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PwC kritisiert geplante Regulierung als „Griff in die Mottenkiste“

Die Bilanzprüfung hat 2020 das Wachstum des Marktführers gesichert. CEO Ulrich Störk lehnt die Regierungspläne für weitere Einschränkungen ab.

Die geplante schärfere Regulierung der Abschlussprüfung schlägt in der Wirtschaftsprüferbranche anhaltend hohe Wellen. Das im Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums skizzierte Vorhaben sei „nicht durchdacht und nicht zielführend“, kritisierte Ulrich Störk, Sprecher der Geschäftsführung von PwC Deutschland, bei der Vorlage der Geschäftszahlen am Dienstag.

„Die Pläne von Bundesfinanzminister Scholz gleichen einem Griff in die Mottenkiste“, sagte Störk. PwC fordert ein besser aufeinander abgestimmtes Konzept zwischen Unternehmens-Governance, Abschlussprüfern und Finanzmarktaufsicht.

Seit einigen Tagen liegt der Entwurf aus dem Bundesfinanzministerium für ein Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG) vor. Die Regierung reagiert damit auf den Wirecard-Bilanzskandal und will das Vertrauen in den deutschen Finanzmarkt sichern. Neben schärferen Befugnissen für die Finanzaufsicht Bafin sieht das Gesetz eine weiter gehende Regulierung der Abschlussprüfer vor.

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PwC wäre von den schärferen Regeln als Marktführer besonders betroffen. Die Gesellschaft dürfte im vergangenen Jahr ihre Spitzenposition in Deutschland verteidigt haben. Im Geschäftsjahr 2019/2020 (bis 31. Juni) steigerte PwC die Gesamtleistung um 1,5 Prozent auf 2,35 Milliarden Euro. Vor der Coronakrise habe das Wachstum bei sieben Prozent gelegen.

Pandemiebedingt haben sich die Vorzeichen verändert: Nicht mehr die Beratungssparte war der Wachstumstreiber – im Gegenteil: Nach dem abrupten Lockdown lag das Geschäft wochenlang praktisch still, weshalb der Umsatz der Consulting-Division um zwei Prozent auf 886 Millionen Euro sank.

Klassische Wirtschaftsprüfung als Wachstumstreiber

Es sei aber allen klar gewesen, dass es nur ein vorübergehender Stopp war, erläuterte Störk. „Wir haben deswegen keine Stellen abgebaut oder Kurzarbeit beantragt, sondern die Zeit genutzt, um unsere Muskeln zu stärken.“ Aktuell liege der Auftragsbestand in der Unternehmensberatung schon wieder auf Vorkrisenniveau.

Weil auch die Steuer- und Rechtsberatung bei einem Umsatz von 570 Millionen Euro praktisch stagnierte, rückte die klassische Wirtschaftsprüfung wieder ins Rampenlicht. In dieser Sparte legte PwC Deutschland um 5,1 Prozent auf 839 Millionen Euro zu. Hier zahlten sich Mandatsgewinne im Dax (BMW, Fresenius, Linde) ebenso aus wie die boomenden prüfungsnahen Dienstleistungen. Auch beim Konkurrenten Deloitte war die Wirtschaftsprüfung zuletzt der Wachstumstreiber.

Gerade das Prüfungsgeschäft soll im Zuge der Aufarbeitung des Wirecard-Skandals schärfer reguliert werden. Was Störk mit dem „Griff in die Mottenkiste“ meint, ist vor allem die geplante stärkere Trennung von Beratung und Prüfung – ein Thema, das schon die letzte Regulierungsrunde im Prüfergeschäft im Jahr 2016 dominierte.

So soll verboten werden, dass Abschlussprüfer ihre Mandanten zugleich in Steuer- und Bewertungsfragen beraten dürfen. Der mittelständisch orientierte Verband Wp.net begrüßt dies als Stärkung der Unabhängigkeit der Abschlussprüfer und als Fokussierung auf die eigentliche Testat-Arbeit.

Die großen Gesellschaften hingegen lehnen es als nicht zielführend ab. So würden etwa bei der schnellen Umsetzung von Kapitalerhöhungen Wirtschaftsprüfer eine wichtige Rolle für die Mandanten in Bewertungsfragen spielen, erläutert Störk.

Die Branche reibt sich vor allem an den vorgesehenen Haftungsregeln, die auch die persönliche Haftung von Prüfern verschärfen. „Die neuen Regeln sind in Summe ungeeignet, Qualität zu forcieren“, sagt Petra Justenhoven, die in der PwC-Geschäftsführung den Prüfungsbereich verantwortet. Sie prophezeit Nachwuchsprobleme: „Es wird unseren Berufsstand deutlich weniger attraktiv machen.“

Verband fordert BKA-Eingreiftruppe gegen Bilanzbetrug

Eine Ausrichtung der gesamten Abschlussprüfung auf die Aufdeckung von Betrug hält Justenhoven für nicht sinnvoll. Beim Thema Anti-Fraud seien zuallererst die Unternehmen gefragt. Sie müssten ein wirksames System zur Betrugsverhinderung aufbauen, das dann der Aufsichtsrat überwachen müsse und der Abschlussprüfer prüfen könne. Hier sei ein besseres Zusammenspiel aller Akteure gefragt.

Der Verband der Wirtschaftsprüfer fordert eine Eingreiftruppe gegen Bilanzbetrug beim Bundeskriminalamt (BKA). Insbesondere bei bandenmäßigem Betrug seien zur Aufdeckung von Bilanzbetrug oftmals hoheitliche Befugnisse erforderlich, die dem Abschlussprüfer nicht zur Verfügung stünden, sagte Klaus-Peter Naumann, Vorstandssprecher des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IdW), am Dienstag. „Zur Sicherung des Vertrauens in den deutschen Kapitalmarkt und den Finanzstandort Deutschland braucht es hier die Schaffung einer schnellen Eingreiftruppe.“ Das IdW vertritt einen Großteil der 15.000 Prüfer in Deutschland.

Um einen sicheren Informationsfluss und eine zügige Aufnahme von Ermittlungen zu gewährleisten, müsse zum einen die Finanzaufsicht Bafin bei Anhaltspunkten auf Bilanzbetrug gesetzlich ermächtigt werden, das BKA zu informieren. Zum anderen sollten auch die Abschlussprüfer bei Verdacht auf Bilanzdelikte verpflichtet sein, dies direkt an das BKA zu melden, erklärte das IdW.