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Denken wie Elon Musk: Ein Raketenwissenschaftler erklärt zwei Strategien, mit denen ihr gute Ideen noch besser machen könnt

Wie haben es Masterminds wie Tesla-Chef Elon Musk oder Apple-Gründer Steve Jobs geschafft, so erfolgreich zu werden? Indem sie gedacht haben wie ein Raketenwissenschaftler, sagt der Autor Ozan Varol. Er selbst ist Raumfahrtingenieur gewesen. Er gehörte unter anderem zu den Operationsteams der Mars Exploration Rover 2003 und der Mission Cassini-Huygens, die eine Sonde zum Saturn gesandt hat. „Wer denkt wie ein Raketenforscher, betrachtet die Welt durch eine andere Linse“, sagt Varol.

Wer sich diese Denkweise angeeignet habe, wisse, dass Spielregeln nicht in Stein gemeißelt sind, Vorgaben geändert werden können und es deshalb möglich ist, neue Wege zu gehen. Das haben Raketenforscher zwar mit vielen anderen Naturwissenschaftlern gemein, doch in ihrem Wissenschaftszweig sind die Dimensionen deutlich größer, weil viel Geld und in der bemannten Raumfahrt auch Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Die Herangehensweise von Raketenwissennschaftlern lässt sich laut Varol auf viele Situationen im alltäglichen Leben anwenden. Wie das funktioniert, erklärt er in seinem neuen Buch „Boost - Denken wie Elon Musk und Co"“ das im Verlag „Books4Success“ erschienen ist. Darin beschreibt er verschiedene Strategien, die uns dabei helfen sollen, neue Denkweisen zu entwickeln. Im ersten Teil dieser Serie haben wir euch gezeigt, wie ihr aus Unsicherheiten Kraft schöpfen und durch Gedankenexperimente überhaupt erst auf gute Ideen kommen könnt. Der zweite Teil soll sich nun darum drehen, wir ihr gute Einfälle weiterentwickelt und warum es wichtig ist, sich auch mal selbst zu widerlegen.

1. Fragt anders — dann bekommt ihr bessere Antworten


„Entgegen dem weit verbreiteten Glauben ist der Beginn eines Durchbruchs nicht eine kluge Antwort - sondern eine kluge Frage“, sagt Varol im Gespräch mit Business Insider. Bevor wir ein Problem lösen können, müssen wir es erkennen und richtig verstehen. Stehen sie vor einer neuen Aufgabe, versuchen viele Menschen, instinktiv Antworten zu finden. Wir stellen laut Varol lieber Schlussfolgerungen auf als Hypothesen. Statt uns die Zeit zu nehmen, zu überlegen, welche verschiedenen Ursachen bestimmte Probleme haben können und welche davon die plausibelste ist, gehen wir von der ersten aus, die uns einfällt.

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Diese Herangehensweise hält Varol für falsch. „Wer sofort in den Lösungsmodus schaltet, beschäftigt sich am Ende mit dem falschen Problem“, schreibt er in seinem Buch. Stellt deshalb zunächst immer die Fragestellung in Frage. Gibt es noch andere Blickwinkel, auf den andere noch nicht gekommen sind? Eine Methode, um das herauszufinden ist es, sauber zwischen zwei Konzepten zu unterscheiden, die laut Varol immer wieder durcheinander gebracht werden: Strategie und Taktik.

Ein Beispiel, das Varol in seinem Buch nennt: In Industrieländern werden Babys, die zu früh geboren wurden, in Brutkästen gelegt, um sie warm zu halten. Die Kosten für einen solchen Kasten sind enorm — entsprechend schwierig ist es für ärmere Länder, sie zu finanzieren. Vier Master-Studierende der Stanford University wollten dieses Problem lösen, indem sie versuchten, Brutkästen zu bauen, die billiger waren. Dafür fuhren sie nach Nepal, um sich dort mit den Umständen auf einer Neugeborenenstation vertraut zu machen. Überrascht stellten sie fest, dass es dort zwar einige Brutkästen gab, diese jedoch nicht benutzt wurden, weil dem Personal die Fachkenntnisse fehlten. Das Problem war gar nicht, dass es keine Kästen gab, sondern dass das Knowhow fehlte. Außerdem hatten Bewohner ländlicher Regionen oft keinen Zugang zu den Krankenhäusern.

