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Rückkehr der Fans: Rettet der neue Zuschauer-Plan die finanziell angeschlagenen Bundesliga-Clubs?

Szene aus dem Spiel VfB Stuttgart gegen den FC Schalke 04
Szene aus dem Spiel VfB Stuttgart gegen den FC Schalke 04

Wenn am 13. August die neue Bundesliga-Saison beginnt und Borussia Mönchengladbach den deutschen Rekordmeister Bayern München empfängt, dann können sich die Vereine nach einer langen Durststrecke vor leeren Rängen wieder auf ihre Fans im Stadion freuen. Doch sie werden sich auch über das freuen, was die Fans mitbringen: Geld.

Wie Business Insider am Dienstag berichtete, haben sich die Senats- und Staatskanzleien der Länder auf ein neues Stadion-Konzept für Zuschauerinnen und Zuschauer geeinigt. Demnach liegt die zulässige Auslastung bei maximal 50 Prozent oder „nicht mehr als insgesamt 25.000 Zuschauenden“ – eine 7-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner am Austragungsort von unter 35 vorausgesetzt. Im Borussia-Park in Mönchengladbach könnten also 25.000 Zuschauer das Spiel vor Ort verfolgen.

Es geht ums Überleben

Die Corona-Krise hat gezeigt, wie verletzlich eine mit Geld dermaßen aufgepumpte Branche wie das Fußball-Business sein kann. Als die Deutsche Fußball Liga (DFL) im vergangenen Jahr den Spielbetrieb der Bundesliga unterbrach und ein Abbruch der Saison im Raum stand, machte die Sorge vor Insolvenzen die Runde. DFL-Boss Christian Seifert sagte: „Es geht ums Überleben.“

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Große Sorge machte den Verantwortlichen damals ein Abbruch der Saison. Denn dieser hätte den Ausfall von TV-Einnahmen in Höhe von 370 Millionen Euro zur Folge gehabt. Letztlich wurde die Saison fortgesetzt, wenn auch vor leeren Rängen, die TV-Gelder flossen.

„Das Instrument der Banklinie war ausgeschöpft“

Trotzdem geht es einigen Clubs schlecht. Teils sogar richtig schlecht. Was aber nicht nur mit den finanziellen Einbußen während der Corona-Krise zu tun hat, sondern auch viel mit jahrelangem Missmanagement, einem Wirtschaften auf Pump und der Annahme, dass schon immer mehr Geld, etwa durch den überhitzten Transfermarkt, in den Sport fließen wird. Clubs wie der 1. FC Köln, Schalke 04 oder Werder Bremen haben Landesbürgschaften beantragt. Werder Bremen musste wegen akuter Geldsorgen kürzlich sogar auf eine Mittelstandsanleihe zurückgreifen. „Das Instrument der Banklinie war ausgeschöpft“, sagte Geschäftsführer Klaus Filbry zu Business Insider.

Wie schlecht die finanzielle Situation in den Bundesliga-Vereinen ist, zeigt ein Blick in die Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen, die von der DFL einmal jährlich und kompakt veröffentlicht werden. Die Ende Mai veröffentlichen Finanzkennzahlen beziehen sich auf das Geschäftsjahresende 2020.

Verluste in Millionenhöhe

Dort zeigt sich, dass 11 von 18 Vereine der Bundesliga einen Verlust, ausgewiesen haben. Darunter auch herbe Verluste wie etwa bei Hertha BSC (minus 53 Millionen Euro), Borussia Dortmund (minus 44 Millionen Euro), Eintracht Frankfurt (minus 37 Millionen Euro) oder der 1. FC Köln (minus 25 Millionen Euro). Auch Absteiger Schalke 04 traf es heftig (minus 53 Millionen Euro).

Ein Blick auf das Verhältnis von Eigenkapital und Fremdkapital zeigt, dass der Verschuldungsgrad vielerorts ein branchenübliches Verhältnis aus der Wirtschaft bei weitem übersteigt. Eine Faustregel besagt, dass das Fremdkapital nicht doppelt so hoch sein sollte, wie das Eigenkapital. Heißt: Die Vereine sind vielerorts stark abhängig von Kreditgebern wie zum Beispiel Banken. Und im Falle einer Insolvenz würde das Eigenkapital nicht reichen, um seine Schulden zurückzuzahlen.

