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Razzien beim Süßwaren-Giganten: Warum Milliardär Giovanni Ferrero den Salmonellen-Skandal immer noch nicht im Griff hat

Ausgerechnet zum Ostergeschäft musste Ferrero Produkte zurückrufen – wegen Salmonellen. - Copyright: ANDREAS SOLARO / Staff / Getty Images / picture alliance/dpa | Fernando Gutierrez-Juarez / Business Insider
Ausgerechnet zum Ostergeschäft musste Ferrero Produkte zurückrufen – wegen Salmonellen. - Copyright: ANDREAS SOLARO / Staff / Getty Images / picture alliance/dpa | Fernando Gutierrez-Juarez / Business Insider

Erst im April sorgte der Salmonellen-Skandal von Ferrero europaweit für Schlagzeilen. Nun wurden im Zuge mehrerer Razzien die Büros und Firmengebäude des italienischen Süßwarenriesen in Belgien und Luxemburg durchsucht. Konzern-Chef Giovanni Ferrero – der reichste Mann Italiens – hält sich indes weiterhin bedeckt.

Am 8. April, mitten in dem für den Konzern wichtigen Ostergeschäft, musste Ferrero sämtliche Produkte zurückrufen, die unabhängig von ihrem Herstellungsdatum in dem Werk im belgischen Arlon für den Weltmarkt produziert worden waren. Der Grund: In mehreren Süßwaren aus der Fabrik waren Salmonellen entdeckt worden. Die Verunreinigung hatte zur Folge, dass Personen, die unter anderem Überraschungseier und Kinder Schoko-Bons gegessen hatten, erkrankten. Bis heute sind mehr als 260 Fälle in Europa bekannt. Die belgische Aufsichtsbehörde Afsca entzog dem Werk die Produktionslizenz, die Fabrik wurde daraufhin vorübergehend geschlossen.

Knapp zwei Wochen zuvor, am 22. März, erreichte eine Meldung das Hessische Ministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz. Die Salmonellen-Vorfälle in Großbritannien und Deutschland häuften sich. Die britische Behörde warnte schließlich am 2. April vor dem Verzehr der betroffenen Süßwaren, Ferrero reagierte jedoch erst einmal nicht. Erst drei Tage später, am 5. April, rief der Konzern ausgewählte Produkte zurück, die in Belgien produziert worden waren.

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Seit Mitte April ermittelt die belgische Staatsanwaltschaft gegen Ferrero. Es soll herausgefunden werden, ob Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen zur Lebensmittelsicherheit und -hygiene oder gegen Meldepflichten zur Rückverfolgbarkeit in der Lebensmittelkette vorliegen.

Am Mittwoch haben nun die Kriminalpolizei, die Föderalagentur für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette (FASNK) in Belgien sowie Beamte der luxemburgischen Justiz- und Polizeibehörden Büros und Firmengebäude von Ferrero durchsucht. Im Zuge dessen seien unter anderem Dokumente und Computerhardware beschlagnahmt worden, so die „Lebensmittel Zeitung“ (LZ). Diese würden jetzt ausgewertet.

Ferrero räumte „interne Indifferenzen“ ein

Die Reaktion von Ferrero auf die Salmonellen-Vorfälle stand in der Vergangenheit vermehrt in der Kritik. Aussagen wie, der Konzern sei „zutiefst betrübt“ oder man nehme „die Angelegenheiten sehr ernst“ wirkten für Kritiker wie leere Floskeln, die der Tragweite des Problems nicht gerecht zu werden schienen. Denn bekannt waren dem Konzern die Vorfälle bereits seit Dezember. Im belgischen Werk seien damals im Rahmen von Eigenkontrollen Salmonellen im Bereich von zwei Rohstofftanks festgestellt worden, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens aus dem April. Trotzdem hielt sich der Schokoladenriese lange bedeckt und kommunizierte den Fund nicht an die Öffentlichkeit – bis im Frühjahr 2022 von immer mehr Krankheitsfällen in Europa berichtet wurde, die mit den Süßwaren des Herstellers in Verbindung gebracht worden waren.

Ähnlich zögerlich war auch die Reaktion des Konzerns auf den Rückruf der Produkte aus Arlon. Wie der „Spiegel“ im April berichtete, hätten sich rund 24 Stunden nach Bekanntgabe der Rückruf-Aktion noch keine Hinweise auf die Vorfälle auf der belgischen Homepage von Ferrero finden lassen. Der Konzern räumte ein, dass es „interne Indifferenzen“ gegeben habe, die zu „Verzögerungen bei den Rückrufen und beim Informationsaustausch“ geführt hätten.

Als Ferrero am 5. April das erste Mal Produkte zurückrufen musste, revidierte der Konzern die entsprechende Pressemitteilung mehrmals. In der ersten Version seien keine Abbildungen der betroffenen Produkte enthalten gewesen, die im Zuge eines Rückrufs eigentlich erforderlich seien, schreibt der „Spiegel“. In der zweiten Fassung habe die ebenfalls notwendige Warnung vor den Gefahren einer Salmonellen-Erkrankung gefehlt. Auch hätten die zuständigen Ämter die Liste der belieferten Händler erst verspätet erhalten.

Giovanni Ferrero, der seit 2011 als Geschäftsführer des Traditionsunternehmens agiert, äußerte sich selbst bislang nicht zu den Salmonellen-Vorfällen. Der Milliardär ist dafür bekannt, das Unternehmen rigoros auf Gewinn und Wachstum auszurichten. „Als ich anfing, war Ferrero ein großes Familienunternehmen mit relativ klarem Fokus“, sagte ein ehemaliger Manager des Konzerns gegenüber dem „Spiegel“. „Giovanni Ferrero hat daraus einen auf rigides Wachstum getrimmten Konzern gemacht, mit der Expansion stieg auch die Zahl der Burn-outs unter den Mitarbeitern.“

Nach umfangreichen Reinigungsarbeiten soll der Betrieb in dem belgischen Werk Ende dieses Monats wieder aufgenommen werden. Ob das Image des italienischen Süßwaren-Giganten mit rund zwölf Milliarden Euro Jahresumsatz durch den Skandal nachhaltig Schaden genommen hat, bleibt abzuwarten.