Angesichts dieser Erkenntnis dachte das Stanford-Team um. Die Frühgeborenen brauchen nicht unbedingt einen Brutkasten, sondern Wärme — und die muss kostengünstig und bedienungsfreundlich bereitgestellt werden, damit auch Bewohner auf dem Land davon profitieren. Aus dieser Überlegung heraus entwickelten sie einen kleinen, leichten Schlafsack aus einer Art Wachs, der ein Baby bis zu vier Stunden bei der richtigen Temperatur schlafen lässt und der sich in kurzer Zeit wieder aufwärmen lässt, indem man ihn in kochendes Wasser legt. Statt mehrerer tausend kosteten die Schlafsäcke nur 25 Dollar. Im Jahr 2019 waren Hunderttausende Frühchen in solche Schlafsäcke eingewickelt, schreibt Varol.

Was zeigt uns das? „Allzu oft sind wir so in eine unserer bevorzugten Lösungen verliebt, dass wir jeden Zustand, der nicht der Lösung entspricht, als Problem definieren“, sagt der Raketenwissenschaftler. Wir verwechseln Taktik mit Strategie. Eine Strategie zu haben bedeutet laut Varol, einen Plan zum Erreichen eines Ziels zu entwickeln. Die Taktik sind dagegen die Maßnahmen, die wir ergreifen, um die Strategie zu verwirklichen. „Häufig verlieren wir die Strategie aus den Augen und fixieren uns nur auf die Taktik“, sagt Varol. Um das zu verhindern, solltet ihr euch immer Fragen, welches Problem ihr mit der Taktik überhaupt lösen wollt. Fragt statt dem Was oder dem Wie nach dem Warum. In Varols Beispiel aus Nepal war die Taktik, kostengünstige Brutkästen zu entwickeln. Die Strategie dagegen war, Frühchen zu retten. Und dieses Ziel erreichte die Gruppe aus Stanford nur, indem sie ihre Taktik änderte.

2. Widerlegt euch selbst — und findet so die richtige Lösung

Haben wir eine Theorie aufgestellt, gibt es nichts Besseres als diese bestätigt zu sehen. Widerspruch empfinden wir dagegen laut Varol oft als Zumutung. Je mehr wir aber Gegenargumente abwehren und auf unserer Meinung beharren, desto schwieriger wird es, festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen. Wer eine Theorie aufstellt oder eine Lösung definiert, sollte sich deshalb immer fragen: Habe ich eine bestimmte Meinung zu dem Thema? Möchte ich, dass etwas bestimmtes zutrifft? Wenn die Antwort Ja ist, solltet ihr vorsichtig sein. „Das ist wie im echten Leben2, schreibt Varol. „Wen man mag, dem sieht man viele Schwächen nach.“ Deshalb rät der Raketenwissenschaftler, nicht nur eine, sondern immer gleich mehrere Thesen aufzustellen — im Idealfall sollten diese sich sogar widersprechen.

Achtet darauf, was bei eurer eigentlichen Hypothese fehlt, und entwickelt daraus eine widerstreitende Idee zu eurem ersten Gedanken. Habt ihr mehrere Theorien aufgestellt, könnt ihr mit dem Aussortieren anfangen und so die richtige Lösung für euer Problem finden. „Unser Ziel sollte es sein, herauszufinden, was richtig ist — und nicht recht zu haben“, sagt Varol.

Die Wissenschaft ist einziger Schlagabtausch von Theorien und Hypothesen. Jede Erkenntnis gilt nur so lange, bis jemand anderes kommt und sie widerlegt. Niels Bohr und Albert Einstein zum Beispiel galten als die größten Rivalen — insbesondere über die Quantenmechanik lieferten sie sich zahllose Debatten. Diesen intellektuellen Boxrunden verdanke die Wissenschaft viel mehr als einer bloßen Sammlung von Fakten, findet Varol.

Natürlich gehört es nicht zu jedermanns Alltag, Hypothesen und Theorien aufzustellen. Die beschriebene Herangehensweise könnt ihr aber auch für euren Alltag nutzen. Zum Beispiel, indem ihr euch, bevor ihr eine wichtige Entscheidung trefft, jemanden sucht, der euch in eurem gewählten Weg widersprechen oder kritisch hinterfragen würde. Wenn ihr Einstein wärt, wer wäre dann euer Nils Bohr? Fällt euch nicht sofort jemand ein, könnt ihr auch einen Gegenspieler erfinden.

Überlegt euch, was ein unzufriedener Kunde an eurem Produkt bemängeln könnte. Erstellt anschließend für euren Gegenspieler ein Gedankenmodell — und entlarvt euch damit selbst. Findet das stärkste Argument der Gegenseite. „Man darf erst einen Standpunkt beziehen, wenn man besser argumentieren kann als der Allerklügste, der anderer Ansicht ist“, zitiert Varol den US-Milliardär Charlie Munger. Jeder sollte deshalb etwas oder jemanden finden, der oder das seine eigene Überzeugungen in Frage stellt. Das erfordert Selbstkritik, Demut und Entschlossenheit. Aber: Es lohnt sich.