Rassismus-Debatte: Eis-Hersteller ändern Produktnamen
Die „Black Lives Matter“-Bewegung zwingt auch den Lebensmittelhandel zum Umdenken. Immer mehr Unternehmen überprüfen die Namen ihrer Produkte und ziehen Konsequenzen.
Für nicht mehr zeitgemäße Produktnamen hagelt es regelmäßig Kritik. So musste etwa die Firma Bahlsen im Frühjahr dieses Jahres bei Twitter einen Shitstorm über sich ergehen lassen, weil die Nutzer den Namen der Kekssorte „Afrika“ anstößig fanden. Bahlsen reagierte und will das bereits 60 Jahre alte Produkt nun umbenennen.
Im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung, die durch die Tötung des US-Amerikaners George Floyd entstand, nimmt die Überprüfung von Produktnamen im Lebensmittelhandel nun immer mehr Fahrt auf.
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Erst im Juni hatte der Mars-Konzern angekündigt, dass er den Namen der Reismarke Uncle Ben’s ändern wird. Und PepsiCo will seine Marke Aunt Jemima (auf Deutsch: Tante Jemima) aus den Regalen verbannen. Auf dem Logo der Marke für Pfannkuchenmischung, Sirup und andere Frühstücksnahrungsmittel ist eine Schwarze zu sehen. Die Bezeichnungen „Uncle“ und „Aunt“ stammen aus einer Zeit, in der sich Weiße weigerten, Schwarze höflich mit Mister oder Miss anzusprechen.
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Nun ziehen auch die Hersteller von Eis nach. Der dänische Hersteller Hansen gab bekannt, den Namen der Eissorte Eskimo ändern zu wollen, da der Begriff „Eskimo“ als rassistisch verstanden werden kann, wie TV2 berichtet.
Bei dem Produkt handelt es sich um ein Vanilleeis am Stil mit Schokoladenüberzug. Der Klassiger des dänischen Unternehmens soll künftig O`Payo heißen. Damit wolle man ein Relikt aus einer „alten und uninformierten Zeit“ entfernen.
„Es ist eine große Entscheidung für uns und sie ist mit einem gewissen Maß an Traurigkeit verbunden, aber wir sind sicherlich nicht zu stolz, uns aufklären zu lassen und zu sehen, wie wir in unserer Zeit verantwortungsbewusst handeln können“, sagt Anders Eibye Hansen, Vertriebsleiter bei Hansens.
Namensänderungen auch in anderen Ländern
Hansens Eis wurde nach der amerikanischen Eisspezialität Eskimo Pie benannt. Der Hersteller der amerikanischen Variante, Dreyer`s Grand Ice Cream, gab im Juni ebenfalls bekannt, dass man den Markennamen und das Marketing für das Eis nach 99 Jahren ändern werde. „Wir sind entschlossen, Teil der Lösung zur Rassengleichheit zu sein, und erkennen an, dass der Begriff unangemessen ist. Dieser Schritt ist Teil einer umfassenderen Überprüfung, um sicherzustellen, dass unser Unternehmen und unsere Marken die Werte unserer Mitarbeiter widerspiegeln“, sagte Elizabell Marquez, Marketingleiterin bei Dreyer's gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Aufgrund der Namensänderung in den USA wird auch beim finnischen Eisfabrikanten Froneri Finland über eine Namenänderung nachgedacht. Der Hersteller verkauft seit 1968 ebenfalls Eiscremesnacks unter der Marke Eskimo. „Wir sind uns dieser Angelegenheit sehr bewusst und arbeiten daran. Gleichstellung ist für uns ein äußerst wichtiges Thema, und wir möchten nicht, dass sich Menschen aufgrund unserer Marke diskriminiert fühlen. Aus diesem Grund möchten wir dies untersuchen", sagte Minna Brunnberg, Marketingmanagerin von Froneri Finland dem finnischen Sender yle.
Auch Unilever ist dabei, seine Markennamen zu überprüfen, darunter auch die in Österreich vertriebenen Eisprodukte der Marke Eskimo, wie der Stern berichtet. Auf Nachfrage des Magazins teilte Lebensmittel-Konzern mit: „Als ein Gründungspartner der ,Unstereotype Alliance‘ arbeiten wir intensiv daran, Werbung von Stereotypen und Diskriminierung jeglicher Art zu befreien. In diesem Zusammenhang verpflichten wir uns, die Sprache und Ikonographie von mehr als 400 Unilever-Marken zu überprüfen, darunter auch Eskimo.“