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Raus aus der Schmuddelecke

Wenn es Finanzprodukte gibt, deren Ruf infrage gestellt wird, dann zählen die sogenannten Restschuldversicherungen dazu. Doch die Branche wehrt sich gegen das Buhmann-Image – und geht in die Offensive.

Es ist ein Nischengeschäft, das umstritten ist wie wenige andere Versicherungen. Von „Abzocke“ sprach die Grünen-Abgeordnete Nicole Maisch im Zusammenhang mit Restschuldversicherungen. Ende Juni, bevor sich das Parlament in die Sommerpause verabschiedete, verschärfte der Bundestag die Regulierung für die Policen, die vielen Kreditnehmern beim Abschluss eines Ratenkredits gleich mitverkauft werden.

Die Branche hat die scharfen Vorwürfe noch nicht verdaut. „Ich glaube nicht, dass dieser negative Eindruck, der da entstanden ist, von selbst wieder verschwinden wird“, sagt David Furtwängler, Vorstandschef von BNP Paribas Cardif.

Tatsächlich ist der Ruf der Policen mächtig angekratzt. Verbraucherschützer hätten regelmäßig mit Konsumenten zu tun, die sich nicht im Klaren darüber waren, dass der Vertrag für sie nur optional und nicht verpflichtend war, klagen die Verbraucherzentralen. Denn Restschuldversicherungen werden häufig zusammen mit einem Kreditvertrag abgeschlossen, etwa beim Kauf einer Waschmaschine im Elektromarkt auf Pump. Die Versicherung greift, wenn wegen Arbeitslosigkeit oder Todesfall nicht mehr getilgt werden kann.

Allerdings kann eine Restschuldversicherung den Preis für den Kredit deutlich in die Höhe treiben. Die Große Koalition verständigte sich deshalb auf eine Verbesserung des Verbraucherschutzes beim Vertrieb der Produkte. Der Versicherungsnehmer wird nach den neuen Regelungen eine Woche nach Abschluss der Restschuldversicherung noch einmal schriftlich darauf hingewiesen, dass er sie noch widerrufen kann. Neu ist auch, dass der Zinssatz für den Kredit und die Kosten für die Restschuldversicherung getrennt und klar erkennbar ausgewiesen werden.

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Die großen Anbieter von Restschuldversicherungen wie BNP Paribas Cardif wollen die Kritik nicht auf sich sitzen lassen – und gehen nun in die Offensive. „Die Versicherungen als überteuert oder nicht bedarfsgerecht zu kritisieren, ist nicht angemessen“, klagt Furtwängler. Es gebe ein reales Risiko, bei Arbeitsunfähigkeit oder Krankheit die Raten für Kredite nicht mehr bezahlen zu können, verteidigt er sein Produkt. „In diesem Fall springen die Restschuldversicherungen ohne aufwendige Prüfungen ein.“ Auch der Vorwurf, die Verträge würden unwissenden Kunden gegen deren Willen mitverkauft, sei unzutreffend, kritisiert Furtwängler. Die Banken betrieben einen großen Aufwand, um ihre Kunden zu informieren.

„Wir müssen als Branche daran arbeiten, das Image dieses Produkts wieder zu verbessern“, kündigt der Topmanager an. Deshalb denke die Branche darüber nach, „ein branchenweites Gütesiegel einzuführen, das ähnlich wie beim Ratenkredit den Verbrauchern von vorneherein einen hohen Qualitätsstandard signalisiert, den sie dann auch einfordern können“.

Gemessen am Versicherungsvolumen in Deutschland sind die Policen ein Nischengeschäft – das aber für ungewöhnlich viel Ärger sorgt. So machten die Restschuldversicherungen 2015 nur 3,5 Prozent der versicherten Summe aller neu abgeschlossenen Policen aus. Doch pro Jahr werden nach Angaben des Bundesverbands der Verbraucherzentralen rund 300.000 neue Verträge abgeschlossen. Demnach existieren derzeit rund 1,5 Millionen abgeschlossene Verträge mit einer Gesamtversicherungssumme von mehr als zehn Milliarden Euro.

Als Marktführer gelten in Deutschland die Rheinland-Versicherungsgruppe und die Talanx-Versicherung, die Policen über ihre Marken Neue Leben, Postbank Versicherung und Targo anbietet. Danach folgt Furtwänglers BNP Paribas Cardif. In Großbritannien gab es schon vor einigen Jahren eine Beschwerde von Verbraucherschützern gegen eine Koppelung von Krediten und einer begleitenden Restschuldversicherung, die dort „Payment Protection Insurance“ heißt. Die Klagen über eine Vielzahl von Fehlberatungen sorgte mit dafür, dass die Restschuldversicherung in Großbritannien nicht am selben Tag wie der Kredit abgeschlossen werden darf, sondern erst mit einer Woche Verzögerung.

Für viele vermittelnde Banken sind die Policen ein gutes Geschäft. Experten des Bundesverbands der Verbraucherzentralen gehen davon aus, dass teilweise mehr als die Hälfte der Prämie als Provision an die Bank fließt. Ein Aspekt, bei dem auch Furtwängler noch Nachbesserungsbedarf ausmacht. „Grundsätzlich sollten die Provisionen auf ein Maß zurückgeführt werden“, sagte der BNP-Paribas-Cardif-Chef, „das in einem gesunden Verhältnis zur Leistung des Vermittlers steht.“ In den Bankhäusern wird man dies sicher aufmerksam vernehmen.