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"Operation London Bridge": Wie es nach dem Tod von Elizabeth II. weitergeht

Queen Elisabeth II. ist am Donnertag im Alter von 96 Jahren verstorben - Copyright: picture alliance/Photoshop/Avalon
Queen Elisabeth II. ist am Donnertag im Alter von 96 Jahren verstorben - Copyright: picture alliance/Photoshop/Avalon

Mit ihrem Tod geht eine Ära zu Ende: Queen Elizabeth II. ist tot. Ihr ältester Sohn Charles ist nun König.

Wie der Palast mitteilte, starb die Queen am Donnerstag im Alter von 96 Jahren friedlich auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral. Elizabeth II. war länger als jeder andere britische Monarch vor ihr auf dem Thron. Für viele Briten ist es ein Schock: Die große Mehrheit hat schlicht nie ein Leben ohne die Queen gekannt. Ihr Rückhalt und Ansehen in der Bevölkerung waren immens. Für viele war sie ein Fels in der Brandung in Krisenzeiten, sie wurde geschätzt für ihre ruhige Persönlichkeit, ihre Disziplin – und ihren trockenen Humor.

„Queen Elizabeth the Second, by the Grace of God Queen of this Realm and of Her other Realms and Territories, Head of the Commonwealth, Defender of the Faith“ — so lautete ihr offizieller Titel. Sie war Staatsoberhaupt von Großbritannien und Nordirland und mehr als einem Dutzend weiterer Staaten, darunter Kanada, Neuseeland und Australien.

Bereits am Donnerstagmittag hatten sich die Ärzte der Königin besorgt über die Gesundheit der Monarchin geäußert. Wie ernst die Lage war, zeichnete sich schnell ab: Prinz Charles (73), seine Frau, Herzogin Camilla und sein ältester Sohn Prinz William (40) reisten sofort nach Barmoral. Am Abend traf auch Prinz Harry (37) dort ein.

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Staatsoberhäupter aus der ganzen Welt schicken ihre Kondolenzwünsche, darunter US-Präsident Joe Biden und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Parlamentspräsident Lindsay Hoyle hatte am Nachmittag die Sitzung des Unterhauses unterbrochen, um die Abgeordnete über den Gesundheitszustand der Queen zu informieren. Premierministerin Liz Truss äußerte sich beunruhigt auf Twitter: „Das ganze Land wird zutiefst besorgt sein über die Neuigkeiten vom Buckingham Palast heute Mittag. Meine Gedanken und die Gedanken der Menschen überall in unserem Vereinigten Königreich sind bei Ihrer Majestät der Queen und ihrer Familie zu diesem Zeitpunkt."

Erst am Dienstag hatte die Queen zunächst Boris Johnson empfangen, der sein Rücktrittsgesuch einreichte und gleich darauf Liz Truss, um sie zur neuen Premierministerin zu ernennen – ihre letzte, ganz große Amtshandlung. Seit ihrer Krönung im Jahr 1952 hatte die Monarchin mit Truss drei Premierministerinnen und zwölf Premierminister während ihrer Regentschaft gesehen.

Noch am Dienstag hatte die Queen die neue britische Premierministerin Liz Truss empfangen - Copyright: picture alliance/AP/Jane Barlow
Noch am Dienstag hatte die Queen die neue britische Premierministerin Liz Truss empfangen - Copyright: picture alliance/AP/Jane Barlow

Wie geht es nun weiter?

Der Tod wurde um 18:30 Uhr Ortszeit mit einer Pressemitteilung aus dem Palast bekannt gegeben. Was nun folgt, ist bereits seit Jahren protokollarisch geplant und trägt den Decknamen "London Bridge". Zuletzt wurde der Plan im September 2021 aktualisiert; er wurde allerdings nie veröffentlicht.

Wie der Nachrichtensender BBC berichtet, wird Charles seinen Namen behalten und als "Charles III." in die Geschichte eingehen.

Zehn Tage nach dem Tod eines Monarchen wird überlicherweise das Staatsbegräbnis in Westminster Abbey abgehalten. Da der 18.9. aber ein Sonntag ist, gehen britisch Experten davon aus, dass traditionsbedingt eine Beisetzung am Montag wahrscheinlicher ist. Viele Spitzenpolitiker und Vertreter anderer Königshäuser werden erwartet. In der Zwischenzeit wird es zudem Trauermärsche und zwei Schweigeminuten geben.

Die Regierungsgeschäfte stehen praktisch still: Ober- und Unterhaus werden am Freitag eine Sitzung zu Ehren der Monarchin abhalten und dann zehn Tagen ruhen. Experten gehen davon aus, dass Börsen und Banken am Tage des Staatsbegräbnis schließen werden. Flaggen werden laut einer Anleitung von „Greater London Lieutenancy“ bis acht Uhr morgens am Tag nach der Beerdigung auf Halbmast wehen.

