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Quo vadis, Nero?

Kaiser Nero, das war der, der Rom in Brand gesteckt hat, um 64 nach Christus – unvergessen dargestellt von Peter Ustinov im Hollywood-Kolossalfilm „Quo Vadis“. Der Kaiser ließ sich nach dem Brand mitten in Rom einen riesigen Palast bauen, das Goldene Haus, die Domus Aurea. „Einige Teile des Hauses waren vollständig vergoldet und mit Gemmen und Muscheln geschmückt. In den Speisesälen gab es bewegliche Decken aus Elfenbein, durch die Blumen herabgeworfen und Parfüm versprengt werden konnte“, so beschreibt der Dichter Sueton Neros Prachthaus.

„Als Nero nach Abschluss der Bauarbeiten das Haus einweihte, zeigte er sich sehr zufrieden und sagte, dass er jetzt endlich in einem Haus wohne, das eines Menschen würdig sei“, so Sueton weiter. Was ein bisschen nach pompösen Trump-Stil klingt, ist heute eine unscheinbare Ruine, zugewachsen und feucht. Lange Jahre war die Domus Aurea nicht zu besichtigen, denn Wassereinbrüche hatten Gewölbe und Fresken zugesetzt. Denn was zu Neros Zeiten ebenerdig war, liegt seit Jahrhunderten unter der Erde. Sein Nachfolger Trajan ließ den Palast zuschütten. Wo früher ein großer See war, steht heute das Kolosseum.

Jetzt sind die Archäologen am Werk und versuchen, einen Teil herzurichten. Jedes Wochenende gibt es Führungen, bei denen man ihre Arbeit sehen kann. Man bekommt einen Baustellenhelm auf und es geht durch die feuchten, dunklen Gänge, die einst glänzende Prachtsäle waren. Doch richtig vorstellen kann man sich das nicht.

Einen Kilometer weiter, am Tiber, steht der Friedensaltar des Kaisers Augustus. Den ließ der Senat 13 vor Christus errichten, um dem Kaiser zu huldigen, der Spanien und Gallien besiegt und dem Römischen Reich eine lange Friedensperiode beschert hatte. Das Marmor-Monument ist ein Touristenmagnet, seit der US-Architekt Richard Meier ein strahlend weißes Museum um die „Ara Pacis“ bauen ließ. Doch wie sah der riesige Altar zu Zeiten des Kaisers aus und was wurde dort gemacht?

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3-D-Brillen und virtuelle Realität helfen nun der Vorstellungskraft weiter. Die römischen Denkmalschützer haben Animationen geschaffen, die besser als jedes Kino sind. In der „Sala della volta dorata“, dem Saal mit der vergoldeten Wand in Neros Palast, setzt man die Brille auf und schon sind die düsteren Wände weg und man sieht die prachtvollen Räume, wie Nero sie gesehen hat. Öffnungen nach draußen, reflektierende Sonnenstrahlen an den Wänden, alles so echt inszeniert, dass man es mit Händen fassen möchte. Absolut faszinierend.


Ein Treffen mit Kaiser Augustus

In der Ara Pacis kommt einem Kaiser Augustus persönlich mit Priestern und Familienangehörigen entgegen und dann schaut man zu, wie ein weißer Stier geopfert wird. Nach der römischen Tradition schauen die Priester die Leber an, ob zu sehen, ob die Götter ihnen gewogen sind und schließlich steigt Augustus die Stufen des Altars empor und bringt ein Rauchopfer dar. Dann geht man um den Altar herum und animierte Filme erklären die teilweise zerstörten Reliefs, die wie von Zauberhand in Farbe zu sehen sind.

Die Führungen sind nicht billig und man muss sich anmelden. Aber sie sind ein Riesenerfolg. Touristen und Römer stehen Schlange für Führungen in italienischer, englischer, deutscher oder französischer Sprache. „Wir fanden es wichtig, allen durch ein virtuelles Projekt verständlich zu machen, wie die Domus Aurea einmal war“, sagt Francesco Prosperetti, oberster Denkmalschützer der Stadt. In vier oder fünf Jahren sei die Arbeit der Archäologen hoffentlich beendet und ab 2022 soll die Domus Aurea vollständig zu besichtigen sein.

In der Ara Pacis ist der virtuelle Rundgang so erfolgreich, dass die Augustus-Schau bis zum 30.Oktober verlängert wurde. Jeden Tag kann man den 40-minütigen Rundgang machen. „Wir haben hier den ersten systematischen Versuch in Rom, mit Hilfe von virtueller Realität die Kunstschätze der Stadt ins Licht zu rücken“, erklärt Chiara Sanginti von der Agentur Zètema, die das Projekt für die Stadtverwaltung betreut.400 Menschen pro Abend können an der Schau teilnehmen, in jeder Gruppe sind zehn Personen.

Anders als bei der Domus Aurea, wo man mit der 3-D-Brille die Palastwände sieht und dann nach draußen in Neros Park „fährt“, haben bei der Ara Pacis Schauspieler die Opferszene gespielt, die dann mithilfe einer Software in ein 360-Grad-Ambiente eingespielt wurde.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn Kaiser Augustus auf einen zukommt und zum Opferfest bittet. Aber am Ende will man die 3-D-Brille gar nicht mehr abnehmen.

Infos:
Für beide Führungen, die es auch auf deutsch gibt, sollte man sich anmelden, im Netz oder telefonisch, um Wartezeiten zu vermeiden.
Domus Aurea: +39 06 399 67 700 prenotazioni@coopculture.it (16 Euro)
Ara Pacis: +39.06.0608, www.arapacis.it (12 Euro, ermäßigt 10 Euro)