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Die Rückkehr der Angst

Die Eskalation in der Krise zwischen Nordkorea und USA wirbelt die Finanzmärkte durcheinander. Allein der Dax hat mehr als 300 Punkte in drei Tagen verloren. Ist es an der Zeit, die Geldanlage neu zu justieren?

Turbulente Tage für Börsianer: Die Wall Street beendet jäh ihre Rekordjagd. Nach zehn Gewinntagen in Folge ging es für den Dow Jones nun drei Mal hintereinander runter – und das nicht knapp. Dem Dax misslingen die Befreiungsschläge, er fällt unter die 12.000-Punkte-Marke. Steht nach Monaten der Rally eine Wende bevor? Zumindest klopft ein alter Bekannter an die Tür: Die Unsicherheit darüber, wie es weiter geht.

Wie aufgescheucht Anleger reagieren, zeigt einmal mal mehr der Blick auf die sicheren Häfen. Gold, die klassische Krisenwährung, kletterte innerhalb weniger Tage um mehr als zwei Prozent auf ein Zwei-Monats-Hoch von 1287,97 Dollar. Aber auch die Bundesanleihe bot wie üblich Zuflucht vor den Bären. Seit Montag fiel die Rendite zehnjähriger Schuldscheine von 0,47 auf 0,38 Prozent. Fazit: Die Märkte sind wieder im Risikomodus.

„Die gute Stimmung der vergangenen drei Wochen ist mit der jüngsten Eskalation in der schwelenden Krise zwischen den USA und Nordkorea fast schon zwangsläufig verschwunden“, kommentierte Marktanalyst Joachim Goldberg. Zwar gebe es den Konflikt schon länger, doch habe die jüngste Rhetorik von US-Präsident Donald Trump für viele Investoren etwas Bedrohliches.

Ähnlich bewertete auch Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Onlinebrokers CMC Markets, die Situation: „Die Unsicherheit über die geopolitische Frage zerstört gerade jegliche Risikolust der Anleger.“ Mehrere große Marktteilnehmer würden bereits Verkaufsempfehlungen für Aktien aussprechen und über die nächsten Wochen Potenzial für Gold und Sachwerte sehen. „Hier machen sich einige Marktteilnehmer bereit für eine größere Korrektur.“

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Doch soweit ist es noch nicht – auch wenn der Dax-Rutsch unter die Marke von 12.000 Punkten aus charttechnischer Sicht ein wichtiger Schlag ins Kontor war. Mehrmals hat der deutsche Leitindex den Bereich bei 12.091 Zählern getestet und ist danach wieder gestiegen. Charttechniker nennen so etwas einen wichtigen Widerstand. Bis am gestrigen Handelstag dieser erneute Test anders ausging: Der Index fiel auf 11.934 Punkte – den tiefsten Stand seit April 2017.

Um das Risiko weiterer Kursverluste besser einschätzen zu können, eine langfristige Einordnung: Der Dax ist seit 2009 in einem Aufwärtstrend. Vor mehr als acht Jahren rutschte der deutsche Leitindex auf 3588 Punkte ab und stieg danach ohne Unterlass - im Juni sogar auf das neue derzeit gültige Allzeithoch bei 12.952 Zählern.

Solch ein langjähriger Anstieg verläuft nie gradlinig, sondern wird immer unterbrochen von mehr oder weniger längeren Korrekturen. So wie zum Beispiel 2011, als der Dax von 7500 Zählern auf 5000 Punkte rutschte. Oder wie 2015, als die Frankfurter Benchmark von 12.390 auf 8700 fiel. Von derartigen großen Korrekturen ist das deutsche Börsenbarometer noch weit entfernt.


Korrektur kam nicht überraschend

Einen wichtigen Anhaltspunkt bietet die 200-Tagelinie, der Kursdurchschnitt der vergangenen 200 Handelstage. An dieser Linie orientieren sich vor allem langfristige Investoren. Derzeit notiert die aufwärts gerichtete Linie bei 11.906 Punkten und damit nur knapp unterhalb der aktuellen Dax-Notierung.

Auch ein Blick auf die vergangenen Börsenjahre zeigt: Die 200-Tage-Linie bietet eine wichtige Orientierung. Oftmals fiel der Deutsche Leitindex auf diese Linie, hat sie in vielen Fällen sogar oft leicht unterschritten – was grob gerechnet aktuell einen Rutsch auf rund 11.800 Punkte bedeuten würde.

Zu einer längeren Korrektur kam es immer dann, wenn diese Linie nicht mehr steigt, sondern fällt – so wie in den Jahren 2011 und 2015. Damals dauerte es mehr als ein Jahr sowie mehr als zwei Jahre, bis sich der Dax von den Kursverlusten wieder erholen konnte.