BI Graphics World leaders Queen Elizabeth II has outlasted no Trump
BI Graphics World leaders Queen Elizabeth II has outlasted no Trump

"Operation Unicorn"

Laut "Daily Mail" tritt mit dem Tod der Queen in Schottland nun die "Operation Unicorn" in Kraft: Zunächst werde ihr Leichnam im Royal Train von Barmoral nach Edinburgh gebracht und in der St Giles' Kathedrale aufgebahrt. Im Anschluss soll die Monarchin im königlichen Zug zum Buckingham Palace gebracht werden, heißt es in dem Artikel weiter. Möglich wäre aber auch ein Transport im königlichen Flugzeug zu den Flugplätzen der Royal Air Force Norton oder Northholt. Unabhängig davon, ob der Sarg per Flugzeug oder per Bahn transportiert wird, wird er bei seiner Ankunft in London von einem Empfangskomitee der Premierministerin und Mitgliedern ihres Kabinetts empfangen, schreibt die Zeitung. Sobald der Leichnam Ihrer Majestät in den Buckingham-Palast zurückgekehrt ist, werden acht weitere Tage der offiziellen Trauerzeit folgen, die mit der Beerdigung in der Westminster Abbey enden.

Der Gottesdienst wird von Justin Welby geleitet, dem Erzbischof von Canterbury und der ältesten Person in der Church of England (nach der Monarchin). Laut „The Daily Beast“ war die Queen bereits aktiv an der Planung von Teilen ihrer Beerdigung beteiligt und hat eine „sanguinische“ Sicht auf ihre Sterblichkeit.

Der Leichnam der Queen wird aufgebahrt sein

Ist der Sarg nach London überführt, wird die ehemalige Königin in Westminster Hall öffentlich aufgebahrt, damit die Menschen ihren Respekt zollen können. Bei der Ankunft des Sargs wird es eine kurze Zeremonie geben. Danach wird die Öffentlichkeit ihr die letzte Ehre erweisen dürfen. Die Halle wird bis auf eine Stunde immer geöffnet sein, sagte ein Sprecher. Als die Königinmutter für drei Tage aufgebahrt war, lösten ihre trauernden Enkel die offizielle Garde ab, um über den Sarg für eine kurze Zeit zu wachen; das nannte man die „Vigil of the Princes“ („Die Wacht der Prinzen“). Etwas ähnliches geschah für George V..

Hinter verschlossenen Türen wird im Königshaus ein „Accession Council“ einberufen

Am Tag nach dem Ableben wird ein „Accession Council“ im St. James’s Palace abgehalten, um den Nachfolger offiziell zu verkünden: Prinz Charles III.. Er wurde sein ganzes Leben lang auf diese Stelle vorbereitet und ist inzwischen 73 Jahre alt – älter als das britische Renteneintrittsalter. Als neuer Monarch wird er seine Loyalität gegenüber dem Parlament und der Kirche von England schwören. Zudem wird er der neue „Supreme Governor of the Church“.

Zum "Thronbesteigungsrat" gehören "Kronräte", Mitglieder des Oberhauses, der Bürgermeister und die Ratsherren von London und Vertreter einiger Commonwealth-Länder. Sie unterschreiben die "Verkündung der Thronbesteigung" (Proclamation of Accession), die anschließend noch einmal in der Öffentlichkeit in London, Edinburgh, Belfast, Windsor, York und in vielen anderen Städten und Dörfern des Landes verlesen wird.

Zur Erklärung: Der Rat wird nicht dazu benötigt, um den Nachfolger von Queen Elizabeth II. „offiziell“ zu verkünden — in dem Moment ihres Ablebens wird Charles automatisch zum Monarchen. Es wird nie keinen Herrscher auf dem Thron geben. Das ist auch der Grund, warum die „Royal Standard“ (die offizielle Flagge der Königin) nie auf Halbmast weht (im Gegensatz zum Union Jack).

Nach der offiziellen Zeremonie werden auf Anweisung des Rates im Hyde Park 41 Salutschüsse abgefeuert, was fast sieben Minuten dauert. Dann werden die beiden Abgeordnetenhäuser zusammenkommen: Alle Abgeordneten müssen dem aktuellen Monarchen ihre Treue schwören — obwohl einige republikanische Abgeordnete vermutlich ihre Finger kreuzen werden, wenn sie den 500 Jahre alten Schwur leisten. Politiker beider Häuser werden dem neuen Herrscher Beileidsbekundungen aussprechen, angeführt von der Premierministerin.

Eine kurze Auferstehung des British Empire?

Nicht nur in Großbritannien löst der Tod der Queen Trauer und Erschütterung aus, die ganze Welt schaut nun zum britischen Königshaus. Schließlich hat das Vereinigte Königreich eine riesige Präsenz im Ausland — nicht nur in den Botschaften, sondern auch in den früheren Kolonien und dem Commonwealth, der immer noch der Krone die Loyalität verspricht.

