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Rücktritt nach massivem Druck

Es ist das offizielle Ende eine Männerfreundschaft. Paul Achleitner und Georg Thoma waren enge Weggefährten, haben über Jahrzehnte Seite an Seite in zahlreichen Übernahmeschlachten gekämpft. Doch am Donnerstagabend kam es zum Bruch zwischen dem Aufsichtsratschef und dem Chefaufklärer der Deutschen Bank: Thoma ist von einem von Oberkontrolleur Achleitner geleiteten Gremium aus dem Aufsichtsrat gedrängt worden.

„Georg F. Thoma hat die Deutsche Bank heute darüber informiert, dass er sein Amt als Aufsichtsrat niederlegen wird“ – mit diesen unschuldig klingenden Worten hatte Deutschlands Branchenprimus am Donnerstagabend den Abgang angekündigt. Doch nach Informationen des Handelsblatts ist Thoma nur aufgrund von massivem Druck zurückgetreten: Der von Achleitner geführte mächtige Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats der Bank habe einstimmig beschlossen, dem renommierten Wirtschaftsanwalt „nahezulegen“ sein Mandat niederzulegen, hieß es in Finanzkreisen.

Im Aufsichtsrat hätten sich dann nochmal alle Mitglieder über den Schritt informiert und einhellig festgestellt, dass man diesen Schritt für richtig hält. Erst vor diesem Hintergrund war Thoma zurückgetreten.

Diese Konstellation ist pikant. Denn Achleitner ist auch der Mann, dessen Rolle in der Aufarbeitung des Zinsmanipulationsskandals derzeit selbst noch einmal kritisch untersucht wird. Zwar nicht durch von Thoma, sondern durch den Vorstand der Bank. Aber dass ausgerechnet der Chefaufklärer der Bank zum Rücktritt bewegt wird, sorgt für große Irritationen bei den Aktionären und hat letztlich den gesamten, von Achleitner geleiteten Aufsichtsrat in ein schlechtes Licht gerückt.

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Zank in aller Öffentlichkeit

Thoma leitete bislang den Integritätsausschuss, der die zahlreichen Skandale der Bank aufarbeiten und den oft beschworenen Kulturwandel vorantreiben sollte. Zum Verdruss anderer Aufsichtsräte betrieb er diese Aufarbeitung gründlicher und zeitaufwändiger als viele gehofft hatten.

Thomas Aufgabe im Integritätsausschuss übernehmen nun, bis ein Nachfolger für Thoma gefunden wird, die amerikanische Juristin Louise Parent sowie Eon-Chef Johannes Teyssen, die ebenfalls Mitglieder im -Aufsichtsrat sind.

Der Konflikt zwischen Thoma und anderen mächtigen Mitgliedern im Kontrollgremium der Deutschen Bank hatten sich in der vergangenen Woche praktisch unter den Augen der Öffentlichkeit angebahnt. „Mit seinem Übereifer und der juristischen Selbstverwirklichung stößt Dr. Thoma zunehmend auf Kritik“, ließ sich Alfred Herling, Vize-Chef des Aufsichtsrats und Betriebsratsvorsitzender der Bank zitieren. Ex-SAP-Chef Henning Kagermann sekundierte, man solle „bei aller Sorgfalt“ dieses Kapitel endlich abschließen und „mit voller Kraft wieder in die Zukunft schauen“.

Auf der Hauptversammlung dürfte der Eklat noch ein Nachspiel haben. Wichtige Aktionärsvertreter hatten bereits im Vorfeld Kritik geäußert. Hans-Christoph Hirt, Co-Chef der einflussreichen Aktionärsvertretung Hermes EOS, warnt vor den schädlichen Nebenwirkungen des Zanks: „Die öffentlichen Meinungsäußerungen verschiedener Aufsichtsräte sind höchst ungewöhnlich, schaden aus der Sicht von Investoren der Deutschen Bank und verstoßen potenziell gegen Verschwiegenheitspflichten“, machte Hirt schon vor dem Rücktritt klar. Spätestens auf der Hauptversammlung werde sich der Aufsichtsrat erklären müssen. Damit dürfte vor allem Achleitner gemeint sein.