Eine Korrektur an den Aktienmärkten zu diesem Zeitpunkt ist keineswegs überraschend, zumal die Börsenmonate August und September statistisch gesehen nicht zu den stärksten des Jahres zählen. Einen Vorgeschmack darauf lieferten zuletzt die deutlichen Kursreaktionen auf den stärkeren Euro, der mittlerweile auf über 1,19 US-Dollar gestiegen ist, und die Reaktionen auf die Quartalsberichte großer Unternehmen. Aus dem Dax beispielswiese fiel am Mittwoch dieser Woche die Henkel-Aktie trotz guter Quartalszahlen deutlich.

„Das erste Halbjahr verlief für deutsche Standardwerte überdurchschnittlich gut“, betonte Markus Reinwand, Aktienexperte der Helaba, Anfang des Monats. „Traditionell steht das dritte Quartal im Zeichen der Korrektur.“ Vieles spreche in diesem Jahr für den „klassischen Verlauf“.

Zu einer ähnlichen, allerdings kurzfristigen Prognose, kam Börsenexperte Stephan Heibel, der die wöchentliche Handelsblatt-Umfrage Dax Sentiment auswertet. „Es scheint, dass so langsam Druck aufkommt und Anleger auf steigende Kurse setzen, um nicht den nächsten Rally-Schub zu verpassen“, sagte er am Montag dieser Woche. „Diese positive Erwartungshaltung bildet die Grundlage für ein großes Überraschungspotenzial – leider auf der negativen Seite“.


Wie tief der Dax noch fallen kann

Für ihn könnten leicht abbröckelnde Kurse von den optimistisch eingestellten Anlegern frühzeitig zum Positionsaufbau genutzt werden. „Ich fürchte jedoch, dass eine eventuelle Verkaufswelle durch internationale, institutionelle Anleger von den heimischen Privatanlegern nicht aufgefangen werden könnte“, so der Geschäftsführer des Analysehauses Animusx. Und dann wären viele Anleger mit ihren Positionen schnell deutlich im Minus und würden alsbald die Verkaufswelle verstärken, so seine Einschätzung vor wenigen Tagen.

Doch wie tief kann der Dax noch fallen? Neben der aktuellen 200-Tagelinie und einem kurzfristigen Rutsch auf rund 10.800 Punkte sehen Charttechniker den Bereich zwischen 10.300 und 10.400 als „worst-case“-Szenario an. Nur wenige Experten glauben an eine längerfristige Trendwende an den Märkten.

Entscheidend für die weitere Dax-Entwicklung dürfte der Kursverlauf des Euros gegenüber dem US-Dollar sein. In den vergangenen Wochen war stets zu beobachten: Verlor die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem Greenback an Wert, stieg der Dax.

„Es wäre gut für den deutschen Aktienmarkt, wenn der Dax spätestens im Bereich 11.900 bis 12.100 die Kurve bekommt und von da aus zumindest eine Zwischenerholung einleitet“, meint Börsenexperte Anton Riedl in seinem wöchentlichen Dax-Radar. Für ihn würde das nach einem insgesamt sechswöchigen Rückgang ins typische Timing passen. Auslöser dafür könnte eine Korrektur im Euro sein, der spätestens im Bereich um 1,20 Dollar auf vermehrten Widerstand stößt. Für dieses positive Szenario dürfen nur die US-Börsen nicht dazwischenfunken.

Was bei der Betrachtung der US-Börsen nicht vergessen werden darf: Die Wall Street erlebt einen glänzenden Sommer – ohne dunkle Regenwolken. Während Dow Jones, S&P und Nasdaq von einem Rekordhoch zum nächsten schlenderten, mal eilten, stottert der europäische Aktienhandel. Es scheint nicht mehr weit, bis Dow und Dax kolossale 10.000 Punkte trennen. Aktuell hat der traditionsreiche New Yorker Leitindex knapp 9900 Punkte mehr auf der Kurstafel als sein deutscher Pendant vom Main – so viele wie noch nie.

In der ersten Jahreshälfte entwickelten sich beide Seiten des Atlantiks ähnlich blendend: Der Dow kam auf eine Performance von 8,0 Prozent, der Dax auf etwa 7,5. Nimmt man den starken November und Dezember 2016 hinzu, in die die Trump-Wahl und die Verlängerung der EZB-Anleihekäufe fielen, kommen beide Börsen auf Aufschläge von 17 und 18 Prozent. Eine Zeit lang liefen die Aktien der alten Welt sogar besser als die der neuen.

Doch inzwischen hat die Wall Street Dax und Euro Stoxx hinter sich gelassen. Seit seinem Allzeithoch bei 12.952 Punkten von Mitte Juni verlor der Dax 7,5 Prozent. Den Dow Jones hingegen trennen von seiner Bestmarke anderthalb Prozent. Erreicht hat der Standardwerte-Index diese am vergangenen Dienstag.

Doch was passiert, wenn der Konflikt zwischen den USA und Nordkorea weiter eskaliert? Käme es zu militärischen Eskalationen, würden aktienseitig die asiatischen Börsen am stärksten in Mitleidenschaft gezogen, meint Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank . „Es ist jedoch zu erwarten, dass auch diese politische Börse kurze Beine haben wird“.