Werbung
Deutsche Märkte schließen in 7 Stunden 17 Minuten
  • DAX

    18.203,59
    +65,94 (+0,36%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.026,84
    +18,67 (+0,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.503,69
    +263,71 (+0,69%)
     
  • Gold

    2.333,90
    -8,20 (-0,35%)
     
  • EUR/USD

    1,0694
    -0,0010 (-0,10%)
     
  • Bitcoin EUR

    62.321,89
    +428,38 (+0,69%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.436,47
    +12,37 (+0,87%)
     
  • Öl (Brent)

    83,51
    +0,15 (+0,18%)
     
  • MDAX

    26.570,44
    -54,58 (-0,20%)
     
  • TecDAX

    3.315,19
    +28,28 (+0,86%)
     
  • SDAX

    14.286,22
    +26,51 (+0,19%)
     
  • Nikkei 225

    38.460,08
    +907,92 (+2,42%)
     
  • FTSE 100

    8.080,45
    +35,64 (+0,44%)
     
  • CAC 40

    8.114,76
    +8,98 (+0,11%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.696,64
    +245,33 (+1,59%)
     

Quarantäne mit Luxus-Service

Weil mit der Coronakrise die Gäste ausbleiben, versuchen mehr Hotels ihre Räume als Krankenzimmer, Unterkünfte für Klinikpersonal sowie als Büros zu vermarkten. Dass die Resonanz gering ist, sehen sie als gutes Zeichen.

Viele Hotels bieten ihre Räume als Unterbringung für Kranke aller Art sowie Beschäftigte von Kliniken, Polizei und anderen Hilfsorganisationen an. Foto: dpa
Viele Hotels bieten ihre Räume als Unterbringung für Kranke aller Art sowie Beschäftigte von Kliniken, Polizei und anderen Hilfsorganisationen an. Foto: dpa

Wer in der aktuellen Corona-Pandemie einen ebenso sicheren wie komfortablen Ort sucht, für den hat das Le Bijou in Zug das richtige Angebot: Quarantäne-Appartements. Ab gut 10.000 Euro pro Nacht können die Gäste auf mindestens 100 Quadratmetern zwischen Naturholz und Granit der Welt entfliehen oder einfach nur das Ergebnis ihrer Virentests abwarten – ohne Kontakt zu Personal, aber mit Ärzten sowie Krankenschwestern in Rufbereitschaft und einem persönlichen Koch. „Hotelservice ohne andere Gäste“, wirbt das Fünf-Stern-Haus aus seiner Online-Seite. „Und für gut 400 Euro gibt es einen Corona-Test“, so Gründer und CEO Alexander Hübner.

Das Angebot ist das wohl luxuriöseste, aber bei weitem nicht das einzige. In Asien gibt es solche Angebote schon länger von Einzelhäusern bis zu Kettenhotels wie dem Novotel Sydney Brighton Beach aus dem Accor-Konzern. Nun entdecken auch deutsche Hotels das in der Branche vornehm „Alternative Nutzungen“ genannte Feld.

WERBUNG

Das Feld reicht von der Budget-Kette B & B, wo die Kunden dank der hohen Automatisierung schon im Normalbetrieb fast ohne Kontakt zum Personal auskommen, über Drei- und Viersterne-Ketten wie Achat oder Dorint bis zum Luxussegment mit den Fleming’s Hotels. Sie alle bieten ihre Räume an als Unterbringung für Kranke aller Art sowie Beschäftigte von Kliniken, Polizei und anderen Hilfsorganisationen, die tagsüber Ruhe suchen oder nach längeren Schichten längere Pendelfahrten nach Hause scheuen. Dazu bieten die Ketten Beschäftigten anderer Unternehmen Arbeitsmöglichkeiten, wenn diese zu Hause kein Homeoffice machen können oder den Kollegen im bislang vollgepackten Großraum „Social Distancing“ ermöglichen wollen. Auch die Wohnungsvermittlung Airbnb vermittelt wie zuvor in Italien und Frankreich nun auch hierzulande zumindest kostenlose Unterkünfte für medizinisches Personal.

Soziale Verantwortung, Kostendruck und Rastlosigkeit

Die Gastronomen treiben drei Motive. Nach außen ist es für viele die soziale Verantwortung. „Wir wollen unseren Beitrag zur Eindämmung des Coronavirus leisten, sagt Max Luscher, der für B & B das Geschäft in Mittel- und Nordeuropa leitet. Mindestens ebenso stark treibt seine Zunft die nackte Not. Denn derzeit stehen fast alle Häuser leer. „Jede Nacht, die wir jetzt nicht verkaufen, lässt sich nicht mehr verkaufen“, sagt Dirk Iserlohe, Chef und Mehrheitseigentümer der Honestis genannten Mutter der Dorint Hotels. Nun droht vielen trotz möglicher Staatshilfen die Pleite.

Dank der Angebote können sie immerhin den Betrieb in den ansonsten praktisch ausgestorbenen Häusern zumindest auf Sparflamme weiterlaufen lassen – und damit zumindest einen Teil der auch bei einer Schließung weiterlaufenden Kosten wie Mieten, Kommunikationseinrichtungen oder Heizung decken. Und zu guter Letzt leiden viele der an 60-Stunden-Wochen gewöhnten Übernachtungsunternehmer unter der erzwungenen Untätigkeit. „Die meisten von uns werden unleidlich, wenn sie untätig rumsitzen müssen, besonders wenn sie einen akuten Bedarf sehen“, so ein Hotelmanager.

Hotels zu Quarantäne-Stationen

Am weitesten sind hier die Hotels in Bayern. Auf Anfrage der Staatsregierung sammelt dort der Hotel- und Gaststättenverband seit Dienstag Betriebe, die Corona-Kranke oder Personen mit Kontakt zu ihnen aufnehmen können. „Damit sollen die Gesundheitsämter in die Lage versetzt werden, im Bedarfsfall rasch und unbürokratisch Unterbringungsmöglichkeiten zu finden“, sagt Verbandspräsidentin Angela Inselkammer. Dabei erwarten die Behörden einen gewissen Standard. Neben leicht zu desinfizierenden Böden ohne Teppich sollen die Zimmer „ein Unterhaltungsangebot (TV, WLAN) in der Isolation ermöglichen.“ Nach Angaben des Verbands wollen im Freistaat bereits mehrere hundert Häuser mitmachen. Eine ähnliche Resonanz dürfte es in anderen Bundesländern geben, „wenn die Behörden denn mal ähnlich klar fragen“, so ein Hotelmanager.

Die ersten Vorbereitungen laufen bereits. „Es gibt bereits an drei Standorten Interesse und Gespräche zur Einrichtung von Krankenbetten“, freut Dorint-Eigentümer Iserlohe. Ähnliches erzählen anderen Hoteliers.

Doch unterm Strich bleiben die angebotenen Zimmer noch weitgehend leer. Dafür sorgen nicht zuletzt die Behörden, die derzeit wie im Rheinland vielerorts die Hotels – Krisenvorbereitung hin oder her - sicherheitshalber schließen. „In Köln mussten wir leider zehn verkaufte Zimmer wieder absagen, da just in dem Moment das Betriebsverbot eintraf“, erinnert sich Dorint-Eigentümer Iserlohe.

Doch zumindest das geringe Interesse als Krankenzimmer hält die Branche am Ende doch für ein gutes Zeichen. „Zur Behandlung der an Covid-19 erkrankten Patienten reichen zur Zeit – noch – die Kapazitäten in den Krankenhäusern“, sagt Verbandchefin Inselkammer. „Gottseidank“, ergänzt Iserlohe.