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Betrug beim Diesel? Ermittler durchsuchen Porsche-Zentrale

Ein Polizist beim Porsche-Gebäude in Stuttgart: Im Diesel-Skandal durchsuchen Staatsanwälte und Beamte der Landeskriminalämter Baden-Württemberg und Bayern Standorte des Autobauers. Foto: Sina Schuldt
Ein Polizist beim Porsche-Gebäude in Stuttgart: Im Diesel-Skandal durchsuchen Staatsanwälte und Beamte der Landeskriminalämter Baden-Württemberg und Bayern Standorte des Autobauers. Foto: Sina Schuldt

Auch wenn es keine eigenen Diesel sind - die Verantwortung im Abgas-Skandal müsse Porsche schon tragen, sagt Vorstandschef Blume regelmäßig. Nun stehen tatsächlich die Ermittler vor der Tür. Und auch ein ranghoher Manager gerät ins Visier.

Stuttgart (dpa) - Auf der Suche nach Beweisen im Diesel-Abgasskandal haben sich die Ermittler nun auch den Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche vorgenommen.

Mehr als 30 Staatsanwälte und rund 160 Polizisten durchsuchten den Stammsitz des Autobauers im Stadtteil Zuffenhausen, das Entwicklungszentrum in Weissach sowie weitere Standorte - auch zwei der Konzernschwester Audi, von der Porsche die Diesel-Motoren für seine Fahrzeuge bezog. Zudem haben die Behörden mittlerweile konkrete Beschuldigte im Visier, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Dazu zählt auch ein Vorstandsmitglied der Porsche AG.

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Insgesamt richten sich die Ermittlungen wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung laut Staatsanwaltschaft gegen drei Beschuldigte - neben dem namentlich nicht genannten Vorstand handelt es sich um ein «Mitglied des höheren Managements» sowie einen früheren Mitarbeiter, der inzwischen nicht mehr bei Porsche ist.

Hintergrund sind mögliche Manipulationen der Abgasreinigung von Diesel-Fahrzeugen. Das Verfahren läuft seit vergangenem Sommer, eröffnet worden war es noch gegen unbekannte Mitarbeiter. Details nannten die Ermittler auch heute nicht, die Aktion legt aber zumindest nahe, dass sie in den vergangenen Monaten genug Anhaltspunkte gefunden haben, die eine Durchsuchung rechtfertigen.

Ein Porsche-Sprecher erklärte, die Ermittler hätten Unterlagen gesichtet und gesichert. «Wir kooperieren in vollem Umfang mit den Behörden», betonte er. Zu Details wollte auch er aber nichts sagen.

Der Sport- und Geländewagenbauer hatte bereits im Herbst 2016 einen freiwilligen Rückruf des Modells Macan begonnen, nachdem Zweifel an der Abgasreinigung laut geworden waren. Im Juli 2017 ordnete der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) dann wegen einer illegalen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung einen Rückruf an sowie ein inzwischen wieder aufgehobenes Zulassungsverbot für den Geländewagen Cayenne mit 3,0-Liter-TDI-Antrieb.

Anders als bei anderen Herstellern spielt der Diesel bei Porsche eigentlich nur eine untergeordnete Rolle, 2017 lag der Anteil an den Verkäufen bei gerade einmal zwölf Prozent. Die VW-Tochter entwickelt selbst auch keine Diesel-Motoren, sondern baut Audi-Aggregate in ihre großen Geländewagen ein. Die Verantwortung müsse Porsche allerdings trotzdem selber tragen, hatte Vorstandschef Oliver Blume zuletzt bei der Vorlage der Jahresbilanz im März betont.

Trotzdem bekam aufgrund der Verbindungen innerhalb des VW-Konzerns am Mittwoch auch Audi einmal mehr Besuch von den Ermittlern. Standorte in Ingolstadt und in Neckarsulm wurden durchsucht, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. Die Aktionen hätten aber nichts mit den Ermittlungen gegen Audi selbst zu tun, man sei nur in Amtshilfe für Stuttgart tätig geworden, betonte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München.

Die verdächtigt Audi, in den USA und Europa ab 2009 mindestens 210.000 Dieselautos mit Schummelsoftware verkauft zu haben. Seit einem Jahr ermittelt sie wegen des Verdachts auf Betrug und strafbare Werbung gegen inzwischen 17 Beschuldigte, zu denen aber kein Audi-Vorstand gehört. Die Zentrale in Ingolstadt war schon im März 2017 und im Februar 2018 durchsucht worden. Ein früher für Audi als Motorenentwickler tätiger ehemaliger Porsche-Vorstand sitzt seit September 2017 in Untersuchungshaft.

Begonnen hatte die Diesel-Affäre im September 2015 bei Volkswagen. Der Autokonzern hatte damals eingeräumt, dass Millionen von Fahrzeugen mit Software ausgestattet worden waren, die die volle Abgasreinigung nur im Testbetrieb ermöglichte. Auf der Straße stießen die Wagen dagegen deutlich mehr Schadstoffe aus. Dies stürzte Volkswagen in eine schwere Krise. Den größten Autokonzern der Welt kostete die Diesel-Affäre vor allem aufgrund von Vergleichen und Schadenersatz in der USA bisher schon mehr als 25 Milliarden Euro.

Der Großteil der strafrechtlichen Untersuchungen gegen VW liegt bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig. Dort werden auch Vorwürfe der Marktmanipulation gegen hohe Manager untersucht. Die Stuttgarter Ermittler haben zudem die VW-Dachgesellschaft Porsche SE im Visier sowie den Autobauer Daimler und den Zulieferer Bosch. Wann die ganzen Verfahren abgeschlossen sein werden, ist unklar. Dieses Jahr, hatte die Staatsanwaltschaft kürzlich noch erklärt, rechne sie eher nicht damit.