Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.737,36
    -100,04 (-0,56%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.918,09
    -18,48 (-0,37%)
     
  • Dow Jones 30

    37.986,40
    +211,02 (+0,56%)
     
  • Gold

    2.406,70
    +8,70 (+0,36%)
     
  • EUR/USD

    1,0661
    +0,0015 (+0,14%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.781,82
    +2.434,38 (+4,24%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.372,43
    +59,81 (+4,56%)
     
  • Öl (Brent)

    83,24
    +0,51 (+0,62%)
     
  • MDAX

    25.989,86
    -199,58 (-0,76%)
     
  • TecDAX

    3.187,20
    -23,64 (-0,74%)
     
  • SDAX

    13.932,74
    -99,63 (-0,71%)
     
  • Nikkei 225

    37.068,35
    -1.011,35 (-2,66%)
     
  • FTSE 100

    7.895,85
    +18,80 (+0,24%)
     
  • CAC 40

    8.022,41
    -0,85 (-0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.282,01
    -319,49 (-2,05%)
     

Rassismus-Vorwürfe: VW entschuldigt sich für Werbespot

Mit einem Clip zum neuen Golf hat sich VW einen Shitstorm eingehandelt. Viele User werfen dem Konzern Rassismus vor. Volkswagen kündigt Konsequenzen an.

Der Autohersteller Volkswagen ist eine Marketing-Maschine. Jahr für Jahr drückt das Unternehmen mit seinen vielen Marken (VW, Audi, Skoda, Seat, Porsche) immer neue Modelle in den Markt. An Erfahrung kann es also kaum gemangelt haben, als die Kommunikationsabteilung des Wolfsburger Konzerns eine neue Stafette von Werbeclips für den Golf 8 auf Instagram stellte. Mit einem Video aus der Reihe hat sich VW allerdings gründlich verfahren – und sich einen Shitstorm im Netz eingehandelt.

Zu sehen ist in dem gerade einmal zehn Sekunden langen Film eine riesige hellhäutige Hand, die einen dunkelhäutigen Mann erst über die Straße bugsiert und dann in ein Hotel schnippt. Das trägt dann auch noch den Namen „Petit Colon“, was viele User an die dunkle Kolonialzeit erinnert.

Wer dabei noch an einen Zufall glaubt, der dürfte spätestens bei der Einblendung des Werbespruchs „Der neue Golf“ aufschrecken. Die Buchstaben erscheinen Stück für Stück; die erst fünf lauten N, E, G, E und R. Deutlicher kann man Rassismus wohl kaum in einem Video unterbringen.

WERBUNG

Doch damit nicht genug. Der Autohersteller mochte die Kritik vieler Zuschauer an dem rassistischen Werbeclip zunächst nicht einmal nachvollziehen. Dass der Beitrag derart missverstanden werden könne, darüber sei man „überrascht und schockiert“, postet Volkswagen als Kommentar auf empörte Reaktionen bei Instagram. Es sei doch ein „kreativer Umgang“ mit dem Format Instagram Storys.

An diesem Mittwoch nun schlägt das Unternehmen andere Töne an. Das Video, das Volkswagen neben Instagram auch auf Facebook ausgespielt habe, sei nach den ersten Hinweisen am Dienstag überall gestoppt worden, erklärt ein VW-Sprecher auf Nachfrage.

Die Nachricht von dem gerade einmal zehn Sekunden langen Film hatte da schon erheblich Wellen geschlagen. Die Argumentation mit dem „kreative Umgang“ wollte so niemand dem Konzern glauben, der als Gründung der Nationalsozialisten stets eine besondere Verantwortung auch beim Thema Rassismus für sich beansprucht. In einem Statement versucht VW zu retten, was kaum zu retten ist.

„Wir können die Empörung und Wut als Reaktion auf das Video verstehen“, heißt es nun. Und weiter: „Ganz ohne Frage: Das Video ist falsch und geschmacklos. Wir distanzieren und davon und entschuldigen uns dafür. Wir werden aufklären, wie das passieren konnte – und Konsequenzen daraus ziehen.“ Damit nimmt die Presseabteilung den Marketingleuten das Thema aus der Hand. Der Marketingbereich ist eigentlich für die Produktion und Verbreitung solcher Werbevideos verantwortlich.

Die skandalträchtige Werbebotschaft beim Golf war am Nachmittag auch im Konzernvorstand von Volkswagen angekommen. Hiltrud Werner, Vorstandsmitglied für Integrität und Recht, bezeichnete den gesamten Vorgang als „sehr bedauerlich“.

Der Konzern hätte mit „mehr Sensibilität“ an die Produktion dieses Werbevideos herangehen müssen, zumal Volkswagen dabei mit einer großen US-Werbeagentur zusammengearbeitet habe. In den USA werden ähnliche Compliance-Verstöße von Unternehmen besonders lautstark in der Öffentlichkeit kritisiert.

Im Marketing-Bereich der Marke Volkswagen werde jetzt nachgeforscht, wie es zu diesem Fehler kommen konnte. Als Integritätsvorstand ist Werner auch dafür verantwortlich, dass sich der Konzern an Compliance-Regeln einer guten Unternehmensführung hält und etwa auch ethische Vorgaben respektiert.

Nach der massiven Kritik an dem Werbespot für den neuen VW Golf hat sich auch die verantwortliche Agentur dafür entschuldigt. „Ich bin entsetzt und zutiefst betroffen, wie so etwas in unserem Verantwortungsbereich geschehen konnte“, sagte Tobias Pschorr, Geschäftsführer der Berliner Werbeagentur Voltage OMC, die zum US-Werbekonzern Omnicom gehört.

Das Video entspreche in keiner Weise dem ethischen und moralischen Anspruch der Agentur und habe zurecht Empörung und Unverständnis ausgelöst. „Wir haben bereits begonnen, den gesamten Entstehungsprozess dieses Posts zu eruieren“, ergänzte Pschorr. „Sollte sich herausstellen, dass einer unserer Mitarbeiter oder ein Zulieferer vorsätzlich fremdenfeindliche oder rassistische Inhalte erstellt hat, wird dies zu einer sofortigen Kündigung und zu rechtlichen Maßnahmen führen.“ Alle Freigabeprozesse würden geprüft.

Es ist nicht die erste Irrfahrt von Volkswagen. Vor einige Monaten hatte Vorstandschef-Chef Herbert Diess die Führungsmannschaft mit dem Slogan „Ebit macht frei“ angehalten, stärker auf die Rentabilität zu achten. Entliehen ist der Satz dem Banner „Arbeit macht frei“, den die Nationalsozialisten an Konzentrationslagern angebracht hatten.

Ohne Frage haben sich in der Vergangenheit auch andere Konzern Pannen im Umgang mit sozialen Netzwerken geleistet. Doch der Golf-Clip von VW stellt mehr als ein Ärgernis dar. Er könnte noch zum Bremsklotz fürs Geschäft werden: Wegen der Coronakrise hakt der Autoverkauf, wovon ausgerechnet der in Wolfsburg gefertigt Golf 8 besonders betroffen ist. Mit Rassismus dürften sich die Verkäufe kaum anschieben lassen.

Mehr: Warum sich deutsche Unternehmen mit Vielfalt so schwertun