdings die Schließung. Die Käufer gingen aber davon aus, „dass die Zahl der zu schließenden Standorte unter 30 liegen wird“, schrieb Koch. Wo es betriebsbedingte Kündigungen geben wird, soll Koch zufolge eine bereits Ende vergangenen Jahres abgeschlossene Betriebsvereinbarung soziale Härten mildern. Sie sieht nach früheren Angaben des Betriebsrats Abfindungen von maximal 12 bis 14 Monatsgehältern vor.

Anlass für Kritik gibt es aber nicht nur für Real-Beschäftigte, die nun um ihre Arbeitsplätze bangen. Auch aus Aktionärssicht lief der Verkauf alles andere als optimal. Zum einen dauerte der Prozess schlicht zu lange. Schon 2018 Jahr hatte Koch Real ins Schaufenster gestellt. Erst nach zähen Verhandlungen und überraschenden Wendungen kam in den vergangenen Tagen eine „kommerzielle Einigung“ zustande. Ein final unterzeichneter Kaufvertrag steht aber noch immer aus.

Zum anderen liegt der Verkaufserlös deutlich unter früheren Ankündigungen des Managements. So erwartet Metro aus dem Deal nun einen Nettomittelzufluss von etwa 300 Millionen Euro. Das sind rund 200 Millionen Euro weniger, als noch vor einigen Monaten erhofft. Dennoch dürften das Gros der Aktionäre froh darüber sein, dass der langwierige Abschied von der siechen SB-Warenhaussparte nun auf der Zielgeraden ist.

Koch will Metro künftig ganz auf das Geschäft mit Gastronomen und Hoteliers konzentrieren und hat dazu im einst weit verzweigten Metro-Reich kräftig aufgeräumt. Auf dem Weg zum Großhandelskonzern hatte er sich unter anderem von der Warenhaus-Tochter Kaufhof getrennt und die Elektronikmärkte Media Markt und Saturn abgespalten. Nach dem Real-Verkauf, so hatte er schon 2019 angekündigt, „beginnt für Metro das nächste Kapitel, und das heißt: Expansion.“

Aktuell kämpft aber auch das Kerngeschäft mit Gegenwind. Im wichtigen Weihnachtsgeschäft verdiente Metro weniger als noch vor Jahresfrist. Der Gewinn schrumpfte auch wegen höherer Investitionen in die Digitalisierung von 172 auf 121 Millionen Euro. Bei den Erlösen konnte Metro leicht zulegen. Der flächenbereinigte Konzernumsatz sei um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Zudem legte Metro einen guten Start ins neue Jahr hin: In den ersten sechs Wochen 2020 habe es eine „starke flächenbereinigte Umsatzentwicklung“ gegeben. Der Konzern bekräftigte auch deshalb seine Prognose für das Geschäftsjahr und auch den Verkauf des China-Geschäfts hat Metro unter Dach und Fach gebracht. Die Dividende bleibt stabil.

Damit immerhin dürften auch die Aktionäre zufrieden sein.