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Nach Rückstand durch Software - Audi-Chef auf China-Mission

(Bloomberg) -- Audi-Chef Markus Duesmann flog letzte Woche nach China, um ein Problem anzugehen, das bezeichnend für die Herausforderungen ist, vor denen Deutschland steht: Wie kann man mit seinem größten Handelspartner bei neuen Technologien konkurrieren?

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Der Chef der Luxusmarke aus Ingolstadt besuchte Audis chinesische Joint-Venture-Partner — die China FAW Group Co. und die SAIC Motor Corp. — um zu erörtern, wie mehr Elektrofahrzeuge auf dem größten Automarkt der Welt verkauft werden können. Die Bemühungen sind nicht nur für den Mutterkonzern Volkswagen AG von entscheidender Bedeutung, sondern auch ein Test für die Fähigkeit Deutschlands, mit der Bedrohung seiner Wettbewerbsfähigkeit umzugehen.

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Die Nachfahren von Nicolaus August Otto und Carl Benz zwischen Wolfsburg und München haben die Ära der Verbrennungsmotoren dominiert, aber der Wandel zu Elektrofahrzeugen gefährdet ihre Stellung an der Spitze der Autoindustrie. Audi, die Mercedes-Benz Group AG und die BMW AG bauen nun allesamt ihr Angebot an batterieelektrischen Modellen aus, um im Rennen mit Tesla Inc. und den chinesischen Neulingen BYD Co. und NIO Inc. mithalten zu können.

“Der Umstieg auf batteriebetriebene Elektrofahrzeuge in China läuft naturgemäß mit Herausforderung für uns”, sagte Duesmann in einem Interview am Firmensitz an der Donau. “Am Wachstum im BEV-Bereich haben wir nicht so partizipieren können, wie wir es gerne hätten.“

Die Umstellung auf weniger klimaschädliche Technologien stellt Deutschland vor mehr als eine Herausforderung. Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass das industrielle Schwergewicht Europas bei der Deckung des Energiebedarfs auf billiges russisches Gas angewiesen ist, und die Umstellung auf erneuerbare Energien verläuft nur langsam. Hinzu kommt die Frage der Verfügbarkeit von Rohstoffen für Batterien, die hauptsächlich aus China stammen.

Das Resultat: Deutschlands Autobauer müssen ihr Produkt und ihr Produktionssystem gleichzeitig runderneuern.

“Das Thema Energiekosten wird ganz entscheidend sein, für uns, für Deutschland und für Europa”, so Duesmann. “Die Energiekosten spielen für die Produktion eines Autos eine erhebliche Rolle. Auch die Kosten für Rohstoffe spielen eine große Rolle.”

Jahrelang hat Deutschland fleißig Autos, Chemikalien und Maschinen an die asiatische Supermacht verkauft, aber in letzter Zeit hat sich das Blatt gewendet und das Handelsdefizit wächst.

“China hat sich auch vorher extrem schnell bewegt, wir haben vielleicht als Gesellschaft drei Jahre nicht genau hingeschaut, und sie haben sich weiter entwickelt”, so Duesmann. Es sei wie bei einem Marathonlauf: “Wenn Sie sich mal für 30 Sekunden abwenden, dann sind die ganz woanders, wenn Sie wieder hinsehen. Und so ist es mit China auch.”

Um aufzuholen, baut Audi in Chengchun ein Werk für Elektrofahrzeuge und hat bereits die Modelle Q4 e-tron und Q5 e-tron Roadjet in China eingeführt. Später soll der RS e-tron GT hinzukommen. Der Großteil des Absatzes entfällt jedoch auf Modelle mit Verbrennungsmotor. Die Auslieferungen von Audi in China gingen um 8,4% auf 643.000 Fahrzeuge zurück, machen aber immer noch 40% des weltweiten Absatzes aus.

Die Anstrengungen von Volkswagen beim Übergang in das neue Automobilzeitalter waren von Rückschlägen geprägt, und es gehört zu den vordringlichsten Aufgaben des neuen Konzernchefs Oliver Blume, dem Konzern neuen Schwung zu verleihen.

Eine chaotische Software-Initiative, die jetzt unter dem Dach der Sparte Cariad gebündelt ist, war eines der größten Probleme und spiegelt die Schwierigkeiten wider, die ein Ingenieursunternehmen alter Schule bei der Integration neuer Fähigkeiten hat.

Eine Zeit lang war Audi federführend bei der Entwicklung eines gemeinsamen Betriebssystems für die 12 Marken von Volkswagen, und die Kunden hatten mit nervigen Störungen und Werkstattaufenthalten zu kämpfen, anstatt wie bei Tesla Over-the-Air-Updates zu erhalten.

Die Entwicklung neuer, einheitlicher Mechatronikplattformen hat sich um mehrere Jahre verzögert, was zu erheblichen Verspätungen bei wichtigen neuen Modellen wie dem Audi Q6 e-tron und dem elektrischen Porsche Macan geführt hat. Das Unternehmen gab diese Woche eine Erhöhung der geplanten Ausgaben bekannt, die zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass es seine Produktpalette in China verbessern will.

“China ist für uns die neue Benchmark hinsichtlich Entwicklungszeit”, sagte Duesmann.

Wie der Rest Europas ist auch Deutschland gefangen zwischen den wachsenden Ambitionen Chinas und den Bemühungen der USA, mehr Investitionen anzulocken. Die Europäische Union reagierte diese Woche mit dem Net Zero Industry Act — einem Bündel neuer Maßnahmen zur Förderung grüner Technologien und zur Sicherung von Rohstoffen.

Die EU müsse die richtigen Antworten finden, um die industrielle Wettbewerbsfähigkeit der Union zu erhalten und zu verhindern, dass sie bei diesen Veränderungen ins Hintertreffen gerate, so der Audi-Chef.

“Das ist eine europäische Frage, und sie drängt, weil sowohl in China als auch in den USA jetzt enorm viel passiert, und da dürfen wir natürlich nicht länger wegschauen”, so Duesmann. “Sonst ist der Marathonzug um die Ecke gebogen und wir sehen niemanden mehr.”

Überschrift des Artikels im Original:Audi CEO Seeks to Catch Up in China in Test of Germany’s Grit

©2023 Bloomberg L.P.