Rettet der neue Zuschauer-Plan die Bundesliga-Clubs?

Insofern stellt sich die Frage: Rettet der neue Zuschauer-Plan die angeschlagenen Bundesliga-Clubs? Oder sind die Zuschauer-Einnahmen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?

Ein Blick in den aktuellen „Wirtschaftsreport 2021“ der DFL zeigt: In der Saison 2019/2020, deren Fortführung wegen Corona zwischenzeitlich auf der Kippe stand, machten die Einnahmen aus Ticketverkäufen nur 9,6 Prozent der gesamten Einnahmen (3,8 Milliarden Euro) aus. Der größte Anteil lag mit fast 40 Prozent bei der medialen Verwertung, also vor allem den Geldern aus den TV-Verträgen. Auch die Einnahmen aus Werbung, etwa durch Haupt- und Trikotsponsoren, machen mit 23,4 Prozent einen großen Anteil am Gesamtertrag aus. Insofern dürften die zu erwartenden Zuschauereinnahmen vielen Vereinen nicht aus der finanziellen Misere helfen.

Business Insider hat mehrere Vereine aus der Bundesliga und 2. Bundesliga gefragt, inwiefern ihnen der Plan zur Wiederzulassung von Zuschauern in finanzieller Hinsicht hilft.

"Keine Größe, die nachhaltig unsere wirtschaftliche Existenz sichert"

Thomas Hitzlsperger, früher Nationalspieler und heute Vorstandvorsitzender beim VfB Stuttgart, sagte, die Zulassung von Zuschauern sei "ein sehr wichtiger Schritt". 25.000 Zuschauer seien "ein Hoffnungsschimmer". Klar sei aber auch: "25.000 ist keine Größe, die nachhaltig unsere wirtschaftliche Existenz sichert. Daher kann dies nur ein erster Schritt sein auf dem Weg zu einer vollständigen Stadionauslastung."

Ein Sprecher von Borussia Mönchengladbach nannte die Pläne „erfreulich“. Die in den vergangenen 17 Monaten ausgefallenen Spieltags-Einnahmen hätten „zu einem Umsatzausfall in deutlich zweistelliger Millionenhöhe geführt“. Reine Zuschauereinnahmen, ohne Gastronomie und Merchandising, würden etwa 15 Prozent am gesamten Umsatz ausmachen. Der Sprecher hoffe, „dass sich durch die Wiederzulassung von Zuschauern die Einnahmesituation wieder deutlich erholt“.

„Deutlich weniger Umsatzeinbußen"

Auch Hertha BSC bezifferte den Anteil der Zuschauereinnahmen am Gesamtumsatz auf circa 15 Prozent. Den Plan zur Rückkehr der Fans beurteile man „sehr positiv“, so ein Sprecher. Man erhoffe sich „deutlich weniger Umsatzeinbußen durch Corona als in der vergangenen Saison“.

Schalke 04 teilte mit, Zuschauereinnahmen spielten eine "wichtige Rolle, da damit auch Erlöse aus Catering und Merchandising an den Spieltagen verbunden sind". Borussia Dortmund teilte mit, es sei „noch zu früh, um Ableitungen zu kommunizieren, weil es noch viele ungeklärte Punkte gibt“.

Die Antworten und der Blick auf die Finanzen zeigen: Die Zuschauereinnahmen spielen eine wichtige, aber nicht überragende Rolle. Wer in den vergangenen Jahren schlecht gewirtschaftet und sich finanziell übernommen hat, den wird jetzt alleine die Rückkehr der Fans ins Stadion nicht retten. Der jahrelange Boom im Fußball-Business hat die Preise immer weiter in die Höhe getrieben. Wer um jeden Preis mithalten wollte, sportlich aber nicht erfolgreich war, der hat nun ein Problem. Um aus dieser Spirale wieder herauszukommen, bleibt den Vereinen nichts anderes übrig, als sparsamer und nachhaltiger zu wirtschaften sowie Kosten zu senken. Und nebenbei müssen sie noch guten Fußball spielen.