Union Jack flies at half-mast over foreign office in britain
Union Jack flies at half-mast over foreign office in britain

Das Britische Weltreich deckte einst ein Viertel der Landmasse der Erde ab und für eine kurze, unwirkliche Zeit, wird es sich wahrscheinlich für wenige Tage so anfühlen, als würde es immer noch existieren. Ein früherer britischer Botschafter berichtete uns, was im Ausland passieren wird: Gesellschaftliche Aktivitäten werden an den Botschaften abgesagt. Der Union Jack — die britische Fahne — wird bis nach der Beerdigung auf Halbmast wehen. Beamte werden eine Trauerphase beginnen, in welcher sie sich entsprechend kleiden. Erst vor kurzem erfuhr Business Insider von einem britischen Diplomaten, dass er und viele seiner Kollegen für den Fall des Todes der Queen immer eine schwarze Krawatte im Büro liegen hätten. Zudem bereiten die Auslandsvertretungen Kondolenzbücher für Besucher vor, damit sie ihre Beileidsbekundungen dort hinterlassen können.

Hätte man Charles in der Thronfolge überspringen können?

In der Vergangenheit wurde immer wieder diskutiert, dass die Krone Charles zugunsten seines Sohnes, Prinz William, „überspringt“, weil er erstens für zu alt gehalten wurde und zweitens in der britischen Öffentlichkeit unbeliebter als sein Sohn ist. Palastkenner hielten diese Spekulationen jedoch schon immer für mehr als unwahrscheinlich – ein solcher Vorgang hätte eine konstitutionelle Krise ausgelöst. In den vergangenen Jahren hat die Queen zudem immer wieder durch öffentliche Gesten gezeigt, wie sehr sie sich ihrem Sohn und dessen Frau Camilla verbunden fühlt und sie unterstützt. Prinz William selbst dementierte ebenfalls die Gerüchte.

Nach dem Tod seiner Großmutter haben er und seine Frau Kate (40) neue Titel bekommen. Sie heißen nun "Herzog und Herzogin von Cornwall und Cambridge", wie der Kensington-Palast am Donnerstag bestätigte. William erhielt als ältester Sohn von Charles den Titel "Herzog von Cornwall". Zudem wird erwartet, dass er den alten Titel seines Vaters, "Prince of Wales", bekommt.

Nach etwa einem Jahr die Krönung

Nach einer bestimmten angemessenen Trauerphase — bis zu etwa einem Jahr — wird es eine Krönung geben. Es ist eine sehr zeremonielle Angelegenheit, obwohl der neue Monarch technisch gesehen das tun kann, was er möchte — schließlich ist er bereits König. Charles erlangt seine Autorität als Herrscher nicht durch die Zeremonie, also könnte er sich dazu entscheiden, ihr aus dem Weg zu gehen, falls er das möchte. Aber gehen wir davon aus, dass Charles nicht komplett mit der Tradition brechen will, dann wird sie — wieder — in Westminster Abbey abgehalten. Und, wieder, wird sie vom Erzbischof von Canterbury durchgeführt.

Dekorationen entlang der Victoria Street in London für die Krönung von Königin Elizabeth II.:

London Victoria Street_just_before_the 1953 Coronation_geograph 3190170 by Ben Brooksbank
London Victoria Street_just_before_the 1953 Coronation_geograph 3190170 by Ben Brooksbank

Was wird sich noch ändern?

Es wird in den anschließenden Wochen und Monaten Hunderte von Veränderungen überall im Land geben. Zuerst wird sofort eine neue Währung gedruckt und geprägt. Die Porträts von Charles werden schon in der Vorbereitung angefertigt worden sein. Sie werden jedoch nicht versuchen, den kompletten Bestand an Geld über Nacht auszuwechseln — das wird mehrere Jahre dauern, ähnlich wie auch heute alte Scheine und Münzen langsam aus dem Umlauf genommen werden.

Die Nationalhymne wird zukünftig nicht mehr „God Save The Queen“, sondern "God Save The King" heißen.

Selbst der Trafalgar Square wird sich verändern

Eine weitere unerwartete Veränderung: Die Polizei wird neue Abzeichen auf ihren Helmen benötigen. Sie zeigen im Moment die Initialen der Königin und die herrschende Zahl. Genauso werden auch die Abzeichen des Militär ein Update benötigen.

Reisepässe brauchen eine Auffrischung. Auf dem britischen Pass steht derzeit: „Her Britannic Majesty's Secretary of State Requests and requires in the Name of Her Majesty all those whom it may concern to allow the bearer to pass freely without let or hindrance, and to afford the bearer such assistance and protection as may be necessary.“

Auch die Briefmarken benötigen ein Update, damit sie den Kopf des neuen Königs zeigen.

Diese kleinen Veränderungen zählen mehr, als man vielleicht denkt. Nachdem die aktuelle Königin gekrönt wurde, sorgte ihre herrschende Zahl — II — für Unstimmigkeiten in Schottland, welches sie ebenfalls regiert, weil es nie eine schottische Elizabeth I. gab.

Während Zeichen der Herrschaft der Queen langsam verschwinden, werden ihr zu Ehren jedoch auch Denkmäler errichtet. Der vierte Sockel im Trafalgar Square ist derzeit für temporäre Statuen und Kunstwerke gedacht, aber der frühere Bürgermeister von London, Ken Livingstone sagt, es sei sein Verständnis, dass „der vierte Sockel für Queen Elizabeth II. reserviert ist.“